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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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deshalb zum Winter hin besonders dicke Pelze zu. Eine besonders wichtige Rolle spielt die Schneedecke, die nahezu den gesamten Winter über den Boden bis zu mehrere Meter hoch bedeckt. Für viele Tiere steht nun keine Nahrung mehr zur Verfügung. Viele Taigavögel ziehen daher im Herbst in den Süden, während sich einige an die kargen Nahrungsverhältnisse angepasst haben. Manche Tiere nutzen indessen sogar den Schnee als Isolationsschicht gegen die kalte Lufttemperatur und die eisigen Winde. So geht für kleinere Wirbeltiere unter der Schneedecke das Leben weiter. Andere Tiere wie Bären, Streifenhörnchen oder Wirbellose entgehen dem strengen Nordwinter, indem sie sich für mehrere Monate zur Winterruhe oder zum Winterschlaf an einen geschützten Ort zurückziehen.
    Zugvögel und Standvögel
    Ihre Fähigkeit zu fliegen nutzen viele Vögel zu ausgedehnten Wanderungen, bei denen sie erstaunliche Leistungen vollbringen. Der regelmäßige Vogelzug gibt vielen Arten überhaupt erst die Möglichkeit, Lebensräume wie die Taiga zu besiedeln, die ihnen zeitweise kaum Nahrung bieten. Dementsprechend entzieht sich ein Großteil der Taigavögel dem langen Winter durch den Zug in den Süden. Ausgeprägte Zugvögel haben meist lange und spitze Flügel, die sich Energie sparend auf die Aerodynamik des Langstreckenfliegens auswirken. Die kräftigen Brustmuskeln, die Hauptflugmotoren, setzen sich überwiegend aus schnellen Muskelfasern mit hoher oxidativer Kapazität zusammen und sind daher besonders leistungsstark. Zuvor angefressene Fettdepots dienen als Energiereservoir auf der Flugreise. Sie werden durch spezielle Fettstoffwechselwege optimal ausgenutzt.
    Zu den Vögeln, welche den harten Winterfrösten in der borealen Zone trotzen, gehören viele echte Baumbewohner wie die Kreuzschnäbel (
Loxia spec.
), Spechte wie der Dreizehenspecht (
Picoides tridactylus
) sowie die Hakengimpel (
Pinicola enucleator
) und die Tannenhäher (
Nucifraga caryocatactes
). Sie sind in der Lage, die nahrhaften Samen aus den im Winter verfügbaren Koniferenzapfen herauszulösen. In schlechten Samenjahren der Fichten ziehen einige von ihnen wie der Fichtenkreuzschnabel (
Loxia curvirostra
) sehr weiträumig auf Nahrungssuche umher (sog. Mangelfluchten). Der zirkumpolar verbreitete Europäische Seidenschwanz (
Bombycilla garrulus
) ernährt sich überwiegend von Insekten und ist durch sein ausgedehntes Nomadisieren bis in die gemäßigten Breiten hinein bekannt. Die Raufußhühner (
Tetraoninae
) bleiben ebenfalls in der Taiga, weil sie hier hinreichend Knospen und Koniferennadeln finden, die ihnen als, wenn auch sehr karge, Winternahrung ausreichen.
    Schneeschuhe und Schneemäntel
    Für Säugetiere, die keinen Winterschlaf halten, stellt sich während der zahlreichen Schneemonate das Problem des Vorankommens. Um tiefes Einsinken in die Schneedecke und dadurch einen hohen Energieverbrauch zu vermeiden, haben schwere Tiere wie Elche oder Rentiere, aber auch kleinere wie Luchse und Moorschneehühner verbreiterte Füße entwickelt. Wie auf Schneeschuhen verteilen sie dadurch gleichmäßig ihr Körpergewicht. Gegen die Winterkälte isolieren sich die Säugetiere durch ein dickeres und längeres Fell sowie durch eine mächtige Schicht Unterhautfettgewebe. Bei den Schneeschuhhasen z. B. erhöht sich dadurch die Isolationswirkung um 27 %. Viele Tiere wie Schneehühner und Wölfe lassen sich sogar einschneien, um sich vor dem Erfrieren zu schützen. Die locker niederfallenden Schneeflocken schließen Luft in die sich bildende Schneedecke mit ein, die dann wie eine Isolationsschicht gegen die teilweise eisigen Temperaturen der Umgebungsluft wirkt. Und auch unter der Schneedecke geht das Leben weiter.
    Leben unter der Schneedecke
    Die winterlichen Schneefälle können in der Taiga so heftig ausfallen, dass eine teilweise mehrere Meter dicke Schneedecke den gesamten Waldboden bedeckt. Da zwischen den lockeren Flocken immer reichlich Luft eingelagert ist, wirkt diese Masse allerdings wie eine Wärmeisolationsschicht. Während an der Oberfläche Temperaturen von weniger als –25 °C herrschen, bleibt es im Luftraum unter einer 20 cm dicken Schneeschicht bei für kleinere Säugetiere »angenehmen« 0–3 °C.Wenn der Schnee frühzeitig fällt, verhindert er, dass der Boden dauerhaft gefriert. Tiere, die oberhalb der Schneedecke rasch erfrieren würden, haben unter der weißen Schutzschicht ihre ökologische Winternische gefunden. Vor allem Wühl- und

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