Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
abgeschiedenen Wälder und Einöden von Taiga und Tundra zurückziehen. In den Waldgebieten Kanadas und Sibiriens leben heute mit mehreren zehntausend Tieren die größten verbliebenen Wolfspopulationen. Würden sich durch den Klimawandel die borealen Wälder weiter in den Norden zurückziehen, wären diese Rückzugsmöglichkeiten des Wolfes in Gefahr.
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Wölfe in den rumänischen Karpaten
Ein Raubtier mit meist schlechtem Ruf
Kaum ein Tier wird in Mythen und Märchen zugleich so verehrt und gefürchtet wie der Wolf. So waren dem höchsten germanischen Gott Odin, dem universalen Vater der skandinavischen Mythologie, zwei Wölfe (Geri und Freki) heilig. Andererseits symbolisierte der Wolf in der Edda aber auch das Ende der Welt.
In der römischen Mythologie wiederum rettet eine Wölfin die ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus, die späteren Gründer Roms, durch Säugen vor dem Hungertod.
Wolf
Canis lupus
Klasse Säugetiere
Ordnung Raubtiere
Familie Hundeartige
Verbreitung Nordhalbkugel
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 80–160 cm
Gewicht 15–80 kg
Nahrung große Huftiere und mittlere, aber auch kleine Säugetiere, Abfälle
Geschlechtsreife mit 2 Jahren
Tragzeit etwa 60 Tage
Zahl der Jungen 4–7
Höchstalter 10 Jahre, in Menschenobhut 20 Jahre
Eine starke Gemeinschaft
Wölfe leben sehr gesellig in Rudeln, die meist aus Mitgliedern einer einzigen Großfamilie mit Eltern, Tanten und Onkeln, Halbgeschwistern und Welpen besteht. Somit sind Zusammenhalt und Bindung innerhalb der Gruppe durch die verwandtschaftlichen Beziehungen genetisch fundiert und werden über das differenzierte Verhaltensrepertoire weiter gefestigt. Die Lebensweise im Rudel ermöglicht ihnen eine gemeinschaftliche Hetzjagd, so dass sie auch Beutetiere erlegen können, die wie Weißwedelhirsch oder gar Elch wesentlich größer sind als sie selbst.
Je nach Angebot an Beutetieren liegt die Größe eines Wolfsrudels meist zwischen fünf und zehn Tieren. Im Winter schließen sich auch kleinere Rudel zu größeren Gemeinschaften zusammen, was den Jagderfolg bei knapper werdender Beute erhöht. Die ausgedehnten Reviere der Jäger umfassen zwischen 50 km 2 und über 1000 km 2 . Gegenüber anderen Wolfsrudeln wird das Territorium durch das Absetzen von Duftmarken aus Urin und Sekreten aus den Analdrüsen abgegrenzt. Auch das weithin hörbare Heulen dient der Revierabgrenzung.
Soziale Gruppe mit Sprache und Regeln
Das Wolfsrudel ist eine der am höchsten entwickelten sozial organisierten Lebensgemeinschaften im Tierreich. Vielfältige Zeichen und Gesten wie Lecken, Berühren mit der Schnauze oder mit der Pfote, Beschnüffeln oder körperliches Aneinanderdrängen stärken den Zusammenhalt unter den Mitgliedern eines Rudels.
Das Gruppenleben ist geprägt von einer strengen sozialen Rangordnung. Getrennt voneinander fechten die beiden Geschlechter in Kämpfen diese Dominanzhierarchie aus. Die ranghöchsten Tiere werden als Alpha-Männchen bzw. Alpha-Weibchen bezeichnet. Bei der Rangfestlegung zählen soziale Freundschaften zu hohen Rudelmitgliedern ebenso wie körperliche Stärke. Die meist im Herbst ermittelte Hierarchie bleibt während des nächsten halben Jahres, der Fortpflanzungszeit, bestehen. Auseinandersetzungen werden nach der Ranzzeit meist mithilfe von ritualisierten Gebärden aus dem ausgefeilten Repertoire an Körpersprache geregelt.
Begegnet ein Wolf einem Artgenossen in gebückter Demutshaltung und mit zwischen die Hinterbeine eingezogenem Schwanz, so drückt er damit aus, dass er den höheren Rang seines Gegenübers akzeptiert. Auch wenn ein Rudelmitglied mit angelegten Ohren und einer leicht gesenkten Rute die Lefze eines Höherrangigen leckt, drückt es seine akzeptierte Unterlegenheit aus.
Ranghohe Wölfe wiederum fletschen als Drohgebärde gegen aufmüpfige Tiere durch Hochziehen der Lefzen die Zähne. Als Demutsgeste legt sich ein unterlegener Wolf auf den Rücken und bietet damit dem Rudelführer seine empfindliche Kehle, d. h. sein Leben an.
Der einsame Wolf
Manchmal können Rivalenkämpfe auch eine solche Schärfe erreichen, dass dem unterlegenen Tier nur noch die Flucht bleibt, um das eigene Leben zu retten. Der Unterlegene zieht dann allein umher. Dann muss er bald einen Geschlechtspartner zur Gründung eines eigenen Rudels finden, will er auf lange Sicht überleben. Denn als Einzeltier hat er kaum Chancen auf Jagderfolg, auch wenn er sich gezwungenermaßen mit
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