Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
er sich davon überzeugt hatte, dass keine Löcher in den Maschen waren, kehrte er ans Ruder zurück.
    Bucky stand an der Reling und rauchte lieber eine Zigarette, als sich auf die Koje zu hauen. Er zog an seiner Marlboro, nickte Miller zu und blickte dann zum Himmel auf. Eine allgegenwärtige Wolkendecke trieb über ihnen dahin, war aber zu dünn, als dass mehr als ein leichter Nieselregen daraus fiel. Bucky spähte über die Hecate-Straße auf die grünen Inseln im Westen. Backbord voraus bemerkte er eine ungewöhnlich dichte Wolke, die sich über den Wasserspiegel wälzte. Der Nebel war in diesen Gewässern zwar ein alltäglicher Begleiter, aber dieser Dunst sah merkwürdig aus. Er war weiß, heller als eine gewöhnliche Nebelbank, und er wirkte schwerer. Bucky nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, stieß den Rauch aus und begab sich zum Ruderhaus.
    Miller hatte die weiße Wolke bereits bemerkt und richtete ein Fernglas auf den Dunst.
    »Haben Sie das auch gesehen, Boss? Eine seltsam aussehende Wolke, nicht wahr?«, meinte Bucky.
    »So ist es. Ich sehe rundum nirgendwo ein anderes Schiff, das sie ausgestoßen haben könnte«, erwiderte Miller, während er den Horizont absuchte. »Vielleicht ist es eine Art Rauch oder Auspuffgas, das von Gil rübergetrieben wurde.«
    »Jo, vielleicht ist auch die Fischräucherei von jemandem hochgegangen«, erwiderte der Matrose breit grinsend und zeigte seine schiefen Zähne.
    Miller legte das Fernglas hin und ergriff das Ruder. Ihr Weg rund um Gil Island führte mitten durch die Wolke. Nervös schlug Miller mit den Knöcheln an das abgegriffene hölzerne Rad, machte aber keinerlei Anstalten, den Kurs zu ändern.
    Als sich das Boot dem Rand der Wolke näherte, starrte Miller auf das Wasser und runzelte die Stirn. Die Farbe des Wassers veränderte sich, von Grün zu Braun, dann zu Kupferrot. Etliche tote Lachse tauchten in der roten Brühe auf, die silbernen Bäuche nach oben gekehrt. Dann tuckerte das Fischerboot in den Dunst hinein.
    Die Männer im Ruderhaus spürten sofort, wie die Temperatur umschlug, so als wäre eine kalte, nasse Decke über sie geworfen worden. Miller nahm einen starken, sauren Geschmack wahr, plötzlich fühlte sich sein Schlund feucht an. Ein seltsames Kribbeln zog ihm durch den Kopf, und es kam ihm so vor, als werde auf einmal seine Brust eingeschnürt. Als er Luft holte, gaben seine Beine nach. Er sah Sterne vor den Augen. Er wurde von seinem Schmerz abgelenkt, als der zweite Matrose mit einem Schrei ins Ruderhaus stürzte.
    »Käpt’n … ich ersticke«, japste der Mann, ein rotgesichtiger Bursche mit langen Koteletten. Seine Augen traten aus den Höhlen, das Gesicht war dunkelblau verfärbt. Miller trat einen Schritt auf ihn zu, aber der Mann fiel schon bewusstlos zu Boden.
    Das Ruderhaus drehte sich vor Millers Augen, als er voller Verzweiflung zum Funkgerät stürzte. Nur verschwommen nahm er wahr, dass auch Bucky am Boden lag. Miller hielt sich am Funkgerät fest, während sich seine Brust immer enger zusammenschnürte, ergriff das Mikrofon und warf dabei ein paar Karten und Stifte herunter. Er führte das Mikro zum Mund und versuchte einen Notruf abzusetzen, brachte aber kein Wort heraus. Er sank auf die Knie, hatte das Gefühl, sein Leib werde auf einem Amboss zermalmt. Das eiserne Band um seine Brust straffte sich, bis ihm allmählich schwarz vor Augen wurde. Er zwang sich, bei Bewusstsein zu bleiben, spürte aber, wie er allmählich ins Bodenlose glitt. Miller kämpfte noch verzweifelt, dann gab er ein letztes, tiefes Keuchen von sich, als die eisige Hand des Todes winkte und er sich gehen ließ.
2
    »Fang ist eingeholt«, rief Summer Pitt in Richtung Ruderhaus. »Bring uns zum nächsten magischen Punkt.«
    Die große, schlanke Ozeanografin stand in einer türkisfarbenen Regenjacke am offenen Achterdeck des Forschungsbootes und holte eine Propylenschnur ein, die um die Rolle einer zweckentfremdeten Angelrute gewickelt war. An dieser Schnur hing ihr kostbarer Fang, der jetzt unter dem Spitzenring im Wind pendelte. Es war kein Fisch, sondern eine graue Plastikröhre, eine sogenannte Niskinflasche, die zur Entnahme von Meerwasserproben aus unterschiedlicher Tiefe diente. Vorsichtig ergriff Summer die Flasche und ging zum Ruderhaus, als der Innenbordmotor plötzlich laut aufheulte und das Boot mit einem Mal einen solchen Satz nach vorn machte, dass sie beinahe zu Fall gekommen wäre.
    »Vorsichtig mit dem Gas«, rief sie und trat durch die

Weitere Kostenlose Bücher