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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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in der erstarrten Hand. An der gräulich blassen Hautfarbe erkannte er, dass die Männer tot waren, aber er tastete trotzdem nach ihrem Puls. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass die Leichen unversehrt waren, weder bluteten noch offene Wunden aufwiesen. Als er keinerlei Lebenszeichen erkennen konnte, übernahm er mit grimmigem Blick das Ruder, brachte das Boot auf geraden Kurs und forderte Summer über Funk auf, ihm zu folgen. Sobald er das anfängliche Frösteln überwunden hatte, steuerte er das Boot zum nächsten Hafen und fragte sich, was die Männer, die zu seinen Füßen lagen, getötet haben mochte.
3
    Der Wachposten des Weißen Hauses, der am Eingang an der Pennsylvania Avenue stand, starrte verwundert auf den Mann, der den Fußweg entlang auf ihn zukam. Er war klein, lief aber mir forschen Schritten, hatte die Brust herausgedrückt, das Kinn hochgereckt und strahlte etwas Gebieterisches aus. Mit seinen feuerroten Haaren und dem entsprechenden Kinnbart erinnerte er den Wachposten an einen Bantamhahn, der vor dem Hühnerstall auf- und abschreitet. Aber es war weder das Äußere noch die Haltung, die dem Posten besonders auffielen. Es war viel eher die kalte Zigarre, die der Mann zwischen die Lippen geklemmt hatte.
    »Charlie … ist das nicht der VP?«, fragte er seinen Kollegen im Schilderhaus. Doch dieser war gerade am Telefon und hörte ihn nicht. Mittlerweile war der Mann an dem kleinen Eingang neben dem Wachhaus angekommen.
    »Guten Abend«, sagte er mit energischem Tonfall. »Ich habe um acht Uhr einen Termin beim Präsidenten.«
    »Darf ich Ihren Ausweis sehen?«, fragte der Wachmann nervös.
    »Ich schleppe doch diesen Unsinn nicht mit mir rum«, erwiderte der Mann unwirsch. Er blieb stehen und nahm die Zigarre aus dem Mund. »Ich heiße Sandecker.«
    »Ja, Sir. Aber trotzdem brauche ich Ihren Ausweis«, erwiderte der Wachmann, der jetzt rot anlief.
    Blinzelnd musterte Sandecker den Wachposten, dann wurde er versöhnlicher. »Mir ist klar, dass Sie nur Ihre Pflicht tun, mein Junge. Warum rufen Sie nicht Stabschef Meade an und sagen ihm, dass ich an der Pforte bin?«
    Bevor der verwirrte Wachmann etwas erwidern konnte, steckte sein Kollege den Kopf aus dem Schilderhaus.
    »Guten Abend, Mr. Vizepräsident. Wieder eine späte Besprechung mit dem Präsidenten?«, fragte er.
    »Guten Abend, Charlie«, erwiderte Sandecker. »Ja, leider ist das die einzige Zeit, in der wir ungestört miteinander reden können.«
    »Warum gehen Sie nicht rein?«, sagte Charlie.
    Sandecker trat einen Schritt vor, dann blieb er stehen. »Wie ich sehe, haben Sie einen neuen Kollegen«, sagte er und wandte sich an den verwunderten Wachmann, der ihn aufgehalten hatte. Dann streckte der Vizepräsident den Arm aus und schüttelte ihm die Hand.
    »Machen Sie weiter gute Arbeit, mein Junge«, sagte er, wandte sich dann ab und schlenderte über die Auffahrt zum Weißen Haus.
    Obwohl er den Großteil seines Berufslebens in der Hauptstadt verbracht hatte, hielt James Sandecker nicht viel von dem Protokoll, das in Washington üblich war. Als Admiral a. D. war Sandecker innerhalb des Stadtrings für seine direkte Art, mit der viele Jahre die National Underwater & Marine Agency geleitet hatte, wohlbekannt. Er war zunächst erschrocken gewesen, als ihn der Präsident gebeten hatte, seinen gewählten Stellvertreter zu ersetzen, der im Amt gestorben war. Obwohl er für Politik nichts übrighatte, war sich Sandecker darüber im Klaren, dass er sich in einer solchen Position stärker für die Umwelt und die geliebten Meere einsetzen konnte, daher hatte er das Angebot bereitwillig angenommen.
    Als Vizepräsident versuchte Sandecker nach besten Kräften, den Fallen aus dem Weg zu gehen, die das Amt so mit sich brachte. Wiederholt trieb er seine Personenschützer vom Secret Service zur Verzweiflung, weil er sie einfach wegschickte, wenn ihm danach zumute war. Er war ein Fitnessfanatiker, den man die Mall oft allein entlangjoggen sah. Er arbeitete lieber in einem Büro im Eisenhower Executive Office Building als einen ganz ähnlichen Raum im Westflügel des Weißen Hauses zu nutzen, weil er es vorzog, den Dunstkreis der Politik zu meiden, der die Regierung umgab. Selbst bei schlechtem Wetter spazierte er die Pennsylvania Avenue entlang, wenn er zu Besprechungen ins Weiße Haus musste, da er lieber an der frischen Luft war, als durch den unterirdischen Tunnel zu laufen, der die beiden Gebäude miteinander verband. Und er war dafür bekannt,

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