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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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schnupperte. „Eine Pracht!“
    „Nicht wahr?“ In Grete Hahns Stimme war ein leises Vibrieren. Dann spürte Polt, wie sich ihre Brust an seinen Rücken drängte und ihre Hände seine Hüften umfaßten. „Keine Bewegung“, flüsterte sie, „sonst beiße ich.“
    Polt drehte sich hastig um und hatte nun Grete Hahns Gesicht dicht vor seinem. In ihren Augen war ein Ausdruck, der ihn beunruhigte.
    „Geh schon, Bubi.“ Sagte Frau Hahn. „Geh heim zur Mami.“
    Nachtschatten
    Nachdem sich Polt ein paar Schritte vom Haus der Frau Hahn entfernt hatte, blieb er stehen und dachte nach. Er mußte mit Karin Walter reden, hätte es längst tun sollen. Sie wohnte kaum hundert Meter entfernt. Die Tür war verschlossen. Offensichtlich hatte die Lehrerin ihre Grippe halbwegs überwunden und unterrichtete wieder. Vielleicht war sie aber auch nur einkaufen gegangen. Jedenfalls durfte Polt darauf hoffen, daß sie bald nach Hause kam. So war es auch. Er sah Karin um die Ecke biegen, sie lief auf ihn zu, und er nahm sie in die Arme.
    „Simon, Lieber! Ich hab mich neulich aufgeführt wie ein pubertierendes Schulmädchen.“
    „Die Grippe, nicht wahr? Geht’s besser?“
    „Ach was, Grippe, das war einmal. Gehen wir ein Stück? Da redet sich’s leichter.“ Die Lehrerin schaute ihn prüfend an. „Du bist rot im Gesicht, Simon.“
    „So? Das wird der Wein von der Frau Hahn sein.“
    „Du warst bei ihr?“
    „Ja, wegen dem Lutzer, und überhaupt.“
    „Habt ihr auch über mich geredet?“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Wenn die Frau Hahn was kann, dann kochen und Männer zum Reden bringen.“
    „Also gut. Zwei, drei Sätze. Und sie stellt dir das allerbeste Zeugnis aus.“
    „In Brunndorf stell nur ich Zeugnisse aus, Simon. Aber im Ernst: Vor vielleicht zehn Jahren hab ich diesen Lutzer einmal persönlich gesehen, in einem Tanzcafé in Breitenfeld, dann nie wieder. Ein paar Meter waren zwischen uns, und bei dieser Entfernung ist es auch geblieben. Meine Schulkinder würden sagen: Ekelstufe vier.“
    „Ja, aber warum dann …“
    Die beiden hatten das Dorf hinter sich gelassen und folgten einem Güterweg, der den Bahndamm begleitete. Karin schaute über die Felder zur Kellergasse hin. Nur die dunklen Dächer der Preßhäuser waren zu erkennen, die grauweißen Hügel darüber verloren sich im grauweißen Himmel. „Manchmal hab ich’s gerne, wenn es so still und unbelebt ist, Simon, und manchmal hab ich Angst davor. Es wird viel totgeschwiegen hier in unserer Gegend.“
    „Also weißt du irgendwas?“
    „Ja. Und ich bin völlig ratlos. Einmal hab ich zuwenig geredet in meinem Leben, und jetzt könnte jedes Wort zuviel sein.“
    „Auch wenn ich den Gendarmen vergesse?“
    „Auch dann. Laß mir Zeit, Simon, bitte.“
    „Wie du meinst. Freude hab ich keine damit.“
    „Ich weiß.“
    Schweigend gingen die beiden zu Karin Walters Haus zurück. „Bis bald, Simon.“
    „Hoffentlich, Karin.“
    Polt wartete noch, bis sich die Tür hinter ihr schloß. Dann zog er sein neues Mobiltelefon aus der Tasche: Ein Dienstgerät, praktisch, aber auch lästig, weil er so jederzeit und fast überall erreichbar war. Der Gendarm berichtete Harald Mank von seinem Gespräch mit Frau Hahn und davon, daß er noch versuchen werde, den Bruno Bartl zu treffen, vielleicht auch den Kurzbacher. „Im Weinkeller funktioniert übrigens das Handy nicht“, fügte er mit einiger Genugtuung hinzu.
    Polt ging zurück zu Frau Hahns Haus, wo sein Fahrrad lehnte, und machte sich, weiße Atemwölkchen vor dem Mund, auf den Weg in die Kellergasse. Zu seiner Freude sah er Kurzbachers Preßhaustür offenstehen, und schon das gelbe Licht dahinter versöhnte ihn mit der Kälte.
    Im Keller angelangt, sah er, daß er nicht mehr zu suchen brauchte. Zwischen zwei großen Fässern saßen Friedrich Kurzbacher und Bruno Bartl an einem kleinen Tisch, dicke Styroporplatten unter den Hinterteilen. Polt trat näher. „Na, ihr zwei Halunken!“
    Der Weinbauer lud den Gendarmen mit einer sparsamen Handbewegung ein, sich zu setzen, und füllte ein Glas für ihn. „Der Bartl ist ja sozusagen ein alter Bekannter von mir. Und im Keller hat er’s ja doch wärmer.“
    Damit war das Wichtigste gesagt, und die drei Männer hoben ihre Gläser. Kurzbachers Keller war groß, doch nicht so geräumig wie zum Beispiel der des Karl Fürnkranz. Es gab keine Ziegelmauern hier, und im Löß waren allzuweite Gewölbe nicht tragfähig. Kein Fachmann hatte je das ideale Maß

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