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Polterabend

Polterabend

Titel: Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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methodische Vernunft. So nebenbei fiel ihm auf, daß er wohl zum ersten Mal in einen Keller ging, ohne Lust auf Wein zu bekommen. Hier unter der Erde umfing ihn fast so etwas wie Wärme, und er dachte daran, wie oben im eiskalten Preßhaus die Maische und ein toter Körper allmählich zu einer kompakten Masse gefrieren würden. »Das gibt’s nicht, das alles«, sagte er irgendwann wie zu sich selbst. Dann schaute er die Weinbauern an. »Wie kommt ein Mensch in einen Preßkorb? Wer könnte das sein?«
    Schweigen.
    »Hat der Fürnkranz Helfer gehabt?«
    Friedrich Kurzbacher hob die Schultern. »Dann und wann. Nachbarn und Bekannte, so wie heute. Er war mehr für sich allein. Das hat ihm ganz gut gepaßt so, glaub ich.«
    »Und der Sohn, der Martin, ist wohl nicht so für den Weinbau?«
    »Hast recht, Simon, leider.«
    Sepp Räuschl, der neugierig im Keller umhergegangen war, kam jetzt näher. »Haben Sie die Frau Fürnkranz noch gekannt, Herr Polt?«
    »So gut wie nicht. Ist früh gestorben, was?«
    »Viel zu früh. Die Monika war noch ein Kind. Sie war mit dem Martin schwanger. Bei der Geburt hat’s irgendwelche Komplikationen gegeben. Ich kenn mich da nicht aus. Jedenfalls ist sie nicht mehr aus dem Spital gekommen. Die Großmutter hat dann zu Hause ausgeholfen. Der Fürnkranz hat keine andere Frau mehr wollen.«
    »Und die Monika? Wo ist sie heute?«
    »Hat weggeheiratet, irgendwohin. Kein Fehler, wenn eine aus dem Haus ist, sag ich immer.«
    Polt schwieg. Dann machte ihm die Stille Angst. Er wandte sich an den Kurzbacher: »Tüchtiger Weinbauer, der Fürnkranz, nicht wahr?«
    »Der beste von uns, Simon. Der und vielleicht noch der Höllenbauer, dann kommt lang nichts. Schade um den Eiswein.«
    »Jetzt haben wir erst einmal andere Sorgen, ich und der Fürnkranz.« Polt hob den Kopf, als er von der Kellertür her Geräusche hörte. »Das wird er sein.«
    Die grobschlächtige Gestalt des Weinbauern zeichnete sich wie ein Scherenschnitt in der Kellertür ab. Fürnkranz näherte sich den Männern. In der rechten Hand hielt er ein paar ineinandergeschobene Kostgläser. »Da bin ich wieder. Wollt ihr was trinken?«
    Polt war irritiert. »Nein.« Dann fragte er die anderen: »Nein, nicht wahr? - Alles erledigt, Herr Fürnkranz?«
    Der Weinbauer stellte die Gläser auf ein Faß. »Ja.«
    »Und?«
    »Klarer Fall für die Kriminalabteilung, hat der Postenkommandant gesagt. Dann hat er noch mit einem Landesgendarmerieinspektor Kratky telefoniert.«
    »So, mit dem. Die Tatortgruppe wird schon unterwegs sein.« Polt seufzte unwillig. »Und was ist sonst noch geredet worden?«
    »Natürlich wollten sie wissen, wer von gestern bis heute im Preßhaus war.«
    »Die Antwort?«
    »Ich. Und dann wir.«
    »Wer hat den Schlüssel?«
    »Zwei Schlüssel gibt es. Einer steckt jetzt oben im Schloß, und einer hängt zu Hause in der Hofeinfahrt.«
    »Gut, ist jetzt einmal egal. Davon wird noch oft genug die Rede sein.« Polt dachte nach. Dann rückte er den Gläserstapel zurecht, bis er senkrecht stand. »Der Kratky ist ein eigenartiger Mensch, nicht gerade angenehm. Es kommt allerhand auf uns zu, auf Sie besonders, Herr Fürnkranz. Wenn esirgendwas zu sagen gibt..., ich hab keine Uniform an, heute.«
    Fürnkranz lachte leise. »Mein Gott, unser Simon Polt! Ein Mensch, der ab und zu einem Gendarmen ähnlich schaut, wenn es sein muß. Oder ein Gendarm, der ein Mensch ist, wenn’s grad gut paßt.«
    »Wie Sie meinen, man kann’s natürlich auch so sehen.«
    Fürnkranz schaute Polt forschend ins Gesicht. »Beleidigt? Oder gar gekränkt? Das hat gerade noch gefehlt. Aber ich habe nichts zu erzählen, beim besten Willen nicht. Ja, vielleicht, wenn ich erst einmal weiß, wer da oben liegt...«
    »Keine Ahnung, wer es sein könnte?«
    »Naja, der Steuerprüfer vom letzten Jahr wär mir ganz recht.«
    »Ich versteh nicht, daß Sie zu blöden Witzen aufgelegt sind, Herr Fürnkranz.«
    »Versteh ich auch nicht. Hab ich nie verstanden. War in meinem ganz persönlichen Bauerntheater schon immer Hauptdarsteller und Zuschauer in einer Person.«
    »Verbittert?«
    »Ach wo. Noch Fragen?«
    »Lassen Sie das Theater einmal beiseite. Was bleibt dann übrig?«
    »Groteskes Unglück.«
    »Wie geht es Ihnen denn wirklich, Herr Fürnkranz?«
    »Was ist schon wirklich?«
    »Wann waren Sie gestern eigentlich das letzte Mal im Preßhaus?«
    »Gegen sieben am Abend, alles vorbereiten. Dann habe ich mich beeilt, nach Hause zu kommen: Universum, so ziemlich das

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