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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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Fußboden aus konnte ich nur den konturlosen Himmel sehen. Er konnte genauso gut das Deckelinnere eines riesigen, weißen Schuhkartons sein.
    »Ich weiß es«, wiederholte Melanie Storck, »aber ich kann es nicht beweisen. Sonst wäre ich ja wohl nicht hier.«
    »Ich dachte, Sie sind hier, um mich zu informieren.«
    Ihre Miene wurde noch eine Spur kühler.
    »Vergessen Sie’s«, sagte ich. »Erzählen Sie mir einfach die Geschichte.«
    »Marius war Journalist. Nicht so ein Schlagzeilen-Heini, der für jede Bettgeschichte gut ist. Er stand auf der richtigen Seite und das war ihm immer das Wichtigste. Tja, deshalb musste er wohl auch sterben.«
    »Also hat jemand die Vorfahrt nicht beachtet?«
    »Er war an einer Story über die Nordrhein-Stahl dran. Damals haben die Tausende von Beschäftigten auf die Straße gesetzt.«
    »Nordrhein-Stahl.« Ich kratzte mich vorsichtig am Kopf. »Aber die Sache ist doch noch gar nicht so lange her.«
    »Ein gutes halbes Jahr. Jedenfalls war dieser Martens für den Konzern als Betriebsberater tätig. So weit sind wir heute gekommen, dass die Bosse sich ihre Schweinereien schon nicht mehr selbst ausdenken können.«
    »Sie meinen die Entlassungen.«
    »Man nennt es Betriebsverschlankung. Das war Martens’ geniales Rezept. Wissen Sie, was er dafür kassiert hat? Über eine Million. Nur dafür, dass er denen gesagt hat, sie sollen Leute rausschmeißen. Jeder Vierte wurde entlassen. Natürlich ließ sich die Belegschaft das nicht so einfach gefallen. Es gab Werksbesetzungen und Mahnwachen. Marius wollte darüber schreiben, aber dann sagte er, er sei auf eine heiße Sache gestoßen, die Martens betreffe.«
    Melanie hatte aufgehört zu erzählen. Es ärgerte mich, dass sie mir anhand meiner eigenen Nachfragen vorführen wollte, dass sie mein Interesse geweckt hatte. Dabei war es nur Neugier, nichts weiter.
    »Was für eine Sache denn?«
    »Tja, das habe ich nicht mehr erfahren. Damals am Telefon war es das letztes Mal, dass ich mit Marius gesprochen habe. Zwei Tage später wurde er aus dem Rhein gefischt.«
    »Tut mir Leid.«
    Sie stieß einen tonlosen, schnaufenden Lacher aus, womit sie mir wohl sagen wollte, dass ihn das auch nicht mehr lebendig machte.
    »Die Polizei hat den Fall doch sicher untersucht«, sagte ich.
    »Das schon. Ein paar Wochen. Dann wurde er zu den Akten gelegt. Zuerst haben sie immer von Mord geredet und später wiegelten sie ab. Es wäre auch ein Unfall denkbar, meinten sie.«
    »Und Sie sind davon überzeugt, dass Martens den Mord begangen hat?«
    Melanie beugte sich zu mir herüber. Sie musterte mich skeptisch wie eine Ärztin, die es auch in ihrer Freizeit nicht lassen kann, ihre Mitmenschen auf Symptome zu untersuchen. Offenbar hielt sie mich für einen schweren Fall von Begriffsstutzigkeit.
    »Aber die Sache ist doch klar! Marius findet etwas über Martens heraus. Er trifft sich mit ihm, um ihn damit zu konfrontieren. Kurz darauf wird er ermordet aufgefunden!«
    Ich konnte es nicht leiden, wenn man mir im Tonfall einer Nachhilfelehrerin eins und eins vorrechnete.
    »Schon mal was von aristotelischer Logik gehört?«
    Melanie legte den Kopf schief. »Von was?«
    »Erstens: Mörder machen sich die Hände nicht schmutzig. Richtig. Zweitens: Guido Martens hat saubere Hände. Auch richtig. Schlussfolgerung: Martens ist ein Mörder.«
    »Was?! Also…« Melanie hielt es nicht mehr auf der Fensterbank. Wütend sprang sie herunter und stolperte dabei über einen von Henks Aschenbecher, der im Weg lag. »Das ist ja wohl der blödsinnigste Quatsch, den ich je gehört habe!«
    »Was haben Sie denn für Fakten, außer dass Martens einen Beruf ausübt, der sich von Ihnen aus auf der falschen Seite befindet? Sie wissen nicht, was Ihr Marius über ihn herausgefunden hat. Auch nicht, ob er ihn überhaupt getroffen hat. Dazu kommt die Tatsache, dass Martens nicht wie ein Mörder aussieht. Das alles beweist, dass er einer ist, oder was?«
    Für einen Moment glaubte ich, sie würde sich auf mich stürzen. Wenn sie ihre Gitarre mitgehabt hätte, hätte sie sie mir sicher über den Schädel gehauen. Aber sie nahm sich zusammen.
    »Seit etlichen Wochen«, erklärte sie, die einzelnen Worte ruhig und gefasst aussprechend, »arbeiten wir in unserer Aktionsgruppe dafür, dass die Polizei den Fall Mölling noch einmal aufrollt. Wir haben nicht herumgesessen und diskutiert, sondern Druck gemacht. Aber wir kommen nicht weiter. Wir brauchen keinen, der noch mal von vorne anfängt. Wir

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