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Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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er. »Beeilt euch, alle.«
    Hinter ihm versperrte Ampliatus den Ausgang. »O nein«, sagte er. »Niemand geht von hier fort. Wir haben das Schlimmste überstanden. Das ist nicht der rechte Zeitpunkt zum Davonlaufen. Denkt an die Prophezeiung der Sibylle.«
    Attilius ignorierte ihn und richtete seine Worte an Corelia. Sie wirkte wie gelähmt. »Hör zu. Das herabstürzende Gestein ist nicht die Hauptgefahr. Jedes Mal, wenn der Steinregen aufhört, rasen Feuerwinde den Berg hinunter. Ich habe sie gesehen. Alles in ihrer Bahn wird zerstört.«
    »Nein, nein. Hier sind wir sicherer als irgendwo sonst«, beharrte Ampliatus. »Glaub mir. Die Mauern sind drei Fuß dick.«
    »Vor Hitze sicher in einem Schwitzbad?« Attilius flehte sie alle an. »Hört nicht auf ihn. Wenn die heiße Wolke kommt, werdet ihr hier wie in einem Ofen geröstet. Corelia.« Er streckte ihr die Hand entgegen. Sie warf einen raschen Blick auf Massavo. Attilius begriff: Sie alle standen unter Bewachung. Das Laconium war ihre Gefängniszelle.
    »Niemand geht fort«, wiederholte Ampliatus. »Massavo!«
    Attilius ergriff Corelias Handgelenk und versuchte, sie zum Caldarium zu zerren, bevor Massavo Zeit hatte, ihm Einhalt zu gebieten, aber der massige Mann war zu schnell. Er lief los, um den Ausgang zu blockieren, und als Attilius versuchte, ihn beiseite zu schieben, packte ihn Massavo mit dem Unterarm bei der Kehle und zerrte ihn in den Raum zurück. Attilius ließ Corelia los und versuchte, sich von dem Griff um seine Luftröhre zu befreien. Normalerweise konnte er in einem Kampf seinen Mann stehen, aber nicht bei einem Gegner dieser Größe, nicht wenn sein Körper erschöpft war. Er hörte, wie Ampliatus Massavo befahl, ihm den Hals zu brechen – »Brich ihn, er ist bloß ein armseliges Huhn!« –, und dann hörte er das Zischen einer Flamme dicht neben seinem Ohr und einen Schmerzensschrei von Massavo. Der Arm gab ihn frei. Er sah Corelia mit einer Fackel in beiden Händen und Massavo auf den Knien. Ampliatus rief ihren Namen, und in der Art, wie er ihn rief, war fast etwas Flehendes, und er streckte ihr die Hände entgegen. Corelia fuhr herum und schleuderte die Fackel auf ihren Vater, und dann war sie durch die Tür und im Caldarium und rief Attilius zu, er solle ihr folgen.
    Er eilte hinter ihr her, den Tunnel entlang und in die Helligkeit des warmen Raums, über den makellos sauber gefegten Boden, an den Sklaven vorbei und durch das Fenster hinaus in die Düsternis und das Versinken in Stein. Als sie den Hof zur Hälfte überquert hatten, schaute er zurück und dachte, vielleicht hat ihr Vater aufgegeben – aber das hatte Ampliatus in seinem Wahnsinn natürlich nicht getan; das würde er nie tun. Die unverwechselbare Gestalt von Massavo erschien mit seinem Herrn dahinter am Fenster, und das Licht zerbrach rasch in Fragmente, als den Sklaven Fackeln ausgehändigt wurden. Ein Dutzend mit Schaufeln und Besen bewaffneter Männer sprang aus dem Caldarium und begann, auf dem Gelände auszuschwärmen.
    Sie schienen eine Ewigkeit lang zu rutschen und zu schlittern, bis sie auf der Umfassungsmauer angekommen waren und auf die Straße hinunterspringen konnten. Eine Sekunde lang mussten sie auf dem Dach deutlich zu sehen gewesen sein – jedenfalls lange genug, dass einer der Sklaven sie entdeckte und einen Warnruf ausstieß. Beim Landen spürte Attilius einen scharfen Schmerz in seinem Knöchel. Er ergriff Corelias Arm und hinkte ein Stück weiter die Anhöhe hinauf, und als die Fackeln von Ampliatus' Männern auf der Straße hinter ihnen erschienen, wichen sie in den Mauerschatten zurück. Ihr Fluchtweg zum Stabiae-Tor war abgeschnitten.
    In diesem Augenblick dachte Attilius, es sei hoffnungslos. Sie saßen zwischen zwei Arten von Feuer in der Falle – den Flammen der Fackeln und den Flammen des Vesuv –, und noch während er hektisch von dem einen Feuer zu dem anderen schaute, entdeckte er, wie sich hoch oben auf dem Berg, an derselben Stelle, von der auch die früheren Glutlawinen gekommen waren, ein schwaches Glühen zu bilden begann. In seiner Verzweiflung kam ihm eine Idee – zuerst tat er sie als absurd ab, aber sie wollte nicht wieder verschwinden, und plötzlich fragte er sich, ob er sie nicht schon die ganze Zeit im Hinterkopf gehabt hatte. Denn was hatte er schließlich anderes getan, als auf das Vesuvius-Tor zuzuhalten, während alle anderen Leute entweder geblieben waren, wo sie sich gerade befanden, oder flüchteten – zuerst auf der

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