Ponyherz, Band 1: Anni findet ein Pony (German Edition)
bringen.
Der Trick funktioniert. Schließlich wiehert Anni so vergnügt wie ein Fohlen.
Schlagartig fällt ihr wieder Ponyherz ein. Sie schließt die Augen und stellt sich ewig lange vor, wie schön es wäre, ein Pferd zu haben. Wie schön wäre es, sich jetzt an der Mähne von Ponyherz festzuhalten und zusammen mit ihm durch das kühle Wasser zu treiben. Wie auf ihrer Zeichnung …
Plötzlich hört Anni ein leises Wiehern.
»Was ist los, Ponyherz?«, fragt Anni. »Keine Lust mehr auf Baden?«
Das Wiehern wird lauter. Etwas Weiches, Feuchtes stupst gegen ihren linken Arm und wirft Anni beinahe um.
»Iiiiih! Hör auf, Ponyherz! Das kitzelt ja voll«, kichert Anni.
In der nächsten Sekunde erschrickt sie so sehr, dass sie auf ihren Po plumpst.
Sie reißt die Augen auf und sagt heiser: »Ponyherz!?«
Annis Puls rast wie verrückt.
Direkt vor ihr steht ein Pony und schaut sie wie gebannt aus seinen schönen braunen Augen an. »Bist du Ponyherz?«, flüstert Anni und streckt die Hand aus.
Gerade erreicht die Sonne den Waldsee und wirft ihr Licht auf die Wasseroberfläche.
Der See beginnt zu glitzern und zu glimmern wie im Märchen. Ein Sonnenstrahl trifft Anni und das goldene Fell des Ponys und hüllt sie in warmes Licht.
Das Pony schüttelt seine Mähne und stupst mit dem Kopf vorsichtig gegen Annis Schulter. Anni entdeckt einen herzförmigen weißen Fleck, gut versteckt unter der dichten Mähne.
»Ja, du bist Ponyherz«, seufzt Anni zufrieden und schlingt ohne Angst ihre Arme um seinen Hals.
Anni vergräbt ihr Gesicht in das Fell und atmet tief durch. Es ist warm und riecht gut. »Endlich bist du da, Ponyherz«, sagt Anni glücklich. »Ich hab dich furchtbar lieb.«
In diesem Moment ertönt eine laute Fahrradklingel.
»Anni! Bist du hier?«
Erschreckt lässt Anni das Pony los.
Das junge Tier wirft alarmiert seinen Kopf herum.
Im nächsten Augenblick jagt es in das helle Licht Richtung Blumenwiese auf und davon.
»Anni, also doch! Krass, hier bin ich noch nie langgefahren!« Lorenz kämpft sich auf seinem Mountainbike den schmalen Weg entlang.
»Was willst du denn hier?«, fragt Anni.
»Dreimal darfst du raten«, antwortet Lorenz vergnügt. »Ich bin dir einfach gefolgt. Die Stallziegen haben aber nichts mitgekriegt, da kam nämlich gerade der Schulbus.«
Er bremst direkt vor Anni scharf ab und springt vom Sattel. Seine Beine sind ganz zerkratzt von Brombeerranken.
Sehnsüchtig schaut Anni hinüber zu der Blumenwiese. Von Ponyherz keine Spur.
Lorenz öffnet seinen Rucksack und zieht wie ein Zauberer etwas heraus.
»Ta-taa! Überraschung!«
»Mein Zeichenheft! Wo hast du das her?«, ruft Anni verblüfft.
Lorenz grinst und zuckt mit den Schultern. »Frau Grünklee hat ein ganzes Lager mit Sachen, die sie den Schülern im Unterricht abnimmt. Zufällig habe ich mal gesehen, wo sie das Zeug aufbewahrt. Jetzt habe ich dein Heft einfach wiedergeholt.«
Dankbar nimmt Anni das Zeichenheft zurück. »Das ist ja total nett von dir«, sagt sie verlegen. »Tut mir leid, dass ich heute früh so maulig war.«
Lorenz macht eine lässige Handbewegung. »Schon okay. Schließlich will ich wissen, wie deine Ponygeschichte weitergeht.« Er lächelt sie an. »Am besten, du zeichnest sofort los.«
Anni antwortet nicht. Stattdessen schnuppert sie an ihrem Arm. Er duftet immer noch nach Ponyherz’ Fell. Es ist also wirklich wahr. Für einen Moment hat sie daran gezweifelt. Vielleicht, weil Ponyherz wie der Blitz verschwunden war, als Lorenz auftauchte.
Im gleichen Augenblick hört sie ein fernes Wiehern. Anni ist sicher, dass es Ponyherz ist.
Auch Lorenz hat es gehört. »Da sind ja Pferde unterwegs!« Er schaut sich suchend um. »Bestimmt die Wildpferde!«
Anni guckt ihn überrascht an. »Wildpferde? Hier gibt es echte Wildpferde?«
Lorenz nickt. Er ist auf einmal ganz aufgeregt. »Die tauchen schon seit ein paar Jahren immer wieder mal auf.«
Annis Herz klopft wie verrückt. »Und die gehören wirklich niemandem?«
Wieder nickt Lorenz. »Niemandem, die leben richtig frei in ihrer Herde, ohne Stall und ohne dass man sie füttern muss und so. Mein Onkel sagt, Wildpferde gehören nur sich selbst.« Er atmet tief durch. »Oh Mann, ich muss ihm sofort Bescheid sagen. Es gibt richtig üble Typen, die Wildpferde aus Herden stehlen, um sie weiterzuverkaufen. Besonders die jungen Hengste gehen teuer weg.«
Bei dem Gedanken, dass Ponyherz so etwas Schlimmes zustoßen könnte, wird Anni ganz heiß. »Hoffentlich
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