Ponyherz, Band 1: Anni findet ein Pony (German Edition)
»Jedenfalls habe ich abgemacht, dass ich dich das nächste Mal mitbringe. Zur Schnupperstunde. Dann kannst du testen, ob Reiten wirklich etwas für dich ist. Pias Mutter fände es auch sehr nett, wenn ihr euch anfreunden würdet.«
Anni macht ein entsetztes Gesicht. »Mit Pia zusammen reiten? Nee. Die hat Tinkerbell so nervös gemacht, dass sie zum Pferdeflüsterer traben muss, hat Lorenz gesagt.«
Annis Mutter stöhnt genervt auf. »Anni, ich habe wirklich keine Lust auf diesen Kinderkram. Du fährst das nächste Mal mit auf Gut Hottenhöh und damit basta. Und jetzt habe ich Hunger.« Sie verschwindet in die Küche, um das Abendbrot vorzubereiten.
»Niemals reite ich mit Pia zusammen«, mault Anni ihr hinterher. Aber nur ganz leise, damit ihre Mutter keine schlechte Laune bekommt. Ihr wird schon etwas einfallen, um Mamas Plan zu verhindern.
Hilfsbereit deckt sie den Küchentisch. Denn sie hat noch einen kleinen Überfall vor.
»Darf ich morgen Nachmittag zu Lorenz?«, fragt sie nach dem Abendbrot. »Er wohnt doch bei seinem Onkel auf dem Pferdehof. Der hat ganz viele tolle Pferde und spricht sogar mit ihnen. Da kann ich auch was über Pferdepflege und so erfahren.«
»Geht leider nicht, Schatz«, sagt ihre Mutter. »Ich hab morgen was auszuliefern, da musst du bei Lars bleiben.«
Anni holt tief Luft. »Aber bei Lorenz ist gerade ein Fohlen geboren worden! Das ist bestimmt total süß! Bitte, Mami! Das will ich nicht verpassen.« Sie blinzelt ihre Mutter an wie Ronja, wenn diese eine Knabberstange haben will.
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von diesem Pferdeflüsterer-Kram halten soll«, mischt sich ihr Vater skeptisch ein. »Überall liest man was darüber. Aber für mich hört sich das irgendwie nach Hokuspokus an.«
Anni schüttelt heftig den Kopf. »Aber wieso, Papa«, widerspricht sie, »du redest doch auch mit deinen Pflanzen! Und als wir mal in Spanien waren, hatte deine Lieblingsorchidee alle Blüten abgeworfen, weil sie dich so vermisst hat, weißt du das nicht mehr?«
Annis Papa lacht herzlich. »Das lag eher an Omas Gießkünsten, vermute ich. Aber du hast Recht, ich quatsche meine Orchideen ziemlich voll. Vor allem frühmorgens, wenn ihr noch alle im Bett liegt. Also gut. Besuche deinen Pferdeflüsterer. Und deinen Bruder nehme ich morgen Nachmittag mit zu meinem neuen Kunden. Der baggert nahe der Kiesgrube das Biotop aus. Das findet er bestimmt spannend.«
Anni springt zufrieden auf. »Super! Danke, Papi, danke, Mami.« Sie gibt beiden einen Kuss und verschwindet erleichtert in ihr Zimmer.
Das ist ja noch mal gut gegangen. Auf eine Hottenhöh-Reitstunde kann sie verzichten. Nicht mit dieser blöden Kuh Pia.
Bis zum Schlafengehen zeichnet Anni noch an ihrer Geschichte weiter.
Sie stellt sich vor, wie schön es wäre, wenn nicht Pia, sondern sie selbst auf Ponyherz das große Springturnier gewinnen würde. Da würden die anderen vielleicht verblüfft aus der Wäsche gucken!
Gerade als sie ins Bett springt, fällt ihr ein, dass sie ihre Mathehausaufgaben gar nicht gemacht hat. So ein Mist! Bei so etwas kennt Herr Eber keinen Spaß. Dabei hat er sie heute in Sport zum allerersten Mal gelobt.
Seufzend stellt sich Anni ihren Wecker auf fünf Uhr. Denn jetzt ist sie einfach viel zu müde …
»Gute Nacht, Ronja, gute Nacht, Rudi!«, ruft sie hinüber zu den Meerschweinchen. Außer ein wenig Geraschel ist nichts mehr zu hören. In diesem Augenblick lugt der Mond vorsichtig hinter einer Wolke hervor. Sehnsüchtig blickt Anni zum Fenster.
»Gute Nacht, Ponyherz«, flüstert sie und wühlt sich ganz tief in ihr weiches Kissen.
Anni weiß nicht, wovon sie zuerst aufgewacht ist. Vom Weckerklingeln oder von einem sehr vertrauten Wiehern.
Oder hat sie das alles nur geträumt?
Verwirrt schaut sie sich um. Ronja und Rudi schlafen noch tief und fest. Draußen ist es fast noch dunkel. Es muss noch ganz früh am Morgen sein.
Gerade als Anni beschließt eine Runde weiterzuschlafen, fällt es ihr wieder ein.
»Ach so. Mathe …«, seufzt sie und steht lustlos auf.
Genau in diesem Augenblick wiehert es erneut.
»Ponyherz!« Annis Herz rast in Höchstgeschwindigkeit los.
Ohne Zögern schlüpft sie in ihre Jeans und die Turnschuhe. Sie streift ihren Kapuzenpulli über das Schlafhemd und schleicht aus dem Zimmer. Der Schlüssel steckt von innen in der Haustür. Das ist gut. Dann ist noch nicht einmal Papa auf den Beinen.
Auf Zehenspitzen läuft Anni weiter zur Garage. Sie schiebt Mamas
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