Ponyhof kleines Hufeisen - 01 - Wolkenmaehne sucht Freunde
auch!“
Sabine starrte Michaela überrascht an. Nie hätte sie dem schüchternen Mädchen eine so laute und entschiedene Antwort zugetraut.
Manfred Köhler wollte nach den Zügeln greifen.
„Hände weg von meinem Pferd!“, rief Michaela mit zitternder Stimme. „Sehen Sie, wie Sie sie zugerichtet haben. Sie sind ein Tierquäler! Und jetzt rufen Sie bitte Ihren Tierarzt an, Wolkenmähne muss untersucht werden. Und behandelt!“
„Was denkst du dir eigentlich!“, empörte sich Köhler. „Dieses Pferd ist nicht reitbar! Die Stute ist gefährlich, sie rannte kopflos in den Zaun!“ „Von wegen“, rief Michaela. „Sie haben sic dazu getrieben! Sie haben sie völlig verrückt gemacht. Wir haben alles gesehen! Ihre Sporen, die Gerte, dieses brutale Gebiss! So was braucht Wolkenmähne nicht. Sie braucht jemanden, der sie versteht!“ Manfred Köhler stand unschlüssig da, er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. „Ich kümmere mich schon um die Stute“, meinte er dann. „Und ihr macht jetzt, dass ihr von meinem Hof verschwindet! Ich spreche mit deinem Vater!“
Sabine traute ihren Augen nicht. Wie verändert Michaela auf einmal war! Die Liebe zu ihrer Stute und das Mitleid mit ihr schien sie zu beflügeln. Unerschrocken stand sie vor Manfred Köhler. „Ihren Hof verlasse ich nur mit meinem Pferd! Wenn Sie jetzt nicht gleich den Tierarzt rufen, wird mein Vater Sie wegen Tierquälerei anzeigen, darauf können Sie Gift nehmen. Und er hat gute Beziehungen zur Presse. Wir können auch gleich jemanden herholen, der ein paar Fotos macht. Eine gute Werbung für einen Turnierreiter!“ Sie zeigte auf Wolkenmähnes Wunden und den rosa Schaum vorm Maul.
Da sagte Manfred Köhler erst einmal nichts mehr. Dann riss er sich zusammen. „Also gut“, brummte er. „Von mir aus kannst du dich mit dem Pferd abgeben. Aber es ist nicht der Mühe wert, das sage ich dir!“ Er verließ wütend den Reitplatz.
„Michaela!“ Sabine fiel ihrer Freundin um den Hals. „Du warst toll! Super! Einfach sagenhaft! Du willst sie also wirklich behalten?“ Ihre Stimme schwankte verräterisch.
„Ja“, Michaela nickte. „In dem Moment, als sie in den Zaun raste, wurde mir plötzlich klar, dass ich sie nicht im Stich lassen darf. Ich hatte sowieso die ganze Zeit an sie denken müssen. Und an deine Worte. Sie braucht uns!“ Sanft fuhr sie Wolkenmähne über die weichen Nüstern. „Du musst mir helfen, ja?“ Bittend sah sie Sabine an.
„Aber klar“, Sabine nickte heftig. „Komm, jetzt müssen wir sie zum Stall bringen und sie von diesem schrecklichen Gebiss befreien!“
„Du liebe Güte!“, rief Peter erschrocken, als die beiden Mädchen mit Wolkenmähne am Stall ankamen. Die Stute bewegte sich steif, sie wirkte jetzt sehr apathisch.
Hastig berichteten sie ihm, was passiert war. „Gibt es hier ein Telefon?“, fragte Michaela. „Ich muss meinen Vater anrufen, damit er Wolkenmähne mit abholt!“
„Er soll auch Cornelia informieren! Wir brauchen ihren Hänger!“, rief Sabine schnell.
„Eigentlich darf von hier aus niemand telefonieren“, sagte Peter. „Aber das ist wohl ein Notfall.“ Er zeigte auf eine Tür. „Da in der Sattelkammer! Aber macht schnell!“
Michaela verschwand.
Sabine nahm Wolkenmähne vorsichtig das Gebiss aus dem Maul und zog ihr ein Stallhalfter an. Sie war unendlich erleichtert. Nun würde alles gut werden. Wolkenmähne war gerettet, sie kam mit nach Hause. Sie würde nicht bei diesem schrecklichen Köhler bleiben. Da kam Michaela wieder aus der Sattelkammer. „Sie fahren gleich los!“, rief sie. „Cornelia kommt mit!“
„Dein Vater erlaubt dir wirklich, Wolkenmähne zu behalten?“ Sabine konnte es noch nicht ganz glauben.
„Ja, bestimmt! Meine Mutter hat ihn weich gekriegt. Sie findet, dass es gut für mich ist, wenn wir beide uns zusammen um Wolkenmähne kümmern!“ Sie trat zu ihrem Pferd. Gemeinsam trockneten die Freundinnen Wolkenmähnes schweißnasses Fell. Ganz vorsichtig waren sie.
Sabine sah Peter eindringlich an. Sie war besorgt. „Wo bleibt nur der Tierarzt? Ob Herr Köhler ihn auch wirklich angerufen hat?“
„Hat er“, Peter deutete zur Einfahrt. „Da kommt er schon!“
Ein junger Mann stieg aus und kam schnell zu ihnen. Aufmerksam sah er Wolkenmähne an. „In den Zaun gerast, hörte ich?“
„So ungefähr“, sagte Sabine. Und dann erzählte sie dem Tierarzt alles. Sie ließ nichts aus.
Dr. Beck presste die Lippen zusammen. Ruhig untersuchte er die
Weitere Kostenlose Bücher