Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine
versuchte nicht, Cornelia zu überreden und einen halben Tag frei zu bekommen. Auf Stefan war Verlass, er fühlte sich den Pferden und der Arbeit auf dem Hof verpflichtet.
Eine Viertelstunde später waren Cornelia und die Mädchen auf dem Weg nach Rosenheim. Ehe sie abgefahren waren, hatte Cornelia noch einmal bei der Polizei angerufen, aber es gab nichts Neues, keinen Hinweis, keine Spur von Florentine. Niemand hatte sie gesehen oder eingefangen, es war, als sei sie vom Erdboden verschluckt.
Je mehr sie sich Rosenheim näherten, desto aufgeregter wurde Sabine. Vielleicht würden sie Florentine bald Wiedersehen! Es wäre so schön, sie endlich in Sicherheit zu wissen!
Cornelia bog von der Landstraße ab. Ein schmaler Weg führte zu einem Aussiedlerhof. Das Anwesen wirkte gepflegt, ein Bauerngarten umgab das große Haus mit hübscher bunter Lüftlmalerei. Sabines Herz klopfte bis zum Hals.
Im Hof stand ein blasser, dünner Mann mit runder Nickelbrille an einen Wagen gelehnt. Sabine warf Katrin einen Blick zu. So hatte sie sich einen Pferdedieb nicht vorgestellt!
Cornelia kurbelte das Wagenfenster herunter. „Sind Sie Herr Schenz?“
„Richtig“, der Mann kam auf sie zu. „Und Sie sind die Dame, die sich das Pferd ansehen will!“
Irgendwie ahnte Sabine, dass sie Florentine hier nicht finden würden. Und das bestätigte sich, als sie Herrn Schenz in den Stall folgten und er ihnen eine hübsche Fuchsstute mit hellem Langhaar zeigte.
Sabine war trotzdem bitter enttäuscht. Sie spürte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen, und wandte sich schnell ab.
„Ich verstehe nichts von Pferden“, hörte sie Herrn Schenz sagen. „Reiten ist mir zu gefährlich, und ich habe keine Beziehung zu Pferden!“ Er hob die Schultern. „Ich weiß auch nicht, wie man mit einem Pferd umgeht. Deshalb will ich sie verkaufen!“
Da erzählte Cornelia ihm, warum sie hergekommen waren. „Es tut mir Leid, dass ich Ihnen Umstände gemacht habe“, sagte sie und strich der Fuchsstute über den Hals. „Hoffentlich finden Sie einen guten Platz für die Stute.“
„Wollen Sie sie nicht kaufen? Sie brauchen doch jetzt einen Ersatz für Ihr Pferd!“, sagte Herr Schenz hoffnungsvoll.
Cornelia schüttelte den Kopf. „Vielen Dank für Ihr Angebot! Aber ich möchte meine Florentine wiederhaben.“
Das Kopiergerät brummte leise. Stefan, Sabine und Katrin hatten sich am Nachmittag in Rosenheim getroffen, um Kopien ihres Aushängezettels machen zu lassen. Nach der Enttäuschung mit der Anzeige schien es jetzt die einzige Möglichkeit zu sein, noch etwas zu unternehmen.
Cornelia hatte bei mehreren Pferdehändlern und sogar bei zwei Schlachthöfen angerufen, aber bisher ohne Erfolg. Auch der Tierarzt hatte versprochen, sich umzuhören.
Nun berieten sich die drei Freunde noch einmal. Heute wurden die Kopien gemacht, und morgen wollten sie die Handzettel verteilen. Stefan wollte mit der Hälfte der Zettel auf seinem Mofa in die weiter entfernten Dörfer fahren und sie dort aushängen und verteilen.
Katrin und Sabine wollten zuerst mit dem Zug nach Hause und dann von dort aus mit ihren Fahrrädern in die umliegenden Dörfer fahren.
„Die Kopien sind gut geworden“, Sabine zählte die Blätter ab.
„Hoffentlich kommt etwas dabei heraus“, sagte Stefan leise. „Mir wird Florentines Verschwinden allmählich unheimlich. Die Polizei hat bis jetzt auch keine Spur von ihr gefunden!“
Sabine deutete auf die Zettel. „Vielleicht sollten wir ein paar Handzettel auf dem Revier abgeben, damit die Polizisten wissen, wie Florentine aussieht.“
„Cornelia hat Florentine gleich nach ihrem Verschwinden der Polizei beschrieben“, erinnerte Stefan.
„Trotzdem“, Sabine beharrte auf ihrem Vorschlag. „Es kann ja nicht schaden!“
„Und das Kartoffelfeuer?“ Katrin schaute auf die Uhr.
„Ach du lieber Himmel“, rief Sabine. „Das hatte ich ganz vergessen!“
Cornelias Nachbarn hatten die junge Frau und ihre Reitschüler zum Kartoffelfeuer eingeladen.
Sabine hatte sich sehr darauf gefreut, aber nun war Florentine wichtiger.
„Ich rufe Cornelia an und sage ihr, dass ich etwas später komme“, sagte sie. „Es wird ja nicht so lange dauern bei der Polizei!“
Stefan und Katrin wollten Sabine begleiten. Auf der Wache war viel los. Ein Beamter sagte Sabine, dass sie noch warten müsse. Bedrückt hatte sie ihr Anliegen vorgetragen. Das Polizeirevier war kein gemütlicher Ort: Flimmernde Neonröhren verbreiteten fahles Licht, ein
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