Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine
das Koppeltor. Sie erklärte Ramiz, dass Shetlandponys zwar eigentlich immer draußen gehalten werden sollten, dass sie sich aber nicht plötzlich von Stallhaltung auf den Offenstall umstellen können. „Sie haben noch kein langes Winterfell, so wie die anderen Pferde“, sagte sie, als sie die Ponys in ihre Boxen im Stall führten.
In Max’ Krippe lag wie immer die graue Katze und wartete auf ihren Freund. Der Schecke begrüßte sie mit leisem Schnauben und begann dann genüsslich, sein Kraftfutter zu verspeisen.
Vorsichtig, um Grauchen nicht zu vertreiben, füllte Sabine Max’ Krippe mit Heu, dann säuberte sie seine Selbsttränke gründlich.
Als sie wieder zu den anderen Pferden auf die Koppel gingen, trafen sie Stefan, der einige Stellen im Zaun der Obstwiese ausgebessert hatte. Gemeinsam fütterten sie die Pferde und deckten Florentine ein. Sabine strich der goldroten Stute liebevoll über die seidige Mähne und den Hals. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, flüsterte sie.
Stefan stellte Ramiz alle Pferde vor und erklärte ihm die Besonderheiten der verschiedenen Rassen.
„Bei uns zu Hause gibt es auch Pferde“, sagte Ramiz, und auf einmal war seine Stimme verändert.
„Ich habe viel von den bosnischen Gebirgsponys gehört“, sagte Stefan. „Sie werden im Staatsgestüt Borike gezüchtet, das würde ich gern mal sehen!“
Ramiz nickte, er schien sich zu freuen, dass Stefan den Namen des Gestüts kannte. „Aber ob sie jetzt, im Krieg, dort noch gezüchtet werden, weiß ich nicht“, sagte er leise. „Viele Pferde sind umgekommen!“
Sabine sah, dass Katrin, Marei und Franz ihre Fahrräder im Hof abstellten. Cornelia winkte ihnen aus dem Küchenfenster zu. „Es gibt Tee und
Kuchen!“, rief sie. „Kommt herein, wenn ihr fertig
seid!“
Bald hatten sich alle in Cornelias Küche versammelt. Franz und Marei wollten die spannende Geschichte von Florentines Rettung noch einmal hören.
Sabine und Katrin erzählten abwechselnd. Vor lauter Erleichterung sprudelten die Worte nur so aus ihnen heraus.
„Da wäre ich gern dabei gewesen“, Franz seufzte. „Aber so etwas muss ich natürlich verpassen!“ „Wisst ihr nun, wie die Pferde aus der Koppel gekommen sind?“, fragte Marei.
„Dieser Kratzer hat sie rausgelassen“, berichtete Cornelia. „Er hat bei der Polizei ein Geständnis abgelegt. Die Pferde sollten alle als Schlachtvieh verkauft werden!“
„Das gibt es doch gar nicht!“ Marei wollte es nicht glauben. Auch Franz starrte Cornelia fassungslos an.
„O doch“, Cornelia nickte ernst. „Kratzer hat die Pferde ins Prien-Tal getrieben und wollte sie von dort aus abtransportieren. Florentine nahm er mit, weil sie als Einzige ein Halfter trug. Und wenn Sabine, Katrin und Ramiz sie nicht gefunden hätten, dann wäre Flori wohl inzwischen schon verkauft worden! Wer weiß, ob sie noch lebte ...“ „Hoffentlich kriegt dieser Kerl seine Strafe!“, rief Marei. „So eine Gemeinheit!“
„Bestimmt!“, sagte Cornelia. „Wir aber werden in Zukunft viel vorsichtiger sein müssen!“ Lange besprach sie mit den Freunden alle Einzelheiten: Die Pferde kamen über Nacht nicht mehr auf die abgelegenen Koppeln, sondern in den Auslauf nahe beim Haus, den sie gut überblicken und von dem aus sie jederzeit den Stall erreichen konnten. Alle Tore sollten nachts mit festen neuen Schlössern gesichert werden. Und das würde immer kontrolliert werden.
„Da nun alle unsere Pferde gerettet sind, sollten wir uns beim heiligen Leonhard bedanken!“, sagte Cornelia plötzlich und machte ein ganz geheimnisvolles Gesicht.
Nur Marei wusste sofort, was Cornelia meinte. „Wir gehen auf den Leonhardi-Ritt!“, schrie sie.
„Richtig!“ Cornelia lachte. „In drei Wochen findet die Segnung der Pferde in Greimharting statt!“
„Leonhardi-Ritt?“ Ramiz hatte noch nie davon gehört.
„Der Leonhardi-Ritt findet jedes Jahr Anfang November in Bayern statt“, erklärte Cornelia eifrig. „Der heilige Leonhard ist der Schutzpatron der Pferde. Nach dem Leonhardi-Ritt durchs Dorf bitten die Reiter den Heiligen vor der Kirche um seinen Schutz. Der Pfarrer segnet dann alle. In einem festlichen Umzug reiten die Teilnehmer um die Kirche. Und dann folgt meistens ein Fest für alle Teilnehmer und Zuschauer, mit Blasmusik und guten Sachen zu essen und zu trinken!“
„Natürlich werden die Pferde festlich geschmückt und herausgeputzt!“, erzählte Marei. „Du solltest sehen, Ramiz, wie prächtig die
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