Ponyhof Kleines Hufeisen - 06 - Schnitzeljagd mit Hindernissen
zurückgelegten Ohren auf Stella zu!
„Um Gottes willen!“ schrie Sabine. „Stefan! Tu doch etwas!“
„Keine Angst“, meinte Stefan, „Wolkenmähne wird ihn schon in seine Schranken weisen. Stella ist hier das einzige Pferd, das kleiner ist als er selbst. Sie machen eben die Rangordnung untereinander aus.“
„Aber sieh doch! Er jagt Stella über die ganze Weide!“
Tatsächlich lief Stella wie der Wind davon, und der kleine Haflinger verfolgte sie weiter mit angelegten Ohren. Dann machte Stella blitzschnell kehrt und versteckte sich hinter ihrer Mutter Wolkenmähne. Die goldbraune Stute verstellte dem fremden Fohlen den Weg und schnaubte zornig. Drohend drehte sie ihm die Hinterhand zu und hob angriffslustig ein Bein. Da kam das Fohlen sofort zum Stehen; es machte eine Unterlegenheitsgebärde und senkte den Kopf.
„Siehst du“, Stefan stieß Sabine an. „Ich hab’s dir doch gleich gesagt. Wolkenmähne gibt gut auf ihr Kind acht!“
„Gott sei Dank! Der kleine Haflinger ist ganz schön frech! Das ist ja ein richtiger Treibauf!“ „Hengstfohlen spielen meistens etwas wilder als Stuten“, meinte Stefan. „Außerdem ist er
älter als Stella. Er benimmt sich ganz normal!“ „Na, ich weiß nicht“, Sabine machte sich Sorgen um das Fohlen. „Ob das gutgeht? Ich hatte mir ihre erste Begegnung anders vorgestellt!“ „Keine Bange, sie werden sich bestimmt anfreunden“, Stefan nickte ihr zu. „In ein paar Tagen sind sie unzertrennlich, wirst schon sehen. Sie brauchen eben etwas Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen.“
„Hoffentlich“, Sabine war noch nicht überzeugt. Das Hengstfohlen graste nun etwas abseits von den anderen Pferden.
Auf einmal tauchte Leo neben ihnen auf und sprang mit einem lässigen Satz auf den Zaunpfosten. Er ließ sich ausnahmsweise von Sabine hinter den Ohren kraulen.
„Hast du die kleinen Katzen heute schon besucht?“ fragte Stefan.
Sabine schüttelte den Kopf.
„Na, dann wird es aber Zeit! Komm mit!“ Gemeinsam gingen sie ins Haus. Grauchen saß vor ihrem Futternapf und fraß. Vorsichtig spähte Sabine in ihr Nest. „Es sind wirklich fünf!“ flüsterte sie. „Ein rotes wie Leo ist auch dabei!“ Die Katzenkinder schliefen dicht aneinandergedrückt. Sabine erkannte ein schwarzweißes, zwei getigerte, ein graues und ein rotes
Kätzchen. „Was für schöne Kinder du hast!“ sagte sie und streichelte Grauchen über das samtweiche Fell. Die Katze schnurrte zufrieden und rieb schnell den Kopf an Sabines Hand.
„Morgen wird Volker gleich nach der Arbeit aus München kommen, um sein Fohlen zu sehen“, kündigte Cornelia an, die gerade ins Zimmer kam.
„Der ist ein ganz schöner Frechdachs!“ Sabine erzählte, wie das Hengstfohlen die kleine Stella herumgejagt hatte.
Aber auch Cornelia beruhigte sie, so wie schon Stefan es getan hatte. Und sie sollte recht behalten. Schon am nächsten Tag vertrugen sich Stella und das neue Fohlen besser. Als Sabine nach der Schule auf den Ponyhof zur Reitstunde kam, lief sie als erstes zur Koppel hinunter, um nach Wolkenmähne und Stella zu sehen. Schon von weitem sah sie zwei kleine Pferdegestalten übermütig zwischen den Obstbäumen herumtollen. Mit blitzenden Augen und geblähten Nüstern hatte Stella gerade die Verfolgungsjagd aufgenommen. Der kleine Hengst lief ihr voraus, seine Ohren waren nicht mehr drohend zurückgelegt, sondern aufmerksam nach vorn gestellt. Plötzlich blieb er stehen, bäumte sich auf und fuchtelte unbeholfen mit den Vorder-hufen in der Luft. Dann vertauschten sie ihre Rollen. Nun lief Stella davon, und das Hengst-chen sauste hinter ihr her. Wolkenmähne graste weiter, aber sie behielt die Fohlen im Auge.
Sabine atmete tief ein. Die beiden hatten sich also schon angefreundet! Sie mußte Cornelia recht geben: So hatte keins der erwachsenen Pferde je mit Stella gespielt!
Später kam Volker. Er hatte eigenes Putzzeug für sein Fohlen dabei und holte gleich sein Halfter.
„Na, hast du dir inzwischen einen Namen überlegt?“ fragte Cornelia ihren Freund. Sie war neugierig.
„Ich denke darüber nach“, antwortete er. „Aber der richtige ist mir noch nicht eingefallen.“
„Wie wäre es mit Peter?“ schlug Marei vor. „Wir hatten früher einmal einen Haflinger, der so hieß.“
„Peter?“ sagte Volker gedehnt. „Find’ ich langweilig. Nein, nein. Na, mir wird schon etwas einfallen. Erst mal werde ich den Kleinen ordentlich putzen und seine Hufe auskratzen. Schließlich muß er sich
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