Ponyhof kleines Hufeisen - 8 - Eine heisse Spur
Er saß so gut im Sattel! Und dabei sah das auch noch so leicht und selbstverständlich aus! Er mühte sich nicht ab gerade zu sitzen, oder die Hände ruhig zu halten, es sah so aus als könne er gar nicht anders als gut reiten. Alles war ganz selbstverständlich. Klar, Stefan war auf dem Holsteinergestüt seines Großvaters in Niedersachsen aufgewachsen. Er hatte nicht in einer Reitschule, sondern von seinem Großvater reiten gelernt, kaum dass er laufen konnte. Er war bei Fohlengeburten dabei gewesen und war mit Pferden aufgewachsen, so dass er den Umgang mit ihnen von klein auf gewohnt war.
Sabine war so in Gedanken versunken, dass sie zusammenschrak, als sie Cornelias Stimme hörte.
„Sabine! Deine Zehenspitzen zeigen nach außen! Lass die Knie dran und halte die Zehen parallel zum Pferd!“
Auch du lieber Himmel! Schnell korrigierte Sabine ihre Beinhaltung. Wieso hatte sie nicht selbst bemerkt, dass ihre Zehenspitzen sich schon wieder nach außen gedreht hatten? Stefan schien so etwas nie zu passieren. Manchmal war es zum Verzweifeln! Sie wusste es doch! Nun gab Cornelia das Zeichen zum Trab und dann ritten sie an. Wolkenmähne ging im weichen Tölt, der den Reiter nicht warf, sondern herrlich weich auszusitzen war.
Sabine spürte die warme Sonne auf ihrem Gesicht, sie atmete den Duft der Tannen ein. Der trockene Waldboden federte unter den Hufen der Pferde. Stella schnaubte leise. Nichts liebte Sabine mehr als diese Ausritte in der Stille der Forstwege. Hier fühlte sie sich wohl, hier gehörten sie und die Pferde so richtig zusammen.
Natürlich war auch der Unterricht in der Halle sehr interessant, sie wollte ja etwas lernen. Aber Reiten, wirkliches Reiten bedeutete für sie der Galopp auf einem Feldweg, ruhiger Schritt im Schatten der blühenden Kastanien oder ein flotter Tölt über den ebenen Forstweg im Wald.
Wolkenmähne warf plötzlich den Kopf hoch. Sie schnaubte erschrocken, als vor den Reitern zwei Fasane aus dem Gebüsch aufflogen. Sabine gelang es schnell, ihr Pferd zu beruhigen. Sie klopfte ihr den Hals und sprach leise mit der braunen Stute.
Wolkenmähnes Ohren spielten aufmerksam. Sie entspannte sich, senkte den Kopf und töltete gehorsam weiter. Der Weg führte in einem großen Bogen an der Prien entlang und dann wieder zum Ponyhof zurück. Kurz vor der Einfahrt deutete Cornelia nach links. „Dort hinten am Waldrand liegt die Weide, die ich gern pachten würde!“, sagte sie.
„Können wir nicht kurz hinreiten und sie uns anschauen?“, bat Marei.
Cornelia nickte. Sie wendete ihre goldrote Fuchsstute Florentine und ritt auf den Waldrand zu. „Die Weide reicht sogar ein Stück in den Wald hinein, so dass sich die Pferde dort im Schatten unterstellen könnten“, erklärte sie.
„Fließt da nicht ein kleiner Bach?“, fragte Stefan.
„Stimmt.“ Cornelia deutete auf einige Weidenbüsche am Ufer. „Hier gibt es sogar Trinkwasser für die Tiere.“
Sabine sah sich um. Die Weide war wie geschaffen für Pferde. In der Mitte bot ihnen eine Baumgruppe Schutz vor Sonne und Wind, das Gras war saftig und stand schon fast kniehoch.
„Aber der Zaun!“, wandte Katrin ein. „Das ist doch Stacheldraht!“
„Ich weiß“, antwortete Cornelia. „Natürlich müs-sen wir die Weide neu einzäunen, damit die Pferde sich nicht am Stacheldraht verletzen. Aber wenn ich einen mehrjährigen Pachtvertrag bekomme, lohnt sich das auf alle Fälle. Die Reithmeiers wollen mir noch diese Woche Bescheid geben.“
Sie wendete Florentine und alle ritten zum Ponyhof zurück. Die letzten Minuten gingen sie wie immer Schritt, damit die Pferde nicht verschwitzt und außer Atem ankamen. Das wollte Cornelia nicht.
Nachdem die Pferde abgesattelt und versorgt waren, kamen sie auf die Weide. Nur Gustav und die kleine Shetlandstute Fee wurden in den Stall gebracht. Sie sollten in etwa einer Stunde noch einmal gehen.
Sabine stand mit Michaela am Zaun. Wolkenmähne wälzte sich genüsslich schnaubend im Gras. Sie rollte von einer Seite auf die andere und ruderte mit den Hufen.
„Ich glaube, sie ist richtig froh, Sattel und Zaumzeug wieder los zu sein.“ Michaela lachte.
„Bald ist ihr Geburtstag“, sagte Sabine leise. „Willst du ihn wirklich richtig feiern?“
„Aber klar!“ Michaela sah Sabine an. „Wir haben doch schon darüber gesprochen. Es soll ein richtig tolles Geburtstagsfest für alle Tiere und Menschen auf dem Ponyhof werden. Meine Eltern und Cornelia sind einverstanden, wir müssen alles noch
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