Ponyhof kleines Hufeisen - 8 - Eine heisse Spur
nur gemeinsam. Sie waren immer zusammen, ihr ganzes Leben lang.“ Nun wieherte eins der Pferde, die Kinder hörten schwere Hufe im Anhänger poltern. Es regnete schon den ganzen Tag, der Boden auf den Weiden war so aufgeweicht, dass Stefan die Herde ans Haus auf den Sandplatz gebracht hatte. Dort standen die Pferde des Ponyhofes nun neugierig dicht an den Zaun gedrängt und sahen zu dem Anhänger hinüber.
Glofaxi wieherte herausfordernd, er stampfte mit den Hufen.
„Er will auch wissen, wer die beiden sind“, sagte Katrin und zog sich die Kapuze ihres Anoraks über den Kopf. Obwohl die Mädchen unter dem Vordach der Sattelkammer standen, trieb ihnen der Wind die Regenschauer direkt ins Gesicht.
„Typisch“, brummte Franz, „da müssen die neuen Pferde ausgerechnet bei so einem Mistwetter ankommen. Ich wollte sie doch so gern auf der Koppel laufen sehen!“
„Das kannst du ein andermal auch noch“, zischte Marei bissig.
Volker hatte den Motor abgestellt und begann mit Stefans Hilfe, die Laderampe herunterzulassen. Cornelia schlüpfte durch die Vordertür in den Anhänger, um die Neuankömmlinge loszubinden.
„Nordlicht zuerst!“, rief Volker vorsichtshalber. Seine Freunde hatten ihm gesagt, dass Nordlicht gewohnt war, als Erster auszusteigen und sich gleich furchtbar aufregte, wenn Wolga vor ihm den Hänger verließ.
Die Kinder hörten die Pferde schrill wiehern und aufgeregt scharren, dazwischen Cornelias
Stimme, die die beiden Neuen beruhigte. „Alles fertig!“, rief sie endlich und Volker öffnete den Riegel an der linken Seite des Hängers.
„He, ist der groß!“, stotterte Sabine, als sich der prächtige Rappe Schritt für Schritt rückwärts die Rampe hinuntertastete.
Nordlicht trug eine leuchtendrote Decke und dazu passende feste Transportgamaschen an allen vier Beinen.
„Er sieht umwerfend aus“, flüsterte Sabine aufgeregt. „So ein großes Pferd hab ich noch nie gesehen!“ Nordlicht war schon fast draußen, als er innehielt und nach Wolga wieherte. Die Stute antwortete aus dem Inneren des Hängers, und Nordlicht prustete zufrieden, ehe er die letzten Schritte tat. Endlich stand er auf ebenem Boden.
Volker wirkte neben dem großen Rappwallach fast klein, als er ihn am Führstrick ein Stück wegführte.
„So ein schönes Pferd!“, flüsterte Franz. „Einfach toll!“ Selbst Marei musste diesmal ihrem Bruder Recht geben.
Die dichte, wellige Mähne fiel Nordlicht bis weit über die Schulter, sein Hals war schön gebogen, er trug den langen Schweif hochgewölbt. Auch seine Stirnlocke war dick und lang, mit großen dunklen Augen blickte er sich neugierig im Hof um. Der Wallach hatte einen starken Rücken, seine Beine wirkten elegant und kräftig.
Volker führte ihn ein paar Schritte, während Stefan Cornelia geschickt half Wolga auszuladen.
Die Stute ging ruhig rückwärts. Plötzlich aber stand sie und versuchte sich umzudrehen, um Nordlicht zu sehen. Die Rampe war vom Regen rutschig. Wolga glitt mit einem Hinterbein aus, kam von der Rampe ab und wäre um ein Haar gestürzt. Mit den Vorderbeinen kämpfte sie um ihr Gleichgewicht und stand schließlich mit den Hinterbeinen auf dem Boden und mit den Vorderbeinen unglücklich auf der Rampe.
Stefan hatte sich mit einem Satz nach links in Sicherheit gebracht, das Schwergewicht dieses Pferdes hätte gefährlich werden können. Nun stieg er vorsichtig auf die Rampe und beruhigte die zitternde Stute. „Es ist alles in Ordnung, Mädchen“, sagte er leise. „Ist gut! Komm nur!“
Sabine hielt den Atem an. Wenn die große Stute nun wieder einen Satz machte? Sie bewunderte Stefan in solchen Situationen. Er schien auch jetzt keine Angst zu haben und wusste genau, was er als Nächstes zu tun hatte, ohne dass Cornelia es ihm sagen musste. Schritt für Schritt ließ er die Stute mit den Vorderbeinen von der Rampe treten. Geschafft! Sie war unten. Sabine holte tief Luft.
„Sie blutet!“, rief Katrin.
Und da sah Sabine es auch: Wolgas Transportgamasche hatte sich irgendwie gelöst, die Stute blutete am rechten Hinterbein und lahmte leicht, als Stefan sie anführte.
Cornelia stieg aus dem Hänger und wollte Wol-gas Bein untersuchen, aber die Stute hielt nicht still. Aufgeregt tänzelte sie neben Stefan her und schnaubte unruhig, als sie die anderen Pferde sah.
Es regnete immer noch, der Wind blies kalt über den Hof und schüttelte den alten Birnbaum neben der Haustür.
„Wir bringen die Pferde bei dem Wetter erst mal in den
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