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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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zeigte das Bild von Selma. Was wollte sie denn? Ich öffnete die Kurzmitteilung.
    „Der Jäger schießt dir deine Nase ab, wenn du noch einmal unerlaubt von meinen Keksen naschst!“, stand darin. „Aber vielleicht schlitzt er dir auch deinen Bauch auf und holt sie wieder raus! Bussi, deine Selma.“ Irritiert ließ ich das iD sinken. Den Bauch aufschneiden? Selma hatte manchmal schon einen merkwürdigen Humor.
    Ich schaltete das Gerät ab, um nicht mehr gestört zu werden, und zog meinen Tablet-Computer heran. Im Speicher suchte ich nach der digitalen Karte, die wir gestern benutzt hatten, und rief sie auf. Der Küstenstrich erschien mit all seinen Details, und genau darum ging es mir. Irgendjemand hatte die Position der geheimnisvollen Siedlung namens Puerta-Villa auf der alten Karte eingetragen. Wenn diese auch nur annähernd genau war, dann müsste ich über einen Vergleich mit der heutigen Karte die Stelle ausfindig machen können. Ich zoomte den Ausschnitt heran. Die Küste Marylands splittete sich in immer mehr Einzelheiten auf. Ich erkannte Sandstrände, Buchten und Flussmündungen auf naturgetreuen Satellitenbildern. Rodriguez Perrez hatte von einer markanten Flussmündung und dichtem Wald gesprochen. Ich betrachtete die gezeichnete Karte. Die Bucht mit dem sternförmigen Symbol der befestigten Siedlung im Landesinnern war halbmondförmig, nichts Besonderes. Die Flussmündung allerdings sah aus, als stecke ein Keil in ihr fest. Eine fast dreieckige, vorgelagerte Insel aus Sediment oder Fels lag genau an der Stelle, wo der Fluss ins Meer strömte, und teilte ihn in zwei Läufe. Ich konnte nur schwer abschätzen, wie groß der Fluss war, denn die Karte von Rodriguez Perrez hatte keinen Maßstab.
    Auf dem Satellitenbild suchte ich nach Ähnlichkeiten. Aber es gab Dutzende größere Ströme und Inlets im flachen Marschland von Marylands Küste und Hunderte kleinere Rinnsale. Welcher von ihnen war der von Rodriguez Perrez eingezeichnete Fluss?
    Ich kam nicht weiter und gab den Namen Puerta-Villa in die Suchmaschine ein. Nichts. Kein einziger Eintrag. Ich versuchte es mit der englischen Übersetzung von Puerta-Villa , denn Rodriguez Perrez‘ spanische Bezeichnung für die Kolonie hatte vielleicht ein englisches Pendant. Er schrieb ja schließlich auch, dass die Siedler einen englischen Dialekt sprachen. Ich gab Gatesville, USA, ein. Tatsächlich gab es ein Gatesville in North Carolina, das gar nicht mal so weit von Roanoke entfernt an einem kleinen Flüsschen lag. Aber es befand sich viel zu weit weg von Rodriguez Perrez‘ Markierung und der von ihm navigierten Route seiner Schiffe. Das konnte also nicht gemeint sein.
    Ich gab einen neuen Namen ein: Porterville, USA. Aber auch hier Sackgasse. Es gab zwar ein Porterville in Kalifornien und eines in Südafrika, aber keines im Herzen von Maryland. Seufzend wechselte ich zurück zur Karte des Küstenabschnitts von Maryland. Es blieb mir also nichts anders übrig, als weiter nach geographischen Ähnlichkeiten zu suchen.

    Nach einer Stunde lehnte ich mich entnervt zurück und knetete meine Schläfen. Vom Gestarre auf den kleinen Bildschirm hatte ich einen dicken Kopf bekommen. Verdammt! Es musste diesen Fluss doch geben! Oder war er trockengelegt worden? Ich blickte wieder auf die Karte. Da kam mir eine Idee. Vielleicht ist der Wasserweg schiffbar gemacht und die kleine Insel vor der Mündung weggebaggert worden. Sofort zoomte ich die Küste wieder heran und suchte alle halbmondförmigen Buchten ab. Es war mühselig, aber schließlich fand ich, wonach ich suchte!
    Es war eine Bucht umgeben von dichtem Wald, ungefähr vierzig Meilen Luftlinie südlich von Baltimore an der Chesapeake Bay. Ein mittelgroßer Fluss ergoss sich hier ins Meer. Ich las den Namen: „Cale River.“
    Alles passte, nur war weit und breit keine Siedlung zu entdecken, nicht mal eine moderne Gemeinde. Stattdessen befand sich dort das „Hudson Sanctuary“, ein Naturschutzgebiet. Ich kratzte mich ratlos am Scheitel und machte anschließend einen Ausdruck des Satellitenbildes, den ich zusammen mit Handschrift und Karte wieder im Schrank verstaute.
    Kurz darauf verließ ich das Haus und holte mein Fahrrad aus der Garage. Als ich losradelte, bemerkte ich nebenbei, dass die schwarze Limousine verschwunden war.
    Ich fuhr zum Campus und begab mich in die Bibliothek. In der geographischen Abteilung fand ich verschiedene Karten von der Region rund um den Cale River und sah sie mir an. Die Kopie einer

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