Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
loszuwerden?“
Eleanor zieht hörbar Luft ein. Rhonda ist rot angelaufen. Das Schweigen im Salon ist bleiern, selbst der Pianist hat aufgehört zu spielen. Sato nickt, aber sagt nichts. Er winkt den Maître zu sich. Dieser kommt zu unserem Tisch und beugt sich zu Sato. „Ja, Sir?“
„Ist unser kleiner Gast noch da, wo ich ihn vorher hingebracht habe, Grover?“
Der Maître nickt. „Ja, Sir. Das Personal ist irrtiert, aber ... ich habe ihnen gesagt, es ist auf Ihren persönlichen Wunsch.“
„Gut. Danke, Grover.“ Sato nickt und entlässt den Mann mit einer Handbewegung. Dann wendet er sich mir zu. „Bevor ich auf deine Fragen ... deine ganz berechtigten Fragen antworte, Jefferson, würde ich dich bitten, mich für einen Moment zu begleiten. Die Ladys werden uns sicher entschuldigen.“
Sato steht auf. Ich zögere. Was wird das jetzt? Sato bleibt kurz stehen und grinst. „Komm schon, Jefferson. Oder glaubst du, ich will dich jetzt in der Küche erschießen?“
Er lacht und geht weiter in Richtung Küche. Ich schlucke. Genau diese Möglichkeit blitzt tatsächlich für einen Moment in meinem Kopf auf. Ich sehe Rhonda an, die mit den Tränen kämpft, weil ich in ihren Augen den Abend grandios versaut habe. „Bin gleich wieder da“, sage ich und folge Takumi in die Küche.
- 11 -
Unser kleiner Gast? Wen meint er damit?
Satos Küche ist fast so groß wie meine Wohnung. Ein Koch und zwei Hilskräfte stehen vor Edelstahltischen, waschen ab und räumen zusammen. Respektvoll machen sie Platz, als Sato zielstrebig an ihnen vorbei geht. Er drückt eine weitere Schwingtür auf, zu einem hinteren Küchenbereich, wo zwei weitere Edelstahltische neben Kühlschränken und einer Waschmaschine stehen. Belüftungsrohre und Kabel überziehen die Decke. Der Raum ist weiß gekachelt. Sato geht zu einem Waschbecken in der linken hinteren Ecke des fensterlosen Raumes und deutet mit der Hand hinein. „Sag Hallo zu unserem kleinen Freund, Jefferson!“
Sato grinst. Ich kann noch nicht sehen, was in diesem Becken ist, höre aber ein Schaben, ein metallisches Kratzen auf dem Edelstahl. Ich bleibe stehen, doch Sato winkt mich näher. „Na komm! Seh ihn dir an!“
Ich mache einen Schritt vorwärts und da ist er.
Ein grauer Käfer von der Größe einer Maus sitzt gefangen im Waschbecken. Er sieht aus wie eine riesige Kellerassel. Von einem gegliederten Rückenpanzer stehen zwei kurze Fühler ab. Das Tier versucht, die steilen Wände des Edelstahlwaschbeckens zu erklimmen. Es schiebt sich hinauf, aber gleitet immer wieder an den glatten Wänden herab. Dann dreht es sich im Kreis und versucht es auf der anderen Seite ebenso erfolglos. Mein Hals zieht sich zu. Es ist ekelhaft. Die Narbe von der Schusswunde an meinem Rücken beginnt zu pochen. Ich spüre, wie Galle in meinen Rachen hinaufschießt und schlucke.
„W-was ... was ist das?“
Sato lehnt gegen das Waschbecken und tätschelt den Rücken des Insekts. „Oh, wir haben es Greybug getauft. Du erinnerst dich an die Risse in der Wand des Stadions? Die Erschütterungen? Die Erdbeben? Wir haben ein paar von diesen hier in den Gängen des Stadions gefunden. Sie kamen einfach aus den Rissen herausgeklettert. Unsere Wissenschaftler versuchen herauszufinden, was das ist. Sie kennen so etwas nicht, haben sie gesagt. Sie kennen zwar Bathynomus, so nennt man eine Gattung von Riesenasseln, die man auf dem Meeresgrund gefunden hat. Aber bisher dachte man, die gibt’s nur am Boden der Ozeane. Scheint so, als gäbe es etwas Ähnliches jetzt auch bei uns in Porterville. Putzig, nicht? Die Viecher sind über die Lebensmittel im Stadion hergefallen, haben alles angefressen, auch die Uniformen, die Decken, die Isolation der Heizungsrohre und sogar Kabel. Sie sind enorm widerstandsfähig, sieh mal!“
Satos Tätscheln auf dem Rücken des Viehs wird zu einem kräftigen Schlagen. Dann ballt er die Faust und hämmert regelrecht auf den Rücken des Tieres, doch der Greybug bleibt einfach still liegen. Satos Schläge werden vom gegliederten Rückenpanzer abgefangen und als Sato damit aufhört, wartet der Greybug nur kurz und krabbelt dann weiter, versucht wieder erfolglos, die Wände des Waschbeckens zu erklimmen.
Sato blickt zu mir, verschränkt die Arme vor der Brust. „Wo der hier herkommt, gibt es noch jede Menge mehr, will ich wetten. Sie sind ein neues Problem, Jefferson. Wieder ein neues Problem. Deshalb planen und konstruieren unsere Wissenschafter schon seit zwei Wochen an einem
Weitere Kostenlose Bücher