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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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geflickt. Der Stoff seiner Hose ist an den Knien so dünn, dass helle Haut hindurchscheint. Die Umschläge sehen sogar im Zwielicht staubig aus.
    „Gefällt es Ihnen am MIT?“, fragt Mr. Lundergaard mit seiner seltsamen Betonung.
    Ich nicke. „Es ist eine der besten Universitäten des Landes.“
    „Obwohl es nicht umsonst Massachusetts Institute of Technology heißt“, ergänzt Professor Crown. „Neben den Ingenieurswissenschaften fristen die meisten anderen Fakultäten ein Schattendasein, aber wir wollen uns nichts beschweren.“
    „Cambridge ist ein reizendes kleines Städtchen“, entgegnet Mr. Lundergaard etwas zusammenhangslos.
    „Wenn Sie großes Glück haben“, übernimmt wieder Professor Crown, „wird Mr. Lundergaard Ihnen ein Angebot machen. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Hören Sie es sich ganz genau an.“
    Mr. Lundergaard nickt. „Sehr freundlich, sehr freundlich.“ Er schaut zu mir auf. „Ich hatte die Ehre, eine Vorabfassung Ihrer Forschungsergebnisse lesen zu dürfen.“ Er lächelt sein blasses schmales Lächeln. „Ich hoffe, dies ist in Ordnung für Sie.“
    „Selbstverständlich“, sage ich, obwohl es alles andere als in Ordnung ist.
    „Sie verfolgen … Sie verfolgen da einen sehr interessanten Ansatz, Mr. Higgins.“ Er begutachtet seine Fingernägel und kratzt daran herum. Wahrscheinlich kleben noch Erdkrümel von der Feldarbeit darunter. „Wirklich sehr interessant.“
    Ich frage mich, wie viel er verstehen konnte von dem, was er gelesen hat.
    „Konnten Sie Ihre Forschungen inzwischen abschließen?“, fragt Mr. Lundergaard.
    „Ja“, sage ich, und eine neue Frage wird größer und verdrängt die vorherige: Warum gibt Professor Crown meine Arbeit ohne mein Einverständnis an eine mir wildfremde Person weiter? Einer Person, die augenscheinlich nicht im Geringsten etwas mit meiner Forschung zu tun hat.
    „Haben sich die Ergebnisse verändert?“, unterbricht Mr. Lundergaard meine Gedanken.
    „Nein. Nicht im Geringsten.“
    „Fein“, befindet Mr. Lundergaard und widmet sich wieder der Nagelpflege.
    Professor Crown erweckt den Anschein, als würde ihn dies alles nichts angehen. Abwesend schaut er aus dem kleinen Spalt Fenster, den die Vorhänge unbedeckt gelassen haben.
    „Fein“, sagt Mr. Lundergaard noch einmal und faltet die Hände in seinem Schoß. „Mr. Higgins, lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Wie würde es Ihnen gefallen, an einer Expedition teilzunehmen? Einer Expedition, welche den Lauf der Wissenschaft verändern und in die Geschichtsbücher eingehen wird.“
    „Das kommt ganz darauf an.“
    „Worauf?“, fragt er interessiert.
    „Auf das Ziel und Forschungsthema der Expedition.“
    „Natürlich, natürlich. Ich kann Sie beruhigen.“ Die farblosen Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Wie zwei Regenwürmer, die sich aneinander schmiegen. „Es wird Ihnen gefallen.“ Er beugt sich zu einer abgewetzten Aktentasche hinunter, und holt einen vergilbten Schnellhefter und einen Bleistiftstummel hervor. „Ich würde Ihnen gerne einige Fragen stellen, um Ihre Tauglichkeit zu testen.“
    „Meine Tauglichkeit …“
    „Ob Sie für unsere Expedition geeignet sind“, erklärt Mr. Lundergaard.
    „Ja, klar, warum nicht?“, entgegne ich, obwohl mir auf Anhieb ein halbes Dutzend Gründe dagegen einfällt.
    „Fein.“ Die Regenwürmer bäumen sich ein weiteres Mal auf. „Ihre Antworten werden selbstverständlich vertraulich behandelt.“ Er beginnt, mit kräftigen Drehungen den Bleistift anzuspitzen. Graphit und Sägespäne rieseln auf den Teppich. „Ich möchte Sie jedoch darauf hinweisen, dass die Ergebnisse dieser Befragung ein entscheidendes Auswahlkriterium sind.“
    Er zieht den Bleistift aus dem Anspitzer und überprüft die Spitze. Sie glänzt wie dunkler Stahl. Dann öffnet er den Schnellhefter und räuspert sich.
    „Mr. Higgins, können Sie schwimmen?“
    „Ist das schon die erste Frage Ihres Tests?“, frage ich zurück.
    „Ist das Ihre Antwort?“, fragt Mr. Lundergaard seinerseits.
    „Nein“, sage ich. „Nein, ich wollte nur sichergehen, dass wir schon angefangen haben.“
    Er schaut auf. Seine Augen sind klein, schwarz und spitz wie Bleistiftmienen. „Inwiefern würde dies Ihre Antworten beeinflussen?“
    „Gar nicht, ich … ich wollte es einfach nur wissen.“
    Er betrachtet mich noch einen Moment lang. Dann nickt er. „Ja, der Test hat bereits begonnen.“
    „Okay … Ja, ich kann schwimmen.“
    Der Bleistift kratzt

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