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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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selber Teil des Problems wird.“
    Sato lässt das Messer sinken und die gelbliche Flüssigkeit tropft von der Klinge auf den Fliesenboden. Dann blickt er mich stechend an. Seinen Augen sind wie zwei kleine, harte Kieselsteine. Er streckt mir die geöffnete Hand hin.
    „Was ist mit dir, Jefferson? Hilfst du mir bei der Lösung? Oder bist du Teil des Problems?“

Folge 4
    „Träume der Termiten“
    John Beckmann

Prolog

    „Vor dem Fenster ist der Tag angebrochen. Doch ich darf den Schlafraum nicht verlassen. Die Anordnung der Schulleiterin ist über die Lautsprecher im Flur verbreitet worden. Seit Stunden bin ich wie die anderen Mädchen von der Außenwelt und allen Informationen abgeschnitten. Aber meine Mitschülerinnen sind wenigstens zu zweit.
    Nur Mrs. Gratschow ist kurz aufgetaucht, hat wortlos und mit bleichem Gesicht einen Blick ins Zimmer geworfen und die Tür von außen abgeschlossen. Keine Frage, die Lage ist ernst. Mr. Landino wusste es. Aber warum wurde dann nicht die Bevölkerung gewarnt? Warum mussten wir trotz der drohenden Gefahr in der Nacht einen sinnlosen Graben schaufeln?“

    Tori B.
    Tag 187, Jahr 0048

- 1 -

    Wenn sich Prinz und Prinzessin im Schein des Mondlichts gefunden haben, ziehen sie sich schnell aus dem wilden Getümmel zurück und suchen nach einem Unterschlupf. Eine Erdspalte dient als Hochzeitskammer. Die Zeit bis zum Tagesanbruch ist kurz, und in der Dämmerung lauern viele Feinde, weshalb die beiden sogleich damit beginnen, Erde mit ihrem Speichel zu mischen und den Ausgang zu verschließen. Sie mauern sich ein in ihrem Gemach. Dann erst folgt der Paarungsakt, der sie zu König und Königin macht. Sie werden die Hochzeitskammer Zeit ihres Lebens nicht mehr verlassen.

    Wie in einer Höhle. Kühl und dunkel.
    Schwere Vorhänge verbannen die Oktobersonne nach draußen. Die wuchtigen Bücherregale reichen bis unter die Decke. Der Teppich ist handgeknüpft und tief wie Treibsand. Alles in Professor Crowns Büro ist groß und dunkel. Auch der Schreibtisch, an dessen Ecke die einzige Lichtquelle des Raums in Form einer Schreibtischlampe mit grünem Glasschirm steht. Eine schlichte Unterlage mit einem Notizblock, ein Schreibgeräthalter aus Messing und ein Telefon mit Tastenfeld teilen sich die knapp vier Quadratmeter polierte Mahagonifläche.
    Der Professor selbst sitzt hinter dem Schreibtisch. Starr und unbeweglich. Als wäre er aus Stein gemeißelt. Würde Professor Crown nicht ab und an auf einer Podiumsdiskussion in Erscheinung treten, könnte man meinen, er wäre längst durch seine eigene Statue ersetzt worden.
    Der Campus liebt Gerüchte. Besonders die abwegigen.
    „Paul“, begrüßt Professor Crown mich. „Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten.“
    Die schwere Eichentür hinter mir schließt sich ohne mein Zutun und mauert uns ein in unsere kleine Höhle.
    „Bitte, setzen Sie sich.“ Professor Crown weist auf einen der Besuchersessel.
    Ich versinke in dunklem Leder.
    „Wie geht es Ihnen?“
    „Gut, danke.“
    „Und Kathy?“
    „Ebenfalls. Vielen Dank.“
    „Gut.“
    Ich betrachte Professor Crowns steinerne Miene und frage mich, warum er mich so eilig zu sich gerufen hat.
    „Geht es um … um meine Arbeit?“, frage ich.
    Er winkt. „Nein, nein, seien Sie unbesorgt.“
    „Diesmal schaffe ich den Abgabetermin. Es fehlt eigentlich nur noch die Zusammenfassung.“
    Das stimmt nicht ganz. Doch ich musste bereits zweimal um eine Verlängerung bitten, weshalb einige beruhigende Worte bestimmt nicht verkehrt sind.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Paul. Es geht nicht um Ihre Doktorarbeit. Zumindest nicht in einem Zusammenhang, den Sie gerade befürchten.“ Er wendet sich dem zweiten Besuchersessel zu, welcher etwas abseits am Rand des Lichtscheins steht. „Ich darf Ihnen Mr. Lundergaard vorstellen?“
    Erst jetzt bemerke ich, dass in dem anderen Sessel ebenfalls jemand sitzt.
    „Ein langjähriger Kollege und … guter Freund von mir.“
    „Und ein großer Bewunderer Ihrer Arbeit“, ergänzt Mr. Lundergaard mit einem schmalen Lächeln. Alles an ihm ist schmal: das Gesicht, die Schultern, die dünne Nase.
    „Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Higgins“, wendet er sich an mich mit einer Stimme, die genauso dünn ist wie der Rest von ihm. Sein Akzent ist nicht zuordbar, was ihn zusammen mit seiner Kleidung wie einen Farmer bei einem seiner seltenen Besuche in der Großstadt erscheinen lässt. Die Ellbogen seines Jacketts sind

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