Portland Head Light
einen klaren Kopf behalten zu wollen, um dir weiter schreiben zu können. Aber nein, ich muss ja meine bunten Pillen nehmen.
Wie das Schicksal es so will, haben viele Menschen nicht nur mit dem Thema Unfähigkeit so ihre Probleme, sondern auch mit dem in meinen Augen harmlosen Wort, Zynismus. Ich bin keine Frau, die Menschen allgemein hasst, auch wenn es heute wohl sehr danach klingt, ich kann nur mit den meisten Leuten, die hier leben, nicht das Geringste anfangen. Ein paar von ihnen sabbern den ganzen Tag. Oder sie kichern ständig, als wären sie verrückt.
Dein Vater hat nie gekichert. Er hat gelacht. Ein wunderschönes Lachen. Ich kann es immer noch hören.
Es tut mir leid, Dominic. Ich weiß, dass ich heute anders bin, als ich sein will. Und ich weiß auch, dass diese verdammten Pillen mich mehr und mehr in etwas verwandeln, dem die meisten Leute lieber aus dem Weg gehen. Ich will das aber nicht. Ich will nicht zu diesen sabbernden und kichernden Dingern werden, die in all den anderen Zimmern ihr Dasein fristen. Ich will ich sein. Deine Mum.
Und am liebsten würde ich für immer und ewig vergessen, was der Grund dafür ist, dass ich hier sein muss und nie mehr deine Mum sein kann. Doch mein gemeines Unterbewusstsein sorgt mit schöner Regelmäßigkeit dafür, dass ich es nicht tue. Ich liebe dich, mein Sohn, und ich wünschte, diese Alpträume würden endlich aufhören.
Sei immer stark,
Mum
Eine Woche später war Dominic immer noch damit beschäftigt, einen Platz für die ganze Weihnachtsdekoration zu finden, die er mit der Hilfe von Maggie für sein Haus ausgesucht hatte, und langsam aber sicher musste er fertig werden, denn das Wochenende stand vor der Tür und damit der erste Advent. Andrews alte Pyramide stand schon, denn die hatte er zuerst wieder instandgesetzt und seither wartete sie auf der Kommode im Wohnzimmer darauf benutzt zu werden.
Aber für heute Abend war Schluss mit dem Dekorationsmarathon. Er hatte Hunger und war müde, und deshalb räumte Dominic die letzten beiden Tüten einfach beiseite und ging rüber in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen, Montana zu füttern und danach mit einer Kanne Tee ins Wohnzimmer hinüberzugehen, um vor dem Schlafengehen noch etwas fernzusehen. Dominic hatte es sich gerade auf der Couch gemütlich gemacht, als sein Handy zu klingeln begann. Nach einem Blick auf die Uhr, es war weit nach Neun, entschied er, David zu ignorieren. Wenn es wirklich wichtig war, würde der eine Nachricht schicken, das hatten sie so ausgemacht. Ansonsten konnte es auch bis Morgen waren.
Dominic zappte etwas durchs Programm, als das Klingeln aufhörte, und blieb bei, 'Der Grinch' hängen, einer der Filmklassiker für Weihnachten schlechthin. Den kannte er zwar in und auswendig, aber um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen, war der Film genau richtig. Montana sprang zu ihm auf die Couch, maunzte und rollte sich dann auf der Decke zusammen, die er für den Kater hingelegt hatte. Dominic betrachtete den Stubentiger schmunzelnd und trank einen Schluck Tee, um im nächsten Moment die Stirn zu runzeln, als ein lautes Piepen seines Handys ihm eine eingegangene Nachricht ankündigte. Scheinbar war es doch wichtig. Dominic nahm sein Handy vom Couchtisch und rief die Nachricht auf.
'Bitte geh ran!'
Noch bevor er sich über die Dringlichkeit der drei Worte wundern konnte, begann sein Handy erneut zu klingeln. „Was ist denn los?“, fragte Dominic, ohne überhaupt einen Gedanken an eine Begrüßung zu verschwenden.
„Cameron ist weg“, antwortete David hörbar beunruhigt und Dominic konnte Adrian im Hintergrund laut mit jemandem diskutieren hören. „Adrian gibt gerade eine Vermisstenanzeige auf“, erklärte David im nächsten Moment. „Ich dachte mir zuerst nichts dabei, als er heute Morgen nicht wie verabredet zum Frühstück kam, weil ich vergessen hatte, unseren Anrufbeantworter abzuhören. Er sagt immer Bescheid, wenn ihm etwas dazwischengekommen ist. Aber vorhin war ich noch in Galerie, weil ich mit Maddison etwas wegen der neuen Ausstellung besprechen wollte. Und sie ist doch in Behandlung bei ihm.“
Dominic nickte nur. Das wusste er alles. David konnte langsam mal zum Punkt kommen. „Was hat sie gesagt?“, fragte er, während ihm zeitgleich ein kalter Schauer über den Rücken lief. Cameron wurde vermisst. Großer Gott, wenn ihm etwas passiert war, würde es David das Herz brechen.
„Es gab einen Unfall in der Klinik.“ David schluckte hörbar für ihn
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