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Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Titel: Porträt eines Süchtigen als junger Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Clegg
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durchgehen wollten. Freunden, Klienten, Angestellten, allen habe ich erzählt, ich hätte einen Bandscheibenvorfall und sei dauernd beim Arzt, Akupunkteur und Masseur. Die Wahrheit ist, dass ich seit meiner Rückkehr vom Sundance vor fünf Tagen in einer dicken Crack-Qualmwolke durch die Wohnung getigert bin. Gerade mal, um über die 8th Street zum Geldautomaten zu rennen oder nebenan Feuerzeuge und Stahlwolle zu kaufen, habe ich das Haus verlassen. Der Schnapsladen hat mir täglich Ketel One geliefert, und der Putzfrau habe ich gesagt, sie solle nicht kommen, da ich krank sei.
     
    Irgendwann bevor ich in den Wagen gestiegen bin, habe ich Kate eine Mail geschickt, sie solle tun, was sie für richtig halte, ich sei rückfällig geworden und rate ihr, sich in aller notwendigen Form abzusichern. Ehe ich auf Senden drücke, schaue ich auf die dicken Schneeflocken, die in Zeitlupe zwischen den Gebäuden herunterkommen, und denke, ich tue ihr einen Gefallen. Sie kann aussteigen und weitersehen. Aber ich finde so gut wie gar nichts dabei, unsere Partnerschaft, unsere Firma, meine Karriere hinzuschmeißen. Ich betrachte das keineswegs so, wie man sich etwa auf den Finger sieht, wenn man sich gerade geschnitten hat und wartet, ob es blutet. Einen Moment lang ist es eher, als wäre es ein fremder Finger, als wäre man selbst unverletzt und das erwartete Blut nicht das eigene.
     
    Schließlich komme ich zum Flughafen und laufe zum Erste-Klasse-Schalter vor. Die Frau dort teilt mir mit, dass ich meinen Flug verpasst habe. Ich frage, ob noch ein anderer geht, und sie sagt mir, es gibt einen über Amsterdam, in drei Stunden. Ohne zu zögern kaufe ich ein Erste-Klasse-Ticket zum vollen Preis. Zu der Zeit habe ich siebzigtausend Dollar auf dem Girokonto und denke, wenn überhaupt, fünftausend sind ein Pappenstiel. Ich frage die Frau, ob es am Flughafen ein Hotel gibt, weil ich mich vor dem Flug kurz hinlegen und schlafen möchte. Sie sieht mich an und sagt nach einer Pause, dass ein Marriott mit dem Taxi leicht zu erreichen ist. Ich danke ihr, gebe mein Gepäck für den Sieben-Uhr-Flug auf und nehme den Gepäckschein entgegen. Vom Taxi aus rufe ich Noah an und hinterlasse ihm eine Nachricht, dass ich meinen Flug verpasst habe –
Unmöglicher Verkehr
, sage ich mit gespielter Enttäuschung –, aber mit dem nächsten komme.
     
    Der Taxifahrer ist ein gut aussehender Latino mit dunklen Augen, und ich fange sofort ein Gespräch an. Wie ich es anstelle, ihn zu fragen, ob er dröhnt, weiß ich nicht, aber dann ist es so weit. Er sagt ja, ich frage womit, und er antwortet, Bier und Pot. Dann fragt er, was ich nehme, und ich sage es ihm rundheraus. Er ist still, fragt, ob ich welches dabeihabe, und ich sage ja. Er fragt, ob er es sehen kann, und ohne zu zögern nehme ich einen Stein aus der Tasche und halte ihn zwischen den beiden Vordersitzen hoch. Er fährt langsamer, betrachtet das Crack eingehend, sagt aber nichts. Als ich es wegnehme, lacht er und sagt, er hat noch nie welches gesehen, und ich frage ihn, ob er Lust hat, es zu probieren. Klar, sagt er, später, nach seiner Schicht, und gibt mir seine Handynummer. Ich stecke sie ein, obwohl ich weiß, dass mein Flug geht, bevor er fertig ist. Da er mir seinen Namen nicht sagt, schaue ich auf den plexiglasgerahmten Fahrerausweis hinter dem Beifahrersitz und sehe, dass er durch ein Stück Zeitung verdeckt ist. Ich frage ihn, wie er heißt, und er brummelt etwas Unverständliches. Ich frage ihn noch einmal, und wenn ich recht verstehe, sagt er »Rick«.
     
    Irgendetwas an seinem Benehmen ändert sich, als wir vor dem Marriott anhalten. Er wird plötzlich kühl, und später fällt mir ein, dass er eigentlich gar nicht sein Fahrgeld verlangt, dass es belanglos erscheint, als ich es ihm gebe. Nur achte ich kaum darauf, so froh bin ich, dass ich den Flug verpasst habe und jetzt ein paar Stunden Zeit zum Flashen habe.
     
    Ich gehe aufs Zimmer und schließe die Tür hinter mir, als wäre es der Vorhang einer großen, angsterregenden Bühne, auf der ich eine strapaziöse Rolle zu spielen hatte, die ich nun endlich ablegen kann. Ich ziehe meine Jacke aus und baue mir einen dicken Hit. Es regnet Krümel auf die Bettdecke, als ich das Röhrchen ans Licht halte, aber das kümmert mich nicht. Ich ziehe kräftig und behalte den Rauch bei mir, so lange ich kann. Als ich ausatme, verschwindet der Stress der letzten Stunden, und ein schimmerndes Glücksgefühl tritt an seine Stelle.
     
    Bald

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