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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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nochmals aus, spannte seinen ganzen Körper und setzte zur Beuge an. Am tiefsten Punkt der Bewegung hatte Frenzel kurzzeitig das Gefühl, die Besinnung zu verlieren, bevor er, wie im Nebel und scheinbar in Zeitlupe, die 260 kg nach oben stemmte und wieder in die Ablage wuchtete. Dabei fiel im seine Schiebermütze, die er auch im Training nicht ablegte, vom kahl geschorenen Schädel und gab den Blick auf seine Kopfhaut frei.
    Sie war teilweise völlig verbrannt.
    Solche Kleinigkeiten interessierten Frenzel gerade nicht. Noch erschöpft von der Anstrengung hing er mit seinen rasierten (wie der Rest des Körpers) Achselhöhlen über der Hantelstange und schielte in den Trainingsspiegel.
    Schwärze, aus tiefen Höhlen ans Licht getragen, blickte ihn an und drohte ihn zu verschlingen.
    Auch wenn er nur noch im Besitz eines Auges war, hatte dieses nichts von seiner Ausstrahlung und Anziehungskraft verloren. Sein ausgezehrter und schmaler Schädel tat ein Übriges. Die Narben, Verbrennungen und Verstümmelungen in Verbindung mit diesem definierten, massiven und wuchtigen Körper erweckten den Eindruck, als wäre Frenzel direkt aus dem letzten Level eines Egoshooters, gespielt im höchsten Schwierigkeitsgrad, entstiegen. Hier in unserer Welt angekommen, um seinen ewigen Kampf fortzusetzen.
    Ein Glücksritter – s
oldier of fortune -
bezahlter Söldner, Killer, der sich auf die Seite dessen schlägt, der am besten bezahlt.
    Langsam lösten sich die ausgepowerten Muskeln aus dem Griff der säurehaltigen Erschöpfung. Die Schutzschilde fuhren nach unten, ließen wieder Gedanken, Eindrücke aus der Umgebung zu. Frenzel spürte die anerkennenden Blicke, das Schulterklopfen, hörte die Gratulationen der anderen Sportler. Er lächelte, nickte kurz, löste seinen Gewichthebergürtel, die Kniebandagen, begann mit Dehnungsübungen und beendete sein Beintraining mit einem Spagat.
    Frenzel hob seine Schiebermütze vom Boden auf, sammelte das Handtuch und die restlichen Trainingsutensilien zusammen. Er ging mit aufrechtem Körper und geraden Schritten zu den Umkleidekabinen. Er hasste diese Wichtigtuer, die umherstolzierten, als hätten sie Rasierklingen unter den Armen und Stierhoden zwischen den Beinen, aber dann bei wirklichem Hardcoretraining abkackten, viel quatschten und erzählten, wie lange sie heute
trainiert
hätten. Frenzel zog seine Intervalle in einer Geschwindigkeit durch, die jeden schwindlig machte. Einige Muskelgruppen bombardierte er ohne jegliche Pause zwischen den Sätzen. Aus diesem Grund hatte er keinen Partner im Studio – niemand hielt dieser Intensität lange stand. Diese strahlte Frenzel in jeder Bewegung, jeder Geste aus. Sämtliche Winkel seines Lebens waren von ihr durchtränkt, sie tropfte ihm aus jedweder Pore seines Körpers. Sogar jetzt, als er sich aus dem durchnässten Einteiler herausschälte, hatte man den Eindruck, es könnte das letzte sein, was dieser Organismus heute noch vollbringt. Frenzel besaß im Leben mehr Intensität, als die meisten im Sterben. Diese Aura zerpflügte seinen Weg, wie ein Eisbrecher in der Arktis, verteilte die Schollen in zwei Lager – Sympathie und Antipathie.
    Nach dem Duschen cremte er sich sorgfältig ein und hielt kurz inne, als seine kurzen, schlanken Finger über die Narben strichen; die Nägel waren kurz geschnitten und gut gepflegt.
    Manikürt.
    Wie zum Trotz zu den schwieligen, verhornten Handflächen vom jahrelangen Hanteltraining.
    Frenzel griff in seinen Kulturbeutel und kramte einen einfach gehaltenen, schweren Silberring mit einem etwa halben Zentimeter Durchmesser großen Peridot heraus, den er über den Ringfinger seiner linken Hand streifte.
    Er liebte Schmuck.
    Silberschmuck.
    Nachdem er das schwarze Shirt und die verwaschenen blauen Jeans übergestreift hatte, schnürte er sich die teuren italienischen Halbschuhe (in schwarz – Schuhe waren seine Leidenschaft, Ledersohlen Pflicht) und packte die restlichen Klamotten in die Trainingstasche. Als letztes stülpte er die Augenklappe über die kahle, leere und zerfurchte Höhle, die jetzt den Platz in seinem Gesicht einnahm, bevor er sich sein Cappy aufsetzte und mit einem kurzen Gruß bei den anderen verabschiedete.
    Frenzel trat auf den Innenhof hinaus, wo die Hitze augenblicklich zum Schlag ausholte.
    Dieser verpuffte.
    Je heißer, desto besser, dachte er sich, während er in der Anmut und Grazie eines Gepards zu seinem Wagen trabte, was angesichts seiner dichten und kompakten Statur fast schon

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