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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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Arm vorbei. Ihr Kreischen ließ ihn für einen Wimpernschlag das eigene Entsetzen vergessen. Dann verschwand sie aus seinem Blickfeld.
    Wurde durch andere Leiber, andere Tragödien ersetzt.
    Plötzlich raste Stiegler auf eine schwarze Wand zu. Sie stand senkrecht zum Eis in die Höhe und bremste seinen Fall abrupt ab. Das Tuch des Zeltes spannte sich unter der Last seines Gewichts, das an den ins Eis gerammten Heringen zerrte.
    Stiegler spürte keinen Schmerz, nur einen kurzen Ruck an seinem Wanst, in den sich sein Gürtel schnitt, an dem Viktoria seitlich herunterhing.
    Ratsch.
    Mitten im Chaos fand das Geräusch von reißendem Gewebe den Weg an sein Ohr. Das Zelt gab nach.
    Da
wusste
er, was zu tun war. Die Zeit schien stillzustehen, der Lärm verebbte.
    Er packte das Endes des Gürtels, zog mit aller Kraft daran - die Schnalle öffnete sich. Stiegler löste seinen Griff und das Leder quetschte sich durch die Schlaufen seiner Hose ins Freie.
    Viktoria fiel.
    Im selben Moment verfing sich ein weiterer Körper im Tuch des Zeltes. Der Aufschlag sprengte die Heringe aus ihren Verankerungen und entließ Otto Stiegler in den Schlund des Sees.
     
     
    Frenzel beendete gerade sein Gebet, als er erneut abgelenkt wurde. Diesmal war die Störung stärker als der Strom seiner Gedanken.
    Was ist da draußen los?
    Er richtete sich steif von der Holzbank auf und bekreuzigte sich ein letztes Mal.
     
    Der Mob explodierte.
    Die Luft flimmerte vor Panik.
    Keiner kümmerte sich mehr um die Ursache des Wahnsinns. Alle waren sie ausschließlich mit sich selbst und ihrer Situation beschäftigt. Die Eisplatte stand mittlerweile senkrecht aus dem Wasser. Wie das Auge Gottes schien sie noch einmal einen letzten Blick auf die Sünder zu werfen, ehe sie das Urteil vollstreckte.
    Dann stürzte sie in den
Lago di Garda
zurück.
     
    Der Tod trat kreischend als Vorhut auf den Wellen des Schalls in die Kirche
Sant'Andrea
ein. Er brachte die Schreie der Ertrinkenden mit, bevor die Wassermassen die schwere Eingangstür zerfetzten und die Mauern niederrangen.
    Sie schleuderten Frenzel samt den Holzbänken durch das Kirchenschiff in Richtung Allerheiligstes. Dort presste es ihn für eine Sekunde auf den Altar aus Marmor, der zwischen Mauerresten eingekeilt den Naturgewalten trotzte.
    Frenzel
sah
einen schwarzen Engel, der auf ihn zuraste, während es ihm den letzten Sauerstoff aus den Lungen trieb.
    Der Engel hielt ein Schwert in der Hand.
    Frenzel verstand.
    Azrael ist gekommen.
    Meine Sünden zu tilgen.
    Er war bereit.
    Frenzel empfand es wie einen Akt der Gnade, als der Stahl seinen Brustkorb aufriss.

Epilog
     
    Aus dem Buch des Poseidon. Die große Flut. 7,17 – 7,24.
     
    Die Flut der Erde dauerte vierzig Tage. Das Wasser stieg und hob die Arche immer höher über die Erde. Das Wasser schwoll an und stieg immer mehr auf der Erde, die Arche aber trieb auf dem Wasser dahin. Das Wasser war auf der Erde gewaltig angeschwollen und bedeckte alle hohen Berge, die es unter dem ganzen Himmel gibt. Das Wasser war fünfzehn Ellen über die Berge hinaus angeschwollen und hatte sie zugedeckt.
Da verendeten alle Wesen aus Fleisch, die sich auf der Erde geregt hatten, Vögel, Vieh und sonstige Tiere, alles, wovon die Erde gewimmelt hatte, und auch alle Menschen. Alles, was auf der Erde Lebensgeist durch die Nase atmete, kam um. Poseidon vertilgte also alle Wesen auf dem Erdboden, Menschen, Vieh, Kriechtiere und die Vögel des Himmels; sie alle wurden vom Erdboden vertilgt. Übrig blieb nur Noach und was mit ihm in der Arche war. Das Wasser aber schwoll hundertfünfzig Tage lang auf der Erde an.
     
    Burger legte das Papier zur Seite auf seinen Schreibtisch. Es war heute mit der Post gekommen, an ihn adressiert, ohne Absender. Der Stempel und die Briefmarke stammten aus Italien - vor einer Woche weggeschickt. Burgers Blick kehrte zurück an den Bildschirm, der das Kellerbüro in sein flimmerndes Licht tauchte, welches wie ein milchiger Nebel durch den Raum schwebte.
    Die Bilder beunruhigten ihn.
    Wasser.
    Nichts als Wasser und die dahintreibenden Überreste der Dörfer und Städte aus der Gegend des
Lago di Garda.
    Burger nahm den Brief erneut zur Hand. Während er darin versank, gingen die Berichterstattungen weiter. Aufnahmen aus dem Epizentrum der Katastrophe wechselten sich ab mit Interviews hochrangiger Politiker.
    Schnitt.
    Das Gesicht eines Reporters, der mit einem Hubschrauber über die Szenerie flog, erschien. Er sprach schnell in sein Mikrophon,

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