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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verdutzt, daß der Ellbogen, auf den er sich gestützt hatte, von der Theke rutschte und sein Arm bis zur Achsel in einem Kessel mit Sauce landete. Die Katze miaute kläglich und ergriff die Flucht. Censorinus ging wild um sich schlagend auf mich los. Ich parierte eher verärgert, denn die ganze Sache schien mir so sinnlos. Dann griff er mich ernsthaft an, und da mußte ich mich natürlich wehren. Epimandos sprang auf den Tresen und brachte sich in Sicherheit. Die anderen Gäste bildeten einen Kreis um uns und feuerten uns aus rauhen Kehlen an. Wir lieferten uns einen kurzen, unbeholfenen Boxkampf, aus dem ich als Sieger hervorging. Ich schmiß den Soldaten raus; er rappelte sich auf und zog schimpfend ab.
    In der Caupona kehrte wieder Frieden ein. Epimandos rieb sich den Arm mit seinem Lumpen. »Worum ging’s denn eigentlich?«
    »Das weiß Jupiter allein!« Ich warf ihm ein paar Kupfermünzen für meine Zeche hin und machte mich auf den Heimweg.
    Als ich ging, hob Epimandos gerade das Brötchen auf, das Zwirn vorher abgeleckt hatte, und legte es wieder in den Brotkorb für die Gäste.

VI
    Am nächsten Morgen fing mein normales Leben in Rom wieder an.
    Ich blieb lange genug im Bett, um zu beweisen, daß ich kein Sozialfall war, der in aller Frühe raus muß, um vor dem Haus eines reichen Gönners um Almosen zu betteln. Dann zeigte ich mich den erwartungsvollen Römern auf dem Forum; die meisten guckten freilich an mir vorbei. Als mein Bankier vorbeikam, verdrückte ich mich, entwischte auch einem Mädchen, das mich lieber nicht wiedererkennen sollte, ebenso ein paar von meinen Schwagern. Dann spazierte ich in die Thermen hinter dem Castor-Tempel, um mich rundum erneuern zu lassen. Nach einer zünftigen Runde mit meinem Trainer Glaucus, der in einer seiner sarkastischen Stimmungen war, und einer ausgiebigen Massage nahm ich ein Bad, leistete mir eine Rasur und einen frischen Haarschnitt, gab ein paar Witze zum besten, ließ mir den neuesten Klatsch erzählen, verlor einen Denar bei einer Wette darum, wie viele Flohbisse irgendein Fremder am Bein hatte, und begann mich wieder wie ein zivilisierter Römer zu fühlen.
    Ich war sechs Monate fort gewesen. Nichts hatte sich in der Zwischenzeit geändert, weder in der Politik noch auf den Rennplätzen – außer daß inzwischen alles teurer geworden war. Die einzigen Leute, denen ich gefehlt hatte, waren anscheinend die, denen ich Geld schuldete.
    Ich borgte mir von Glaucus eine Toga und machte mich auf den Weg zum Palatin, wo ich um eine Audienz beim Kaiser nachgesucht hatte. Mein Bericht beeindruckte den alten Herrn hinreichend, aber ich hätte daran denken sollen, mit meinem Besuch bis nach dem Essen zu warten, weil er dann in spendablerer Laune war. Meine Mission in Germanien war erfolgreich; Vespasian feilschte zwar gern um jeden As, erkannte aber Leistung immer an. So auch heute. Er war fair. Er genehmigte meine Honorar- und Spesenrechnung. Allerdings machte er keine Anstalten, mir einen neuen Auftrag zu geben. Das ist das Risiko des Freiberuflers: Man ist ständig von Arbeitslosigkeit und Bankrott bedroht. Sowie man sich dann daran gewöhnt hat, die viele Freizeit zu genießen, kommt sofort einer daher und betraut einen mit einer Mission, vor der sich sogar ein Herkules gegraust hätte.
    Jedenfalls bekam ich im Palast einen ansehnlichen Beutel Silber, kehrte damit aufs Forum zurück, wo ich meinen Bankier jetzt mit glücklichem Lächeln begrüßte und dann zusah, wie er mein ziemlich kleines Bankfach öffnete. Die Münzen klimperten himmlisch, als er sie darin verstaute. Sie reichten freilich immer noch nicht aus für komplizierte Anlagemanöver, ganz zu schweigen von dem Batzen, den ich auf der hohen Kante haben müßte, falls ich mich je entschließen sollte, Helena Justinas Vater, dem Senator, in der Rolle des hoffnungsvollen Schwiegersohns gegenüberzutreten. Zum Glück erwartete der edle Camillus kein solches Wunder und behelligte mich nie mit unschönen Fragen nach meinen Zukunftsplänen.
    Nach dem Gang zur Bank vertrödelte ich den Rest des Nachmittags mit allem, was mir einen Vorwand dafür lieferte, nicht nach Privatklienten Ausschau zu halten.
    Ich hätte wissen müssen, daß, während ich so harmlos herumspazierte und frische Luft schnupperte, die rastlosen Parzen sich anschickten, mir die Schlinge um den Hals zu legen.
     
    Am Morgen hatte Helena mir ins noch friedlich schlummernde Ohr trompetet, daß sie und meine Mutter heute anfangen wollten, meine

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