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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in einen geschmacklosen Klumpen verwandelt, den ich mit mehr Erleichterung als Anstand aus dem Mund nahm und auf den Schüsselrand legte; natürlich fiel er prompt hinein.
    »Setz dich, Censorinus. Du stehst mir im Licht.« Der Legionär war so gnädig, sich auf meine Tischkante zu pflanzen. Ich behielt meinen zivilisierten Ton bei. »Da geistern so häßliche Gerüchte herum, daß du schlecht über meinen berühmten Bruder redest. Willst du über dein Problem reden oder soll ich dir gleich die Zähne einschlagen?«
    »Ich hab kein Problem«, spottete er. »Ich bin hier, um Schulden einzutreiben. Und glaub mir, ich kriege mein Geld!«
    »Das klingt ja wie eine Drohung.« Ich ließ den Eintopf stehen, hielt mich aber weiter an den Wein, ohne dem Legionär was davon anzubieten.
    »Die Fünfzehnte hat’s nicht nötig zu drohen«, prahlte er.
    »Nicht, wenn deine Forderungen legal sind«, stimmte ich zu, jetzt meinerseits in aggressiver Tonlage. »Wenn die Legion Ärger hat und wenn die Sache auch meinen Bruder betrifft, dann bin ich bereit, dir zuzuhören.«
    »Zuhören allein reicht nicht!«
    »Erst sagst du mir klipp und klar, was los ist – sonst können wir beide die Angelegenheit vergessen.«
    Epimandos und Zwirn spitzten beide die Ohren. Der Kellner stand über seinen Töpfen und bohrte in der Nase, während er uns ganz unverhohlen anstarrte; der Kater dagegen hatte den Anstand, so zu tun, als lecke er an einem Brötchen, das unter den Tisch gefallen war. Das Flora war nicht der Ort, wo man seine Flucht mit einer reichen Erbin plante oder ein Fläschchen Gift kaufte, um damit seinen Geschäftspartner aus dem Weg zu räumen. Nein, diese Caupona hatte das neugierigste Personal von ganz Rom.
    »Ein paar von uns, die Festus gut kannten«, erklärte Censorinus hochtrabend, »haben zusammengelegt und mit ihm ein gewisses Projekt finanziert.«
    Es gelang mir, nicht seufzend die Augen zu schließen; das kam mir so entsetzlich bekannt vor. »Ach, ja?«
    »Wenn ich’s dir doch sage! Wir wollen den Gewinn – oder unseren Einsatz zurück. Und zwar sofort!«
    Ich ignorierte die Drohung. »Also bis jetzt bin ich weder interessiert noch beeindruckt. Erstens weiß jeder, der Festus kannte, daß er nicht unter jedem Bett, in dem er schlief, reich gefüllte Sparkrüge hat stehenlassen. Wenn ein Krug da war, dann hat er den als Nachttopf benutzt und damit basta! Ich war sein Testamentsvollstrecker – seine Hinterlassenschaft war gleich Null. Und zweitens, selbst wenn dieses famose Geschäft, von dem du redest, legal war, möchte ich doch erst mal einen Schuldschein sehen. Festus war in den meisten Dingen etwas wolkig, aber ich habe all seine Geschäftsunterlagen, und die sind tadellos in Ordnung.« Das galt zumindest für den Stapel voll gekritzelter beinerner Notizblocks, die ich bei meiner Mutter gefunden hatte. Aber ich war seit drei Jahren darauf gefaßt, in irgendeinem Versteck andere, fragwürdigere Bilanzen zu finden.
    Censorinus maß mich mit kaltem Blick. Er wirkte sehr verkrampft. »Dein Ton gefällt mir nicht, Falco.«
    »Und mir mißfällt dein Benehmen.«
    »Stell dich lieber drauf ein, daß du zahlen mußt.«
    »Dann komm lieber schleunigst mit’n paar Erklärungen rüber.«
    Irgendwas stimmte nicht. Der Soldat schien merkwürdig abgeneigt, die Fakten auf den Tisch zu legen – obwohl das doch seine einzige Chance war, mir Bares abzuluchsen. Ich sah seine Blicke blitzschnell und aufgeregter als nötig hin und her huschen.
    »Es ist mir ernst, Falco – wir erwarten, daß du für deinen Bruder blechst!«
    »Olympus!« Meine Geduld war am Ende. »Du hast mir weder Zeit noch Ort genannt, weder das Projekt noch die Bedingungen oder das Resultat, geschweige denn den Betrag, um den es geht. Alles, was ich zu hören kriege, sind Lamento und Gezeter!«
    Epimandos kam näher und tat so, als müsse er Tische abwischen und mit dem Zipfel eines verschimmelten Lumpens abgekaute Olivenkerne durch die Kneipe schnipsen.
    »Verzieh dich, du Knoblauchzehe!« brüllte Censorinus ihn an. Er schien den Kellner jetzt zum ersten Mal zu bemerken. Epimandos bekam einen seiner nervösen Anfälle und machte hastig einen Satz zurück an den Tresen. Hinter ihm reckten die anderen Gäste die Hälse und spähten neugierig zu uns rüber.
    Ohne Epimandos aus den Augen zu lassen, hockte Censorinus sich auf einen Schemel neben mir. Als er jetzt sprach, war seine Stimme nur noch ein gedämpftes, heiseres Krächzen. »Festus hatte ein Schiff

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