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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vernünftiges dabei herausgekommen. Er hat mir erzählt, daß ein paar von den Kumpels meines Bruders beim Import griechischer Statuen Geld verloren haben.«
    »Und was wollen sie nun von dir?«
    »Unser Festus hat der ganzen Bande tapfer versprochen, den Verlust zu ersetzen.«
    »Was ihm aber nicht gelungen ist?«
    »Er ist prompt von einer Festungsmauer gefallen, und aus war’s. Jetzt wollen die Kerle, daß ich für ihn geradestehe, aber als ich nach dem ursprünglichen Geschäft gefragt habe, wollte Censorinus partout nicht mit der Sprache raus, und …«
    Daß ich den Satz nicht zu Ende brachte, verstärkte Helenas Interesse nur noch. »Ja, was ist dann passiert?« Sie wußte, daß ich ihr etwas verschwieg. »Hat’s in der Caupona Ärger gegeben?«
    »Unser Gespräch endete mit einer Prügelei.«
    »Oh, Marcus!«
    »Er hat angefangen.«
    »Das will ich hoffen. Aber du hast bestimmt auf stur geschaltet, oder?«
    »Warum auch nicht? Wenn die so geheimnisvoll tun, müssen sie damit rechnen.«
    Helena mußte mir recht geben. Sie überlegte einen Moment und sagte dann: »Erzähl mir von deinem Bruder. Ich hatte immer den Eindruck, er sei bei allen beliebt gewesen. Aber jetzt weiß ich nicht recht, wie du zu ihm stehst.«
    »Siehst du? Genauso geht’s mir auch manchmal.« Festus war acht Jahre älter gewesen als ich. Das reichte für eine Portion Heldenverehrung – oder das Gegenteil. Ein Teil von mir haßte ihn, doch mit dem Rest liebte ich ihn um so mehr. »Er konnte einen auf die Palme bringen. Und doch war’s mir unerträglich, ihn zu verlieren. Da hast du, in einem Wort, mein Verhältnis zu ihm.«
    »War er dir ähnlich?«
    »Nein.« Wahrscheinlich nicht.
    »Und wirst du diese Geschichte nun weiterverfolgen?«
    »Ich warte mal ab.«
    »Also willst du aufgeben.« Eine vernünftige Schlußfolgerung. Aber sie hatte Festus nicht gekannt. Ich bezweifelte, daß ich so einfach davonkommen würde. Selbst wenn ich versuchte, gar nichts zu tun, war die Situation bereits außer Kontrolle geraten.
    Helena zog die Schultern hoch wegen der Kälte. Ich sagte: »Wir müssen was essen.«
    »Wir können doch nicht immer deiner Mutter zur Last fallen.«
    »Stimmt – wollen wir zur Abwechslung mal deine Eltern besuchen?«
    »Ich habe mir schon gedacht, daß du das vorschlagen würdest, und darum Kleider zum Wechseln mitgebracht. Aber vorher muß ich baden …«
    Ich musterte sie; sie starrte vor Dreck, war aber voller Kampfgeist. Keine noch so dicke Staubschicht konnte ihrem Wesen etwas anhaben. Das verschmierte Gesicht ließ ihre großen dunklen Augen um so intensiver strahlen, und wenn ihr die Haarnadeln so wie jetzt aus der Frisur rutschten, dann hatte ich nur den einen Wunsch, nachzuhelfen … Hätte in meiner Wohnung noch ein Bett gestanden – wir wären an diesem Abend nirgends mehr hingegangen. Aber es gab weder ein Bett noch einen brauchbaren Ersatz. Ich lächelte wehmütig. »Mein Herz, es ist vielleicht keine gute Idee, dich zu deinen Eltern zu bringen, wenn du aussiehst, als hättest du den ganzen Tag wie ein Sklave am Schmelzofen geschuftet. Auf der anderen Seite erwartet deine noble Verwandtschaft von mir nichts anderes, als daß ich dich schlecht behandle. Laß uns gehen und gratis das private Badehaus deines Papas benutzen.«
    Für diesen Entschluß hatte ich zwei Gründe. Falls Helenas Eltern uns eröffnen sollten, daß Titus Caesar während unserer Abwesenheit bei ihnen rumgelungert hatte, dann würden sie, wenn Helena bei unserer Ankunft so verheerend aussah, um so schneller kapieren, daß ich ihre Tochter dem Kaisersohn weggeschnappt hatte. Reiner Zufall, daß mir das gelungen war, aber weil es das einzige bißchen Glück in meinem unerquicklichen Leben war, hatte ich vor, es festzuhalten. Wenn Helena sich mir an den Hals warf, konnte kein Mensch erwarten, daß ich ein solches Geschenk zurückwies – genausowenig, wie man hoffen durfte, daß der Sohn eines erzkonservativen Kaisers sie nach mir noch würde haben wollen.
    Jedenfalls hoffte ich das.
     
    Die Familie Camillus wohnte in einer Hälfte eines Doppelhauses gleich hinter der Via Appia, nahe der Porta Capena. Das Haus nebenan stand leer, gehörte ihnen aber auch. Es verfiel langsam, weil es schon so lange unbewohnt war. Die Villa von Helenas Eltern sah nicht schlimmer aus als bei meinem letzten Besuch, ein bescheidenes Anwesen, dem man anmerkte, daß die Bewohner ständig in Geldverlegenheit waren. Im Innern war der schlechte Anstrich inzwischen stark

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