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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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alte Wohnung wieder bewohnbar zu machen. Als ich genug vom Rumstrolchen hatte, ging ich auch dorthin. Die Straßen rings um die Brunnenpromenade rochen alle nach Kloake, weil die Gassen in dem Teil der Stadt gleichzeitig die Kloaken sind. Die Anwohner sahen so trist und niedergeschlagen aus wie immer. In dieser Nachbarschaft lag das Loch, das ich mir vor sechs Jahren gesucht hatte, nachdem ich aus der Armee entlassen worden war und mich, anders als mein Bruder, der immer noch zu Hause bei Mutter wohnte, dafür zu erwachsen fühlte. Festus hatte mich damals für verrückt erklärt – was mich nur um so sturer machte.
    Ein anderer Grund, von zu Hause auszuziehen, war der, daß die Familie mich dann nicht mehr unter Druck setzen konnte, doch ins heimische Geschäft einzusteigen – mir also entweder in der Handelsgärtnerei draußen in der Campania den Rücken krumm zu schuften oder mir als Auktionator die Hände noch schmutziger zu machen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich kann sowohl einen Stengel Lauch ausbuddeln als auch Lügen über eine antike Lampe erzählen. Aber ich sehe mich selbst eher als geselligen, lockeren Typ, und da war natürlich das einsame, zynische Leben eines Ermittlers der Idealberuf. Inzwischen war ich dreißig Jahre alt, mußte mich auf allen Seiten gegen familiäre Verpflichtungen wehren und konnte von meiner katastrophalen Entscheidung nicht mehr herunter.
    Bevor ich nach oben ging, sagte ich rasch noch Lenia guten Tag, dem hageren Zankteufel, dem die Wäscherei im Erdgeschoß gehörte. Das Gewitter war immer noch nicht ganz vorbei, und daher war nicht viel los bei Lenia, weil es sich nicht lohnte, Wäsche zu waschen, die man dann ewig nicht trocken kriegt. Ein sehr großer Mann in einer ziemlich kurzen Toga stand stumm dabei, während seine Frau mit Lenia schimpfte, weil die ihr angeblich das falsche Wäschepaket zurückgeschickt hatte. Bei einem erbitterten Streit um irgendeinen Fleck zog Lenia endgültig den kürzeren, weshalb sie, kaum daß ich den Kopf zur Tür hereinstreckte, ihre Kunden prompt im Stich ließ und auf mich losging.
    »Falco, du schwachsinniger Eselstreiber! Wer hat dich denn wieder in die Stadt gelassen?«
    »Das Volk verlangt dringend nach meinem kultivierenden Einfluß.«
    »Hah! War’s wenigstens schön in Germanien?«
    »Ich wünschte, ich wäre dort geblieben – meine Wohnung ist der reinste Trümmerhaufen.«
    »Ach, wirklich?« Lenia, die was mit dem schleimigen Kriecher hatte, den ich meinen Hausbesitzer nannte, tat so, als würde sie das Thema liebend gern fortsetzen, müsse aber dringend noch zum Pastetenbäcker rennen, bevor der den Ofen ausmachte.
    »Als ob du das nicht längst wüßtest!« In einem Streit mit dem Hausherrn und den Seinen zieht der Mieter immer den kürzeren, aber als ich jetzt so undiplomatisch die Stimme erhob, lockerte sich immerhin der Knoten, der mir lange schon den Hals abdrückte.
    »Zieh mich da nicht mit rein. Mach das mit Smaractus ab …«
    »Wird mir ein Vergnügen sein!«
    »Er ist aber nicht in der Stadt.« Smaractus, dieser Parasit, hatte wahrscheinlich läuten hören, daß ich zurück war, und sich daraufhin sechs Monate Urlaub in seinem Ferienhaus am Bolsena-See genehmigt. Aber Segeln im März ist ein ungemütlich kalter Sport. »Hat sich jemand bei dir eingenistet?« Lenia hatte die Eindringlinge bestimmt jedesmal beobachtet, wenn sie die Treppe raufschlichen. Womöglich hatten sie ihr sogar eine Silbermünze zugesteckt, um rauszukriegen, wo im Haus eine Wohnung leer stand. »Das ist ja schrecklich.«
    Ich gab mich geschlagen. »Sind meine Frauensleute oben?«
    »Da war ’n ziemliches Gerenne auf der Treppe. Deine Schwester war auch schon da.« Damit konnte eine von fünf gemeint sein – nein, jetzt nur noch eine von vier. Victorina lebte ja nicht mehr.
    »Maia?« Maia war die einzige, die sich meinetwegen Mühe machen würde.
    Lenia nickte. »Ach, und dieser Scheißkerl, der Petronius, hat auch nach dir gefragt.«
    Das war endlich mal eine erfreuliche Nachricht. Petronius Longus, Hauptmann der Aventinischen Wache, war mein bester Freund. Ich freute mich schon darauf, Beschimpfungen mit ihm zu wechseln, während ich ihn mit Horrorgeschichten über meine Auslandsreise unterhielt.
    »Was machen die Hochzeitspläne?« rief ich Lenia noch zu, als ich schon halb auf der Treppe stand.
    »Die machen Fortschritte!« Das war reiner Bluff. Lenia und Smaractus wollten zwar angeblich längst ihre Geschicke vereinen, konnten sich

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