Post Mortem
Spurensicherer hatte hinten in dem unansehnlichen Garten eine auffällige Stelle entdeckt, die aussah wie eine vor kurzem vorgenommene Aushebung parallel zu einem schattigen Streifen, der von einer Hecke aus Falschem Jasmin erzeugt wurde. Von der Hecke abgesehen bestand das Grundstück weitgehend aus trockener Erde - offensichtlich hatte Perry Moore mit Landschaftsgestaltung nichts am Hut.
Die von Hand vorgenommene Ausgrabung dauerte eine Weile, da das Erdreich vorsichtig Zentimeter für Zentimeter abgetragen wurde.
Um drei Uhr siebenundvierzig stieß Judy Sheinblum, die Ermittlerin des Coroners, gegen etwas Weiches etwa einen halben Meter unter der Oberfläche. Eine Minute später starrte sie in ein Gesicht, das von durchsichtigem Plastik umhüllt war.
Ein Weißer, Mitte dreißig, braune Haare, orangefarbenes Unterlippenbärtchen. Die schwarzgrünen Verfärbungen um Lippen und Augenhöhlen waren erste Anzeichen dafür, dass die Verwesung bereits eingesetzt hatte. Einige Kondensationströpfchen auf der Plastikoberfläche, aber keine Maden; der Überzug war extrastark und mit Vorhangschnur zusammengebunden. Kühle trockene Nächte waren dafür bekannt, dass sie die natürlichen Prozesse verlangsamten.
Alle aus der Mission Road stimmten darin überein, dass es sich um Tage, nicht um Wochen handelte.
Die weitere Durchsuchung des Hauses förderte unter einem Haufen schmutziger Unterwäsche eine billige blaue Nylonbrieftasche zutage. Das Foto auf Perry Moores abgelaufenem Führerschein passte zum Gesicht der Leiche. Vor fünf Jahren waren Moores Haare und sein Bärtchen tomatenrot gewesen.
Die Leiche wurde herausgehoben und untersucht. Eine Schwellung auf der linken Seite von Moores Stirn sah aus wie durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand hervorgerufen. Dann strafte das Loch hinten in Moores Schädel diese Interpretation Lügen.
»Die Kugel ist immer noch da drin«, sagte Judy Sheinblum. »Keine Austrittswunde wegen mangelnder Durchschlagskraft.«
»Zweiundzwanziger«, sagte Milo.
»Darauf würde ich wetten.« Sheinblum wandte sich wieder der Leiche zu.
Andere Spurensicherer setzten im Garten die Suche nach weiteren Erdbewegungen fort, fanden aber nichts. Petra forderte trotzdem einen Leichenhund an und erfuhr, dass es zwei Tage dauern würde.
Wir gingen zu ihrem Wagen zurück. Sie lehnte sich an die Tür und gähnte. »Blaise wird allmählich unvorsichtig. Moore einfach so in ein flaches Grab zu legen und Moores und seine eigenen persönlichen Sachen zurückzulassen…«
»Er rechnete nicht damit, gefunden zu werden«, sagte ich.
»Fisk hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht«, sagte Milo. »Apropos Fisk, er muss über Moore Bescheid gewusst haben, aber er hat uns direkt hierhergeschickt.«
»Er hat sich wahrscheinlich gedacht, es sei nur eine Frage der Zeit - falls er sich bei euch einschmeichelte, würdet ihr nicht so hart mit ihm umspringen.«
»Ich habe ihn in dieser Illusion bestärkt«, erwiderte Petra. »In der ganzen Zeit, während wir um die Mordfrage herumgeschlichen sind, hab ich so getan, als kaufte ich ihm seinen Blödsinn ab, damit er nicht nach seinem Anwalt ruft. Dann hab ich wieder den Einbruch erwähnt, und er hat das Verhör beendet.«
»Der Idiot konzentriert sich auf den Kleinkram«, sagte Milo. »Er weiß, dass wir nach ihm Ausschau halten, aber trotzdem besucht er Mary für eine schnelle Nummer und läuft uns direkt in die Arme.«
»Danken wir Gott für die hirnamputierten Verbrecher, was? Vielleicht baut Blaise ganz große Scheiße, jetzt wo er keine Gefolgsleute mehr hat. In der Zwischenzeit werde ich mich ins Bett legen.« Sie öffnete die Fahrertür, rieb sich die Augen. Starrte etwas über meine Schulter hinweg an.
Perry Moores Leiche, eingewickelt in die offizielle Plastikhülle des Leichenschauhauses, wurde in einen weißen Van gerollt. Das Futteral unterschied sich nicht sehr von dem, in dem er begraben worden war.
»Ich bring dich um, damit ich in dein Haus reinkann«, sagte Petra. Milo sagte: »Location, Location, Location.«
42
Ich holte den Seville vor der Hollywood Station ab und fuhr mit dem schlafenden Milo auf dem Beifahrersitz nach Hause.
An der Ecke Wilton und Melrose sagte er mit geschlossenen Augen: »Wie groß ist die Chance, dass Blaise durchdreht und sich Tanya schnappt, anstatt sich vernünftig zu verhalten und zu verschwinden?«
»Weiß ich nicht.«
»Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für ihn, weshalb er sie ausschalten
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