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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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Dies war das ohrenbetäubende, unmenschliche Tosen des über die Natur triumphierenden Menschen, von Turbinen und Technologie. Der Lärm dessen, was man erschaffen muss, wenn man sich entschließt, eine Mauer zu errichten, deren einziger Zweck darin besteht, Gottes freie Wasser zu nehmen, um sie für die Gesellschaft zu nutzen. Um Strom zu produzieren, damit eine Firma daraus ihren Profit schlagen kann.
    Es war das Dröhnen des Savage-Island-Projekts, des größten Wasserkraftwerks der Vereinigten Staaten, ein 12,5-Milliarden-Koloss, über zehn mörderische Jahre hinweg im Nunavut-Territorium im äußeren Nordosten Kanadas errichtet, mehr als 900 Kilometer vom letzten Außenposten moderner Zivilisation entfernt.
    Das Savage-Island-Projekt erfüllte und überstieg Whites kühnste Erwartungen. Eine gewaltige, unerschöpfliche Quelle stetig erneuerbarer Elektrizität. Das Kraftwerk erzeugte ausreichend Energie, um einen Großteil des Ostens der USA mit Strom zu versorgen. Ausreichend Energie, um den Bauherrn, KKB aus New York City, zur zweitgrößten Energiegesellschaft in Amerika zu machen.
    White hatte die Idee zu Savage Island gehabt und zunächst von allen Seiten Ablehnung erfahren. Von seinem Bruder. Von seiner Frau. Von den Trotteln in der Firmenzentrale. Bloß Teddy Marks, damals ein junger leitender Angestellter bei KKB, hatte an ihn geglaubt und seine Chefs von dem Projekt überzeugt. Und jetzt war der Staudamm fertig. Marks war Vorstandsvorsitzender. Und die Trottel gab es nicht länger.
    Und der Lärm umgab ihn von allen Seiten.
    Als White so dastand, auf einem als Überwachungsplattform dienenden Stahlaufbau oben auf der Staumauer, warf er einen kurzen Blick hinter sich. Dort lag der Bereich, aus dem das Wasser in einem kontrollierten Strom abfloss, nachdem es eine der 200 düsentriebwerksgroßen Turbinen des Damms passiert hatte. Ein überwältigender Anblick, ganze 900 Meter oberhalb des von Menschenhand geschaffenen Hafens in der Tiefe. Seine Ufer säumte eine Anzahl kleiner, weißer Häuschen, die man für die 600 bei Savage Island fest angestellten Arbeiter und deren Familien errichtet hatte.
    White wandte sich von dem ruhigen Gewässer unter seinen Füßen wieder dem aufgewühlten Meer zu. Ein erstaunlicher Gegensatz: hier das geordnete Tal, das sich hinter der Staumauer erstreckte, dort die wütende Labradorsee, deren Gischtkronen sich keine 15 Meter unterhalb des Podests am Granit des Damms brachen. Ebendieser Kontrast zwischen Mensch und Natur, ungezügeltem Chaos und beherrschter Ordnung, hatte ihn vor gut 20 Jahren in einem Wachtraum heimgesucht.
    Damals hatte er als Abteilungsleiter im Atomkraftwerk von Perry vor den Toren Clevelands gearbeitet. Er hielt seine Idee schriftlich fest, einen Monat nachdem er von einer Angeltour nach Nunavut, in der Nähe der Frobisher-Bucht, zurückkehrte, einem brutalen, felsigen Küstenstrich am Rande der Labradorsee, die hinter dem als Lower Savage Islands bekannten Felsstreifen abrupt eine Kerbung nach Süden vollzieht, um ein einzigartiges, anderthalb Kilometer breites Rinnsal zu bilden. Auf eine Serviette hatte er seine Idee gekritzelt, als er an einem langweiligen, ereignislosen Arbeitstag in der Cafeteria beim Mittagessen saß.
    Und nun war es Realität.
    White schüttelte den Kopf, zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und schnippte den Stummel in den Wind. Er erreichte das Ende des Granitwegs, der über die Dammkrone zum Eingang der Einsatzzentrale führte. Es war fast ein Uhr nachts. Er wollte noch einen letzten Blick auf die Leistungsdaten der Turbinen werfen, ehe er mit dem Aufzug nach unten fuhr, um zu seinem Häuschen in der Siedlung im Tal zu laufen.
    Als er die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, trat jemand aus den Schatten. White blickte auf, im ersten Moment überrascht, als die dunkle Gestalt sich rasch an seine linke Seite bewegte. Eine Hand schoss nach vorn, zu schnell, als dass er darauf reagieren konnte. Er hatte noch nicht einmal begriffen, dass es sich um einen Überfall handelte.
    Der Angreifer packte seine linke Hand. Mit geübtem Griff und präziser Kraftanwendung zerrte er ihm den Arm auf den Rücken und verdrehte ihn, bis Knochen brachen. White schrie, laut genug, um vorübergehend sogar das Getöse des Damms zu übertönen. Sofort legte sich eine behandschuhte Hand über seinen Mund und erstickte den Schrei. Der Mörder stieß White an den Rand der Staumauer, ließ den gebrochenen linken Arm los und packte ihn stattdessen am

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