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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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den Verband schon vor einer Stunde gewechselt. Aber ich mach es noch mal.«
    Dewey ging übers Deck in sein Büro zurück.
    Dort erwartete ihn wie verlangt Pierre. Wie alle Männer an Bord von Capitana war Pierre von der Sonne gebräunt, seine Kleider, Gesicht und Haare waren von einer dünnen Öl- und Schlammschicht bedeckt.
    »Was hältst du von der Sache?«, fragte Dewey.
    »Es wird noch mehr Blut fließen«, meinte Pierre. »So eine angespannte Stimmung habe ich noch nie erlebt.«
    »Sind Mackies Männer auf Rache aus?«
    »Ja. Und Serines Freunde ebenfalls. Sie haben sich verbündet.«
    »Deshalb brauche ich deine Hilfe, um den Frieden hier draußen zu wahren. Wir müssen dafür sorgen, dass keine der beiden Gruppen aus der Reihe tanzt. Beide Parteien müssen sich so lange beruhigen, bis ich ein paar von ihnen per Schiff wegbringen lassen kann. Lass mich Mackies Männer übernehmen. Ich weiß, wie man mit ihnen umspringen muss. Sie könnten etwas planen, um sich zu rächen, aber das kriege ich unter Kontrolle. Dich brauche ich für Serines Leute. Du musst sie hart rannehmen.«
    »Was heißt ›hart‹?«
    Dewey stellte seinen Kaffee ab.
    »›Hart‹ heißt, dass du deine Fäuste einsetzt, selbst wenn Worte ausreichen. Hock dich beim Abendessen an ihren Tisch, und wenn einer den Mund zu weit aufreißt, sperr ihn ein. Das meine ich mit ›hart‹.«
    »Ein paar von den Mistkerlen besitzen Messer. Das hast du doch gesehen. Eins davon wurde Mackie in die Kehle gerammt.«
    »Wenn wir versuchen wollten, alle Waffen hier draußen loszuwerden, müssten wir die komplette Förderung für zwei Tage einstellen. Und die Kerle, die wir eigentlich entwaffnen wollen, dürften genau diejenigen sein, denen es gelingt, ihre Waffen vor uns zu verstecken. So läuftʼs doch immer. Hast du selbst ein Messer?«
    »Nein.«
    Aus einer Schreibtischschublade zog Dewey eine riesige Scheide, in der ein Gerber-Kampfmesser mit einer 20 Zentimeter langen, fest stehenden Klinge steckte. Das Heft war mit schwarzem Hockey-Tape umwickelt. Die zweischneidige Klinge wies Sägezähne auf beiden Seiten auf, um größtmöglichen Schaden anzurichten, wenn man jemandem das Messer erst einmal in den Leib gestoßen hatte. Auf der einen Seite prangte in Schreibschrift die Gravur U.S.A.R., auf der anderen stand in Großbuchstaben: GAUNTLET.
    »Hier!« Dewey reichte Pierre das Messer. »Ich willʼs wiederhaben.«
    »Special Forces, richtig?«
    »Ja!«, sagte Dewey. »Benutze es, wenn es sein muss. Ziel auf die Gliedmaßen. Ich will keine weiteren Toten hier draußen.«
    »Welche Abteilung?«
    Dewey zögerte. »Erst Rangers, dann Delta. Aber das ist lange her.«
    »Delta Force? Das wusste ich nicht. Wofür steht ›Gauntlet‹?«
    Dewey blickte auf das alte Messer hinab. Es war die Waffe, die er womöglich am meisten schätzte, mehr als jedes Gewehr, das er je besessen hatte. Und zwar aus eher sentimentalen Gründen. Er konnte sich nicht mehr an alle Gelegenheiten erinnern, bei denen es zum Einsatz gekommen war. Er hatte es zu häufig benutzt. Im Dschungel von Panama hatte er einer Lanzenotter damit den Kopf abgehackt, die Giftdrüsen entfernt und den Rest als Mahlzeit mitgenommen. In Südfrankreich hatte er während seiner Flitterwochen eine Scheibe von einem am Straßenrand erstandenen Stück Käse abgeschnitten. Und in einem Bungalow mit Seeblick an der thailändischen Küste tötete er damit in einer Nacht- und Nebelaktion einen iranischen Diplomaten, während die Frau des Mannes seelenruhig weiterschlief und sich im Zimmer nebenan ein kleines Wachkommando mit Automatikwaffen aufhielt.
    Er hatte sich das Messer vor fast 15 Jahren verdient. In der letzten Woche der Delta-Ausbildung. Wie jeder Delta weiß, geht es in der letzten Woche ums Ganze. Die ultimative Herausforderung – ein Riesenspaß, wenn man unter Spaß einen Absprung aus dem Hubschrauber in Baumwipfelhöhe versteht, dann 30 Kilometer durch den Wald laufen und zum Abschluss noch ein paar Stunden Nahkampf Mann gegen Mann. Die Tortur wurde von den Soldaten Gauntlet genannt. Spießrutenlauf.
    Sie setzten dich mit einem Team mitten im Wald ab, einen Trupp Deltas, alles in allem 16 Mann, über 60 Kilometer von Fort Bragg entfernt. Einen nach dem anderen, per Fallschirm. Das Ziel bestand darin, sich ins Fort zurückzukämpfen. Es gab nur ein einziges Problem: eine ganze Brigade gewöhnlicher Armeesoldaten, insgesamt knapp 3.000 Mann, die zwischen einer Handvoll Deltas und dem Ziel standen.
    Dewey

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