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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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dennoch wiedererkennen.
    Ich sprach einen der Lehrer an; einen der obersten, wie mir das gold-purpurne Abzeichen der Harmonieschule verriet, das er rechts oben an seinem Gesichtsschutz trug.
    »Wo findet der Vortrag über die Gründung von Klionas statt?«, fragte ich ihn – bedeutungslose Worte, die ersten, die mir in den Sinn kamen.
    Er stockte mitten im Lauf. »Ich weiß nichts davon.« Seine Stimme klang hoch und verwundert. »Bist du sicher, dass ...«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn. »Ich frage anderswo nach.«
    »Mir ist nicht bekannt, dass zurzeit Forschungen über die Geschichte unserer Hauptstadt stattfinden.« Nun lag merkliche Irritation in seiner Stimme.
    »Dann habe ich mich getäuscht«, sagte ich. Er ging mir auf die Nerven. Er sollte doch nur ein simples Ablenkungsmanöver ermöglichen, nicht mehr!
    Ich stockte.
    Der Junge an der Säule war verschwunden.
    Mein Blick huschte nach rechts, nach links; vergeblich. Mein Gegner war nicht mehr zu sehen.
    Der Lehrer ging inzwischen weiter. Er trug ein lose fallendes Gewand, dessen Saum über den Boden schleifte.
    Setzte er seine Schritte nicht ein wenig zu schnell? Oder spielte mir mein ständig wachsendes Misstrauen einen Streich? Ich wäre nicht der erste Harmoniewächter, der am Ende seiner Laufbahn unter Verfolgungswahn litt. Jeder Bürger des Reiches der Harmonie neigte dazu; bei einigen Berufsgruppen fiel es stärker ins Gewicht, bei anderen weniger.
    Nur dass ich nicht bereit war, an das Ende meiner Laufbahn auch nur zu denken.
    Da!
    Hinter dem letzten Wolkenausläufer der Säulen, am Ende der Wendeltreppe ins Dachgeschoss – dort verschwand der Jyresca durch eine offene Tür!
    Ich eilte los, hetzte die Stufen nach oben. Zum Glück befand sich niemand vor mir. Jeder Schritt hallte, versetzte das Ziergeländer in leichte Schwingungen. Einmal flackerte sogar die unsichtbare energetische Schutzwand, als ich in meiner Eile mit der Schulter dagegen stieß.
    Keine zehn Sekunden nach meinem Widersacher betrat ich das Zimmer im Obergeschoss.
    Und starrte tausend Versionen meiner selbst entgegen.
     
    *
     
    Ich war dick.
    Viel zu dick, und meine Maske zerfloss an den Rändern zu nebligen Schlieren, die sich in der Unendlichkeit verloren.
    Als ich mich umdrehte, schmolz ich geradezu zusammen, zerfiel in tausend Tropfen und war bald so dünn wie ein Zauberstab aus einem Kindermärchen.
    Mein Herz schlug schmerzhaft in den Zahnwurzeln. Im nächsten Moment stolperte ich und krachte mit vollem Gewicht gegen einen der Zerrspiegel in diesem bizarren Kabinett.
    Er barst, und Splitter prasselten zu Boden.
    Das filigrane holografische System löste sich auf, Dutzende Abbilder zerplatzten.
    Eine Alarmsirene gellte, und die Tür schlug hinter mir zu. Ein energetischer Käfig baute sich flirrend um mich auf.
    »Sicherheitspersonal wird in wenigen Sekunden diesen Raum erreichen«, hörte ich eine automatische Robotstimme. »Bitte leiste keinen Widerstand.«
    Das durfte doch nicht wahr sein!
    »Du hast den Hauptspiegel zerstört, der die Daten der Besucher aufnahm und verteilte. Der Schaden, den du an dem Gesamtkunstwerk verursacht hast, beläuft sich auf ...«
    »Still!«, befahl ich barsch. In diesem Moment war mir alles egal. Mein Widersacher hatte mich ohnehin enttarnt, davon war ich überzeugt. »Ich bin Uyari Lydspor.«
    Zweifellos durchsuchte das Sicherheitssystem bereits die Datenbanken und überprüfte mein Stimmenmuster.
    »Harmoniewächter«, ergänzte ich.
    Der Käfig um mich löste sich auf.
    »Wir bitten vielmals um Entschuldigung. Du kannst selbstverständlich weiter ...«
    Mehr hörte ich nicht. Ich achtete nur auf die raschen Schrittgeräusche vom anderen Ende des Raumes, der – wie ich nun wusste – als Ausstellungshalle der Kunstschüler diente.
    Der Unharmonische floh!
    Ich rannte ihm nach, übersprang einen Holoprojektor. Dann war da wieder ein Bild von mir, eines, das mir sogar bis aufs Haar glich, wenn es auch um einige Jahre älter war.
    Seltsamerweise nahm ich jedes Detail in mich auf – nein, das war mehr als nur seltsam. Ich fühlte es so intensiv, dass die Darstellung zweifellos über einen Psychosensor auf meine Gefühlswelt zugriff und Gedächtnisengramme aufblitzen ließ:
    Ich bin Uyari Lydspor, nicht nur acht Urd alt wie in der Realität, sondern 14 davon. 1,95 Meter groß, mit nicht mehr sehr kräftigen und langen Sprungbeinen. Der gedrungene Rumpf ist fülliger als in der jetzigen Wirklichkeit, und durch die alte vom Alter

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