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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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auf der Suche nach Opfertieren gewesen war.
    Gewiss, die Zeiten hatten sich geändert; statt Instinkten, bloßen Klauen und animalischer Kraft benutzte ich Technologie – aber das Prinzip blieb dasselbe, über den Abgrund von Äonen hinweg.
    Vielleicht änderte sich nie etwas im Universum, trotz der Harmonie.
    Das Ergebnis meiner Bemühungen überraschte mich nicht einmal. Das Lager entpuppte sich als gut befestigte, stark gesicherte Wohnanlage, dank seiner Unauffälligkeit nahezu perfekt versteckt.
    Der Eindruck, dass es dort zahlreiche Unharmonische gab, festigte sich noch in mir. Ich täuschte mich ganz sicher nicht.
    Hin und wieder warf ich einen Blick auf meinen immateriellen Begleiter, den Splitter der Superintelligenz, doch der Harmoniebewahrer blieb unbewegt – vom leichten Flügelschlag abgesehen. Und doch zog ich Kraft und Zuversicht aus dem Anblick der Herlakschwingen.
    Noch während ich überlegte, wie ich weiter vorgehen sollte, wurde mir die Entscheidung aus der Hand genommen.
    Der Fels explodierte dicht vor mir, Wolken aus Staub und Steinchen verdampften zischend in meinem Schutzschirm.
     
    *
     
    Ich war entdeckt!
    Trotz der Tarnung, trotz der Technologie, die mich schützen sollte. Ich sprang auf, rannte weg. Wo ich eben noch saß, spritzte glutflüssiges Gestein zur Seite.
    Tropfen klatschten in einen Strauch, der zischend verschmorte. Rauch stieg auf und zerkräuselte sich.
    Der nächste Schuss schmetterte genau in meinen Schutzschirm und ließ die Welt vor mir aufflackern. Flüssiges Feuer rann kugelförmig vor mir in die Tiefe und verlor sich.
    Weitere Vorsicht war unnötig, meine Gegner wussten genau, wo ich mich befand.
    Ich aktivierte das Flugaggregat des Schutzanzugs und jagte senkrecht in die Höhe, weg aus dieser Hölle. Eine ganze Salve ging dort nieder.
    Krachend löste sich eine Gesteinslawine und donnerte in die Schlucht hinab. Der Abhang geriet ins Rutschen; Steine und Erde rissen alles mit sich.
    Der Lärm gellte infernalisch, bis ein automatisches Akustikfeld ihn für mich dämpfte. Eine Weile rauschte es noch in meinen Ohren. Eine Wolke aus Staub wallte auf, in der kleine Flammenzungen oder Laserstrahlen zuckten wie Blitze in einer Gewitterfront.
    Auch mein Schutzschirm flammte unter einem weiteren Treffer auf. Ich sah nun Bewegung in dem Lager; etliche Personen rannten darin, richteten ihre Waffen auf mich, schossen. Ich sah es als kleine, vermeintlich harmlose Lichtpunkte, die entflammten und vergingen.
    Ich steckte mitten in einem Hexenkessel, steuerte einen Zickzackkurs, der mich wegbringen sollte. Entsetzen hielt mich im Griff – ich war kein Kämpfer, kein Soldat, verstand mich nicht auf so etwas.
    Bislang hatte ich mich auf meine paranormale Veranlagung und die Nähe meines Harmoniebewahrers als Teil meiner Superintelligenz verlassen können, die mir nahestand und mich unterstützte, in deren Auftrag ich unterwegs war.
    Waffengewalt in diesem Ausmaß war mir völlig fremd. Sie überforderte mich, machte mir Angst.
    Aber ich war kein Idiot. Ich wusste mir zu helfen, raste höher in die Gipfelbereiche, hoffte dort untertauchen zu können.
    Meine Gegner durften mich nur nicht verfolgen. Wenn sie mich stellten, blieb mir in einem mit schweren Waffen geführten Nahkampf nicht die Spur einer Chance gegen erfahrene Feinde. Ein Nahkampf mit einigen Schülern oder diese Hölle, das waren zwei völlig verschiedene Dinge.
    Also floh ich. Mit einem selbstmörderischen Angriff nutzte ich weder mir noch der Harmonie; wenn ich TANEDRAR dienen wollte, musste ich klug sein.
    Deshalb erwiderte ich das Feuer gar nicht erst. Was sollte es schon nutzen, einen dieser Angreifer zu töten oder zwei? Dort unten steckte ein ganzes Nest von Jyrescao! Das war das eigentliche Problem, dort lag die Gefahr!
    Ich sauste zwischen zwei Gipfeln durch eine klammartig enge Schlucht. Kaum zu glauben, ein Herlak krächzte mir aus seiner Höhle entgegen. Die gewaltigen Raubvögel waren selten geworden, und an anderen Tagen hätte ich ihn mir genauer betrachtet, die bernsteingelben Augen und scharfen Krallen.
    Ich schaute auf die Anzeige der Passivortung. Dem Augenschein nach verfolgte mich niemand.
    Sollte ich tatsächlich so einfach entkommen sein? Vielleicht hatten die Angreifer nicht damit gerechnet, dass ich technologisch so gut ausgerüstet war. Kein Wunder, war ich doch wohl der erste Harmoniewächter in der Geschichte, der zu solchen Mitteln griff.
    Oder verfolgten sie mich weiter, warteten darauf, dass

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