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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Unsicherheit, alles Zögern fiel von mir ab.
    Der Gleiter brach aus den Wolken, eine phantastische Weitsicht über die Gipfel öffnete sich mir. Vorsichtig setzte ich auf einem kleinen Plateau auf.
    Die freie Fläche reichte gerade so für mein winziges Fluggerät. Vor mir ragte eine Steilwand auf, nur einen Meter hinter dem Gleiter fiel ein Steilhang über zwanzig Meter in die Tiefe.
    Angesichts der erhabenen Weite des Massivs rundum kam ich mir verloren und winzig vor. Und doch war ich wichtiger als all das; ein Harmonischer, dem ein Teil der Superintelligenz TANEDRAR beistand wie jedem Escalianer.
    Anders als den Fremden, den Feinden.
    Das paramilitärische Ausbildungslager lag etwa eine einstündige Kletterpartie weit entfernt, viele Meter tiefer und zur Seite versetzt. Dank meiner Tarnung war der Anflug an diese Stelle sicherlich nicht bemerkt worden. Ich hatte bewusst einen Landeplatz weitab vom Schuss und jenseits eines kleineren Zwischengipfels gewählt.
    Ich machte mich auf den Weg, nutzte für den steilen Abstieg die Flugfunktion meines Anzugs, sorgsam darauf bedacht, keine Streustrahlung zu emittieren, die die Individualtarnung durchdringen und von außen anmessbar sein könnte.
    Die Sonne versank hinter den hohen Gipfeln im Osten – zeitlich lief alles perfekt, genau wie geplant. Bis ich das Lager erreichte, würde völlige Dunkelheit herrschen. Die Phase der Dämmerung lief in diesem Bereich des Gebirges extrem rasch ab.
    Bald stand ich nur noch etwa zweihundert Meter Luftlinie vom Lager entfernt, das sich mir als trutziges, aber heruntergekommenes Gebäude präsentierte. Aus größerer Entfernung musste es wie unsichtbar wirken, in der ewigen Weite verschwinden.
    Es kauerte am oberen Rand des Vegetationsbereichs in den Felsen, duckte sich wie ein altes Raubtier, dessen beste Zeiten weit hinter ihm lagen. Die äußere Ringmauer war eingestürzt, große Felsbrocken lagen im Innenhof; sie stammten zweifellos von einem Steinrutsch aus den Höhenlagen des Gebirges.
    Doch so nah ich mich auch befand, zu Fuß lagen noch mindestens sechs Kim Weges vor mir. Zwischen meiner Position und dem Lager Chamillog gähnte eine Schlucht, an deren Grund ein kleiner Bach plätscherte und über mehrere kleine Vorsprünge in die Tiefe gurgelte.
    In diese Tiefen verirrten sich nur noch vereinzelte Sonnenstrahlen, von den Steilhängen reflektiert. Dort herrschte schon die Dämmerung, die in Kürze alles in sich aufnehmen würde.
    Gewiss, ich hätte fliegen können, doch so nahe am Ziel wollte ich mein Glück nicht überstrapazieren, und der Tarntechnologie des Militärs vertraute ich nicht hundertprozentig. Da blieb ich lieber auf die gute alte Weise unauffällig.
    Ehe ich mich allerdings auf den Weg machte, kauerte ich mich auf den Boden und stützte mich mit beiden Händen auf dem rutschigen, unebenen Untergrund ab. Ich wollte mein Ziel einige Zeit beobachten, ob sich Anzeichen von Leben darin fanden.
    Mein Geruchssinn warnte mich plötzlich überdeutlich, als ich mich auf das Lager konzentrierte und meine Wahrnehmung darauf ausrichtete.
    Etwas stimmte nicht!
    Noch nie zuvor hatte ich so etwas empfunden, eine derartige ... Lücke! Wenn mich mein paranormales Empfinden nicht täuschte, hielten sich im Lager etliche Unharmonische auf. Nicht einer oder zwei, ja nicht einmal die sechzehn bekannten Fälle, in denen Jyrescao entkommen waren – sondern ein ganzes Nest von ihnen!
    Es fiel mir schwer, ruhig zu bleiben. Zweifellos drohte mir von Chamillog aus große Gefahr. Wenn dies tatsächlich eine – oder sogar die – Sammelstelle der fremden Feinde war, bedeutete das, dass das Gebäude weitaus besser befestigt sein musste, als es den Eindruck erweckte.
    Als sei meine Überlegung eine Art geheimes Stichwort zwischen mir und der Natur des Planeten gewesen, fiel in diesem Moment ein Vorhang aus Dunkelheit über das Ausbildungslager.
    Der glühende Rand der Sonne versank hinter den Gipfeln. Kurz waberte es noch wie ein Irrlicht über den schartigen Felskanten, dann war es vorbei.
    Überall herrschten nun düstere Schatten oder völlige Schwärze. Im Lager gingen einzelne Lichter an, unauffällig und trüb. Wer nicht wie ich so nahe stand, würde sie gar nicht wahrnehmen.
    Ich zog mein Nachtsichtgerät und aktivierte die Infrarot-Ortung. Kombiniert mit passiver Tastung, der Suche nach Metallwänden und aktiver Waffentechnologie ging ich intensiv auf die Pirsch , fühlte mich wie ein Kandran aus grauer Vorzeit, der noch räuberisch

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