PR 2620 – Fremde in der Harmonie
kurzen Beinen.
Irgendwo vor ihm protestierte die Herzogin noch einmal. Niemand reagierte. Ihre Autorität galt nicht das Geringste.
Für all das schien es keinerlei Erklärung zu geben. Etwas musste während ihrer Abwesenheit in der Galaxis Escalian geschehen sein. Nur – was?
Hing es mit der Kommandantin zusammen?
Eroin Blitzer fühlte die Last großer Verantwortung auf sich. Für Missionen wie diese waren Zwergandroiden nicht geschaffen worden. Aber er war auch schon lange kein normaler Zwergandroide mehr.
9.
Uyari Lydspor,
Harmoniewächter
Wolkenfetzen rasten an der Sichtscheibe des winzigen Einpersonengleiters vorüber. Ein durchaus angenehmer Anblick, auch wenn mich im Moment zu viele Sorgen plagten, um mich darüber zu freuen, dass die Sonne einmal nicht alles überstrahlte und austrocknete.
Diese Wolkenfetzen gab es nur aus einem einzigen Grund – ich flog dem Gebirge etwa hundert Kilometer südlich von Klionas entgegen. Es markierte die Wettergrenze zu wesentlich angenehmeren Gefilden des Planeten. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich die Hauptstadt dort gegründet.
An den Wänden der Felsmassive sammelten sich Wolken und Feuchtigkeit wegen der zahllosen Wasserfälle, die von den Abhängen in die Tiefe rauschten. Mittendrin, in schwer zugänglichem Gelände, lag das paramilitärische Ausbildungslager Chamillog, das alle drei Jugendlichen auf meiner Liste besucht hatten. Meine erste und einzige Spur, über die ich hoffe, mehr über die Hintergründe in Erfahrung zu bringen.
Ich fragte mich mit einem gewissen Unwohlsein, was ich in dem Lager wohl vorfinden würde.
Diese ganze Aktion entsprach so gar nicht der normalen Arbeitsweise eines Harmoniewächters. Eher kam ich mir vor wie der Agent einer Geheimorganisation, der feindliches Gebiet infiltrieren wollte. Doch ehe ich in Gedanken schon wieder zu hadern begann, riss ich mich mühsam aus diesem inneren Karussell, das sich stets aufs Neue um dieselben Überlegungen drehte.
Meine Ausstattung entsprach eher der eines militärischen Agenten.
Die übliche Plastikstreifen-Einsatzuniform hatte ich gegen einen Schutzanzug mit Schirm und interner Bewaffnung getauscht, der Gleiter hatte ebenfalls einen Schutzschirm, und darüber hinaus verfügte er über eine Tarnung. Außerdem trug ich mehr technische Gimmicks bei mir, als ich bislang in meinem Leben gesehen hatte.
Gute Vorbereitung war alles.
Ich hatte mich mit einem Offizier des hiesigen Militärs beraten, einem gewissen Truyen Conscure.
Dieser hatte zwar mir als Harmoniewächter bereitwillig Informationen preisgegeben, aber zugleich versucht, mehr über die Hintergründe meines Einsatzes herauszufinden. Als ich ihn schließlich ohne nähere Informationen verlassen hatte, war er alles andere als erfreut gewesen.
Ich hatte geschwiegen wie ein stillgelegter Tümpel, der in der Sonne dörrte. Ein Militärkopf wie Conscure hätte sonst wahrscheinlich darauf bestanden, mir eine Armee zur Seite zu stellen oder gleich ganz und gar ohne meine Beteiligung das Lager zu stürmen.
Das jedoch war nicht in meinem Sinn. Ich plante einen stillen, heimlichen, leisen Einsatz, wollte Informationen sammeln, mehr über die Hintergründe heraufinden und vielleicht Namen von Hintermännern ans Licht zerren, die mir mehr über die geplante Invasion der Unharmonischen erzählen konnten.
Je unauffälliger alles ablief, umso besser. Im Idealfall wollte ich beobachten und mich wieder zurückziehen, ohne von potenziellen Feinden auch nur bemerkt zu werden.
Inzwischen war ich von den gegnerischen Invasionsplänen und dem Krieg, der ohne unser Wissen bereits begann, absolut überzeugt. Die Zeichen sprachen für sich, da musste ich Jezzel recht geben.
Mehr denn je war ich davon überzeugt, dass er seinen Posten als Hoher Harmoniewächter zu Recht einnahm. Er war ein weiser Kandran, der richtige Mann am richtigen Ort.
Die Wolkenfetzen nahmen zu, bis mein Gleiter wie in dichtem Nebel verschwand. Nun wallten rundum nur noch weiße Schwaden vor den Sichtscheiben. Auf normaloptischem Weg vermochte ich meine Umgebung nicht mehr wahrzunehmen, doch die Ortung funktionierte hervorragend.
So sah ich auf dem Steuerhologramm die zerklüfteten Spitzen der Berge, denen ich mich nun langsam entgegensenkte. Der Einpersonengleiter, das Beste, was die aktuelle Technologie zu bieten hatte, gehorchte jeder noch so kleinen Kurskorrektur.
Ich atmete tief durch, blähte den Kehlsack, spannte den Rücken – ich war bereit. Jede
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