PR 2620 – Fremde in der Harmonie
Bewegung. »Ich sehe keinen Grund, dir ihren Namen länger zu verheimlichen. Doch nun zu etwas Wichtigerem. Ich wollte dich töten, was mir wegen deines unscheinbaren, kugelförmigen Begleiters nicht gelungen ist. Mir bleibt nur, mich zu entschuldigen, denn ich war nicht Herr meiner Sinne.«
»Das ist mir bewusst. An deinem Zustand wiederum trug ich die Schuld. Alles in allem eine Verflechtung ungünstiger Umstände. Dass das Eingreifen des Firibirim zu solch starken Verletzungen bei dir führte, bedauere ich.«
»Nun sind genug Worte der Entschuldigung gewechselt worden«, sagte Pridon. »Wir müssen in die Zukunft schauen. Als jemand, der binnen kürzester Zeit zweimal haarscharf am Tod vorbeiging, steht mir eine solche Forderung wohl zu.«
»Zweifellos.«
»Ich habe gelernt, mein Augenmerk auf das zu richten, was wirklich von Bedeutung ist. Meine Aufgabe besteht, wie du weißt, darin, Rhizinza Yukk und den Palast der Harmonie zu beschützen. Nur dank dir ist es mir möglich, die Herzogin nun nach Hause zurückzubegleiten.«
»Sie vertraut mir dennoch nicht«, stellte Saedelaere klar. Er stand direkt vor dem Bett in dem engen, fensterlosen Raum, an dessen Decke zwei fliegende Kameraaugen zweifellos jede Bewegung aufzeichneten.
Sollten sie nur. Er hatte nichts zu verbergen. Zumindest nicht im Augenblick – aber wer wusste schon, wie sich die Dinge entwickelten?
»Niemand im Reich der Harmonie wird dir vertrauen«, prophezeite Pridon. »Mir fällt es ebenfalls schwer, trotz allem. Aber ich glaube weiterhin, dass du etwas Besonderes bist.«
Einige Sekunden lang herrschte Stille.
Schließlich beugte sich Saedelaere vor. »Wieso seid ihr derart misstrauisch? Ich kam und bot meine Hilfe an, von Anfang an.«
»Du bist kein Escalianer«, sagte Pridon, als würde das als Erklärung ausreichen. In seinen Augen tat es das wohl auch. »Mehr noch, ein ...« Er stockte.
»Ja?«
»Ein Fremder, ein Unharmonischer. Kein Bürger des Reiches der Harmonie. Wir haben eine Bezeichnung für solche wie dich: Jyresca. Sie sind ... nicht gern gesehen.«
Darauf fand Saedelaere keine passende Erwiderung. Ihm kam es vor, als habe Pridon zunächst einen weitaus stärkeren Ausdruck benutzen wollen. »Aber du hast mich zu dir gebeten«, sagte er stattdessen. »Also beurteilst du mich anders.«
Pridon bestätigte. »Ich wollte wissen, ob du nach all dem, was geschehen ist, noch immer bereit bist, Gespräche zu führen. Sobald ich die Medo-Sektion verlassen kann, werde ich dich aufsuchen und dir ... Informationen geben. Dich darauf vorbereiten, das Reich der Harmonie zu betreten.«
»Wohin genau fliegen wir, nachdem die Reparaturen abgeschlossen sind?«
»Zum Heimatplaneten der Herzogin. Eine unscheinbare Welt am Rand der Heimat. Sie trägt den Namen Klion. Im Norden der Hauptstadt Klionas liegt der alte Wohnsitz ihrer Familie.«
3.
Uyari Lydspor,
Harmoniewächter
»Wir müssen reden!«, forderte ich.
Einen Augenblick lang kam nur Stille von dem kleinen holografischen Abbild meines Gesprächspartners.
Ein blubberndes Seufzen folgte; dann ächzte der Hohe Harmoniewächter Jezzel, wie nur er ächzen konnte. Dafür war er weit über die Grenzen dieser Welt hinaus bekannt. »Du erhältst hiermit einen Vorrang-Termin. Ich erwarte dich in der Zentrale.«
Das war weitaus mehr, als ich von Jezzel erwartet hatte. Mein direkter Vorgesetzter auf diesem Planeten galt nicht gerade als jemand, der sich durch besondere Freundlichkeit seinen Mitarbeitern gegenüber auszeichnete.
Allerdings, das musste man ihm lassen, füllte er sein Amt mit Eifer und Würde aus. Er hatte mehr unharmonische Jyrescao zur Strecke gebracht als jeder andere. Ohne ihn, daran gab es keinerlei Zweifel, wäre unsere Randwelt nicht so harmonisch, wie sie nun einmal war.
Jezzels holografisches Abbild löste sich auf, ohne dass wir irgendwelche Abschiedsworte wechselten.
Nun lag ein langer Weg quer durch Klions Hauptstadt Klionas vor mir. Um diese Tageszeit ging das selbst mit einem Prioritäten-Gleiter auf höchster Ebene alles andere als schnell.
Der Hohe Harmoniewächter erwartete zweifellos, dass ich mich sofort auf den Weg machte; ich wollte ihn nicht enttäuschen.
Wenigstens nicht in dieser Hinsicht. Ansonsten würde er über meinen Bericht nicht gerade erfreut sein, befürchtete ich. Denn ich war überzeugt, einer weitaus größeren Sache auf der Spur zu sein, als es zunächst den Anschein erweckte.
Ich überflog noch einmal den Bericht, den ich
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