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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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...
    Kempo Doll'Arym und die anderen Strukturpiloten haben einen Vorschlag eingebracht: Sie meinen, uns unter Umgehung der größten Risiken bis auf drei Lichtwochen Entfernung an die Schwärze von Sektor Null heranbringen zu können. Sie wollten einen Tangentialkurs ausarbeiten und gegebenenfalls in die Schwärze vordringen. Ich zögere, dem Plan meine Zustimmung zu geben. Kempo ist zwar längst in die Jahre gekommen. Doch immer noch haftet ihm der Ruch eines Risikopiloten an. In gewisser Weise ähnelt er Perry Rhodan, der selbst nach einer Lebensspanne, die längst in Jahrtausenden gemessen wird, jungenhaften Übermut zeigt.
    »Ich lasse mich kein weiteres Mal von dir abwimmeln.«
    Sichu hätte mich beinah überrascht. Ich vermeide es zusammenzuzucken und drehe mich zur Ator um, möglichst gelassen, wie ich hoffe. »Musst du dich so anschleichen? Mein Zellaktivator hätte es beinahe mit einem Herzstillstand zu tun bekommen. Diese Momente häufen sich übrigens, seit du dich in meiner Nähe aufhältst.«
    »Dann sollten wir dafür sorgen, dass dies nicht mehr allzu oft vorkommt.« Ihr Mund lächelt, die Augen nicht. »Erfüll mir meinen Wunsch, und ich verspreche dir, mich von da an von dir fernzuhalten.«
    Möchte ich das denn?
    »Was war es noch mal, was du von mir wolltest?«
    »Spar dir die Spielchen, Smiler.« Sie streckt die Hand aus, als wollte sie mir beim Aufstehen helfen. »Sie werden langweilig.«
    Also schön. Sie hat den geeigneten Augenblick abgewartet. Nun, da die Dinge ihren Lauf nehmen und ich eine grobe Aufgabenverteilung vorgenommen habe, bleibt mir ein wenig Zeit. Wie eine Schlange muss sie auf diesen Moment gelauert haben, jederzeit bereit, zuzubeißen.
    »Es ist die Angst, nicht wahr? Du fürchtest dich davor.«
    »Wie bitte?!«
    »Ronald Tekener hat ganz gewiss nicht den Ruf eines Feiglings. Aber in diesem Fall spielt offenbar eine gehörige Portion Respekt mit. Anders kann ich mir dein Zögern nicht erklären.«
    Ich schweige. Es spricht für Sichu Dorksteiger, dass sie die Wahrheit erkannt hat.
    »Gehen wir.« Ich missachte ihre Hand und verlasse, ohne auf sie zu warten, die Zentrale der JULES VERNE. Ich hasse es, durchschaut zu werden.
     
    *
     
    Unser Weg ist kurz. Schon nach wenigen Schritten haben wir das Konferenzzimmer erreicht, das keines mehr ist – oder niemals eines war.
    Deck 11-1. Zwei Schotte, die einander gegenüberliegen, führen ins Innere des Raumes. Zehn mal zehn Meter misst seine Grundfläche – vordergründig.
    »Ich sehe nicht ein, warum du mit mir kommen solltest«, sage ich zu Sichu.
    »Einer muss ja dein Händchen halten«, spottet sie.
    Doch es ist ihr nicht ernst. Sie hat ebenfalls Angst. Fracksausen hat man das in den alten Tagen genannt. Hat sie mir bislang Ruhe und Mut vorgegaukelt, so muss sie nun Farbe bekennen.
    »Nochmals: Es wäre besser, wenn ich den Weißen Saal allein betrete.«
    »Weil du Zellaktivatorträger bist, weil du dir einen gewissen kosmischen Blick angeeignet hast, weil du die Abgeklärtheit des Alters besitzt. Blablabla.«
    »Willst du dem etwa widersprechen?«
    »Nein, Ron.« Sie nutzt die Kurzform meines Namens als Zeichen der Vertraulichkeit. Es irritiert mich, weil meine Freunde mich alle Tek nennen. »Aber ich denke, dass ich ebenfalls das Recht habe, diesen Raum zu betreten.«
    »Warum nicht gleich wie jedermann an Bord? Sollen wir ihn öffentlich zugänglich machen?« Ich deute auf die Wachroboter, die das Schott vor uns bewachen.
    »Reagier doch nicht so empfindlich. Es ist bloß ...«
    »Hm?« Es ist das erste Mal, dass ich bei Sichu so etwas wie Unsicherheit bemerke.
    »Ich habe schlicht und einfach das Gefühl, dass ich es machen sollte. Seitdem ich dieses Schiff betreten habe, zieht es mich hierher.«
    »Mich nicht.« Ich sage es mit flapsig klingendem Unterton. Um sie zu ärgern. Doch sie achtet nicht auf meine Worte. Wie gebannt starrt sie auf das Tor.
    Der Weiße Saal sucht sich seine Besucher selbst aus – eigentlich. Was sich hinter dem Tor befindet, entzieht sich nach wie vor jeglicher Bewertung. Es ist ... fremd.
    »Also schön«, sage ich, seufze und greife nach Sichus Hand. Sie zögert einen Moment, dann packt sie zu. Kräftig, aber auch mit dem nötigen Feingefühl.
    Sichu hat schlanke, lange Finger, die die meinen fast umschließen. Es ist ein unglaublich angenehmes Gefühl. Ich fühle eine Gänsehaut meine Arme hochkriechen. Ich reagiere fast panisch. Sie reißt mich aus dem Spiel, sie kommt mir viel zu nahe!
    Ich

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