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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ansatzweise zu erkennen. Das ist womöglich noch furchterregender als eine Negasphäre. Es ist wie der Zustand danach.
    Ich mache einen Schritt, fort von hier. Gewicht hängt an meiner Hand. Unnützer Ballast, den ich zurücklassen sollte, um mich selbst in Sicherheit zu bringen.
    Dieses Gewicht ist ein lebendes, denkendes Wesen. Ich erinnere mich. Sichu Dorksteiger. Ich darf sie nicht loslassen.
    Andererseits: Wer würde mir einen Vorwurf machen? Der Weiße Saal hätte ein Opfer gefordert. – Na und? – Jedermann weiß, dass in seinem Innern unberechenbare Gefahren dräuen.
    Ich gehe einen weiteren Schritt und ziehe das Gewicht hinter mir her. Es ist ein Kampf, wie ich ihn selten zuvor ausfechten musste. Es geht um Willenskraft, um Charakterstärke. Diese mentale Schlacht spielt sich abseits aller Spielbretter ab. Ich muss ich selbst sein, um zu überleben.
    Ein weiterer Schritt und noch einer. Vor mir erahne ich ein Tor. Das Fluchttor aus dieser schrecklichen Irrealität. Ich verachte Sichu. Ich möchte sie nicht länger hinter mir herzerren. Die Berührung ihrer Finger, die ich eben noch elektrisierend fand, widert mich nun an.
    Der Öffnungsmechanismus des Schotts schält sich aus dem Weiß. Mit der freien Hand klopfe ich darauf. Ein leises Zischgeräusch ertönt.
    Vor mir zeigen sich ein Gang und der Wache stehende TARA. Er kümmert sich nicht um mich. Womöglich stecke ich noch immer zwischen zwei Realitätsebenen fest.
    Ich verfluche Sichu Dorksteiger. Ich hasse sie. Sie hat mich dazu gebracht, den Weißen Saal zu betreten. Ihr Gewicht scheint sich vervielfacht zu haben. Zentimeterweise schleife ich sie hinter mir her, ohne mehr als ihre Hand und ihren Unterarm zu erkennen.
    Ich betrete den Gang, und alles wird anders. Ich bin zurück in der Wirklichkeit. Erschöpft werfe ich mich zu Boden und ziehe die Ator zu mir herab. Sie fällt unsanft über mich, ich rolle sie beiseite.
    »Schott ... schließen!«, befehle ich dem TARA.
    Der Kampfroboter gehorcht. Das weiße Gleißen erlischt, meine normale Sicht kehrt langsam zurück. Einige Pünktchen haben sich in meine Netzhaut gebrannt – oder sie für alle Zeiten verätzt.
    »Wasser!«, ächze ich.
    Der TARA rührt sich nicht von der Stelle. Doch schon wenige Sekunden später nähert sich ein anderer Roboter, der eine Karaffe voll klarer Flüssigkeit vor sich herträgt. Ihm auf dem Fuß folgt eine Medoeinheit, die sich augenblicklich um Sichu Dorksteiger kümmert. Ich fühle mich vom Gewicht der Frau befreit.
    Ich trinke. Ich atme tief durch. Ich lasse die Geschehnisse im Weißen Saal Revue passieren – und bedaure es im selben Moment. Brechreiz befällt mich.
    »Die Frau hat einen Schock erlitten«, sagt die Medoeinheit. »Es gibt keinerlei Hinweise auf physische Verletzungen.«
    »Gab es derlei Vorfälle denn schon öfter im Weißen Saal?«, krächze ich und schlucke runter, was durch die Speiseröhre nach oben drängt.
    »Ja. Doch eine so heftige körperliche Reaktion ist bislang nicht aufgetreten.« Kalte Fühler betasten mich. Ein dünner, metallener Finger schiebt sich in mein linkes Ohr und misst die Körpertemperatur. Zwei klebrige Tastfühler klemmen ein Auge auf, Licht fällt auf meine Pupillen, die wie verrückt zucken. Es fällt mir schwer, mich zu beherrschen. Schon wieder Licht!
    Ich lasse die kurze Untersuchung über mich ergehen. Der Medoroboter zeigt sich schließlich zufrieden und hilft mir auf die Beine.
    Auch Sichu Dorksteiger kommt zu sich. Sie springt hoch, wie von der Tarantel gestochen, und lehnt sich einige Meter abseits von mir gegen die Wand.
    »Alles wieder in Ordnung?«
    Sie atmet heftig, als ringe sie um Beherrschung, und versucht zu antworten. Es gelingt nicht. Ich warte geduldig, bis sie wieder vernünftige Worte hervorbringt. »Ich bin ... okay.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein. Nicht jetzt. Ich brauche Ruhe.«
    Sichu Dorksteiger stützt sich ab, nun wieder ganz sie selbst. Mit steifen Schritten entfernt sie sich von mir, vorbei an Gabriella Svenson, der Chefmedikerin der JV-1, die in diesem Augenblick herbeigeeilt kommt. Die zur Hilfe ausgestreckte Hand stößt sie achtlos beiseite. Die als »Generalin« verschriene Leiterin der hiesigen Bordklinik will sich aufplustern, die Ator zurückhalten und auf ihren ärztlichen Pflichten beharren. Ich hindere das kleine Persönchen mit dem großen Ego daran.
    Ich weiß, dass Sichu Dorksteiger nun einige Zeit für sich selbst benötigt. Denn auch ich fühle mich angeekelt von

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