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PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand

PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand

Titel: PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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stellte es einen gewaltigen Erfolg dar, dass ein Mitglied des Verzweifelten Widerstands an einer solchen Schaltstelle der Macht agieren konnte. Zweifellos hatten Regius und seine Mitstreiter im Hintergrund dafür gesorgt, dass ausgerechnet die RADONJU Tions Endstation bildete.
    Tion ging durch die verzweigten Korridore, die ein wahres Labyrinth bildeten. Die Architektur fremder Völker erschien ihm seit jeher bizarr und unpraktisch. Nichts ging über die klare, einfache Struktur einer Wohnhöhle.
    Er begegnete einem Trupp Xylthen. Sie schenkten ihm keinerlei Beachtung, schienen ihn nicht einmal wahrzunehmen. Schließlich war er nur ein Dosanthi. Sollten sie an ihrer eigenen Arroganz ersticken!
    Hinter der nächsten Abzweigung stand ein Badakk. Der schlanke Zylinderkörper dieses Wesens überragte Tion, obwohl auch ein Badakk gegenüber einem Xylthen kleinwüchsig wirkte.
    Neben dem Techniker, der auf einer Unzahl kleiner Pseudopodien vor einem geöffneten Teil der Korridorwand auf und ab ging, stand einer der Kampfroboter, die die Angehörigen dieses Volkes unablässig begleiteten.
    Wieder passierte Tion unbemerkt den Ort des Geschehens. Nur beiläufig sah er die freigelegten Kabel und Relais, an denen der Badakk arbeitete; wahrscheinlich eine Routine-Inspektion.
    Bald erreichte der Dosanthi die militärische Strategiezentrale, die neben der eigentlichen Zentrale der RADONJU lag. Sie zu betreten wäre ihm verwehrt worden, sie gehörte zu den verbotenen Bereichen.
    Ein Roboter stampfte auf Tion zu. Die bloße Wucht des metallisch glänzenden, humanoid geformten Körpers jagte ihm Angst ein. Hätte er sich nicht gerade in der Wohnhöhle aufgeladen, wären die nächsten Worte wohl weit weniger selbstbewusst aus ihm herausgesprudelt: »Ich bitte darum, Reparat Inbetik sprechen zu dürfen.«
    »Ich melde es weiter.« Der Roboter stand reglos, doch Tion zweifelte nicht daran, dass er bereits ein Funksignal abgesetzt hatte.
    Der metallische Koloss versperrte ihm demonstrativ den Weg in die Strategiezentrale. Das wäre nicht nötig gewesen – Tion wusste genau, wo seine Grenzen lagen.
    »Es wird dauern«, sagte der Roboter schließlich, »aber Reparat Inbetik wird dich empfangen. Du wartest hier.«
    Mit diesen Worten stampfte die Maschine wieder zur Seite und stellte sich in die Nische neben dem Durchgang zur Zentrale, aus der sie gekommen war.
    Mit diesem Ergebnis war Tion mehr als zufrieden. Inbetik hätte ihn ebenso gut wegschicken können.
    So wartete er. Der Korridor wies keinerlei Sitzmöglichkeit oder sonst etwas auf, was dem Auge Ablenkung geboten hätte. Nur kahle graue Metallwände.
    Wohl ein Dutzend Mal eilten Xylthen einzeln oder in Gruppen an ihm vorüber. Er ging ihnen aus dem Weg, um sie nicht zu behindern, bemühte sich, unauffällig zu bleiben.
    Stunden vergingen, und die Erinnerung an die Labsal der Mooswand in der Wohnhöhle verblasste mehr und mehr.
    Für seinen Geschmack sah Tion viel zu viele Xylthen. Manchmal jagten sie ihm mehr Angst ein als alles andere. Sie standen für das, was er inzwischen zu verachten gelernt hatte – QIN SHIS Terrorregime.
    Irgendwann löste sich der Roboter erneut aus seiner Nische und kam mit schweren Schritten näher. »Der Reparat wird dich jetzt empfangen.«
    Tion folgte der Maschine.
    Im Inneren der Strategiezentrale saßen Dutzende Soldaten an Tischen oder standen vor Arbeitsstationen und Hologrammen. Die Luft stank nach xylthischem Schweiß.
    Zur Erleichterung des Dosanthi erwartete Adjutant Inbetik ihn in einem der kleinen Konferenzzimmer am Rand des großen Raumes. Obwohl er nie zuvor bis an diesen Ort vorgedrungen war, wusste Tion aufgrund der Baupläne, dass es insgesamt zwölf solcher Extraräume gab, die alle über ein verborgenes System von Türen miteinander verbunden waren.
    »Was willst du?«, herrschte Inbetik ihn an.
    »Ich bitte um eine Hyperfunkverbindung mit meiner Heimatwelt. Es geht um ...«
    Der Xylthe winkte ab. »Gewährt! Ich werde die Genehmigung in das Schiffssystem einspeisen. Noch etwas?«
    Tion Yulder verschlug es vor Staunen die Sprache. Er hatte damit gerechnet, sich ausführlich rechtfertigen zu müssen – und nun das!
    Sofort wallte Misstrauen in ihm auf. Wusste Inbetik, dass Tion dem Verzweifelten Widerstand angehörte und eine nach allen Regeln der Kunst verschlüsselte Botschaft nach Meloudil übermitteln wollte? Versuchte ihm der Adjutant eine Falle zu stellen?
    Oder gab es eine ganz andere Begründung für diese Höflichkeit?

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