PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand
einen Augenblick überlegte er, an den Rand der Klippe zu treten und sich fallen zu lassen.
Doch er entschied sich dagegen, denn er nahm die Zukunft ins Visier. Für sein Volk war noch nicht alles zu Ende. Ihr Heimatplanet mochte verloren sein, von der Weltengeißel und von QIN SHI gefressen, aber es zählte nicht, wie viele Oracca gestorben waren – sondern wie viele noch lebten.
Nartog dachte nach. Nur ein Zufall hatte ihn dazu bestimmt, nicht von QIN SHI ermordet zu werden. Oder eine Bestimmung. Er war unterwegs, weit von zu Hause, auf einer Propagandareise.
Genau wie zehn Millionen andere Oracca.
Zehn Millionen, über die Doppelgalaxis zerstreut.
Zehn Millionen, denen dank der Propaganda die gesamte Galaxis zuhörte.
»Ein Betrug!« Diesmal schrie er es, und es hallte über das Meer. Schon bald sollte es über Massen von Zuhörern hallen.
An diesem Tag beschloss Nartog, die Wahrheit zu verkünden. Er erhielt den Beinamen der Weitsichtige und sammelte die Überlebenden seines Volkes.
Aus Langlebigen wurden Alte. Sie zogen durch Chanda, wie sie es zuvor getan hatten, doch sie betrieben keine Propaganda für QIN SHI mehr, sondern sie vereinigten sich und schrien die Wahrheit hinaus in die Galaxis.
Die Wahrheit, dass es keine Vergeistigung in höhere Sphären mit QIN SHIS Hilfe gab.
Die Wahrheit, dass die Oracca verblendet gewesen waren und gelogen hatten.
Die Wahrheit, dass QIN SHI ein Monster war.
Nur wollte diese Wahrheit niemand mehr hören, denn Nartog und die anderen Propagandisten hatten zu lange ihre Arbeit zu gut erledigt. Die Bewohner von Chanda waren verblendet.
Aus den Alten wurden Uralte, jedenfalls jene, die die folgenden Hetzjagden überlebten. Denn die Indoktrinierten wandten sich gegen sie und bezeichneten sie nun als Ketzer. In den Augen aller stellten die Oracca nun Verräter an QIN SHI dar, dem sie einst gedient hatten.
Nartog floh über tausend Welten.
Er verstand, dass all das eine ausgleichende Gerechtigkeit war; sein Volk erntete nun die Früchte seines bösen Tuns. Überall schrie man nach QIN SHI, sehnte die mörderische Superintelligenz herbei.
Der segensreiche Aufstiegsspender wurde willkommen geheißen, wo er über einem Planeten erschien.
Es dauerte lange, bis nicht nur die Sterbenden, sondern auch deren galaktische Nachbarn begriffen, dass dieses riesige Monstrum aus Metall und Technologie tatsächlich kein segensreicher Aufstiegsspender, sondern eine verderbliche Weltengeißel war, wie es Nartog und die anderen überlebenden Oracca behaupteten.
Einmal, als Nartog vor einer Menge von mehr als fünftausend Uralten seines Volkes sprach, explodierte eine Bombe mitten unter ihnen. Er überlebte, stieg über ein Leichenfeld und begriff, dass er selbst für all diese Toten mitverantwortlich war. Wie jeder andere Oracca.
Die Hetzjagd ging eine Ewigkeit lang durch die gesamte Galaxis. Bald jagte man ihn nicht mehr, weil man ihn für einen Ketzer hielt, sondern nur noch, weil man in ihm exakt den Lügner und Knecht QIN SHIS sah, der er gewesen war. Man wollte Rache.
Und noch ein oder zwei Generationen später jagte man ihn aus purer Gewohnheit. Nur gebildete Historiker kannten den Zusammenhang zwischen den Oracca und der Weltengeißel.
Um diese Zeit ging Nartog mit den anderen Uralten in den Untergrund und gründete den Verzweifelten Widerstand. Dabei war sein Name einer von vielen, sein Schicksal eines unter Tausenden.
Man sagt, er lebe noch heute, einer von etwa zehntausend Uralten, die als Langlebige von QIN SHIS Gnaden in Chanda die unterschiedlichsten Schlüsselpositionen innehaben. Sie sind Wirtschaftsmagnaten, Politiker, einflussreiche Händler ... oder Bettler.
Dass sie immer noch leben, verdanken sie QIN SHI, aber ihre Geschichte hat sie gelehrt, die Superintelligenz zu hassen. Der Verzweifelte Widerstand blüht im Verborgenen, und er treibt seine Fäden überallhin aus.
Manche Uralte arbeiten im Geheimen, doch alle, die dem Verzweifelten Widerstand angehören, wollen QIN SHI entmachten und töten. Wenn sie von der Weltengeißel hören, empfinden sie Wut – und Scham.
Viele erzählen in der einen oder anderen Form die Geschichte, aber niemand glaubt ihnen.
*
Niemand glaubt ihnen, dachte Perry Rhodan. Das konnte er nur zu gut verstehen. Doch für ihn, der schon viele Wunder im Kosmos erlebt hatte, klang dies alles nicht unmöglich, wenn es wohl auch verbrämt war. »Du hast mein Interesse geweckt. Ich werde dich begleiten.«
»Sehr gut. Aber ich muss
Weitere Kostenlose Bücher