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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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schmiedeten, bedurften keinerlei Diskussion. Der Gegner musste gehindert werden, die Erde zu erreichen. Es galt, den Flug der GEMMA FRISIUS vorzeitig zu stoppen.
    Die Beleuchtung war wieder ausgefallen, ebenso alle Überwachungsfunktionen. Es war, als hätte 37 sie lediglich wissen lassen wollen, was er vorhatte.
    Um sie zu reizen? Um ihre Kampfeswut anzustacheln? Wusste dieser unbekannte, fremdartige Gegner nicht, was er mit dieser Zurschaustellung seiner Allmacht bewirkte?
    »Die Kompensationskonverter, die Hawks, müssen unter allen Umständen vernichtet werden«, gab Mohanram Tivelani seinen Befehl aus. »Ebenso die Ersatzaggregate. Es ist nun 5.45 Uhr. Bei gleichbleibendem Überlichtfaktor und den üblichen Orientierungsstopps bleiben etwa 25 Stunden, bis wir das Solsystem erreichen. Wir gehen in Dreiergruppen vor. Jedermann weiß, wo sein Ziel liegt. Wie ihr es erreicht, ist Nebensache.«
    Er sagte es mit ruhiger Stimme. So als kümmerte ihn nicht, dass er als Kommandant die stückweise Zerstörung des ihm überantworteten Schiffs befahl.
    David sah sich um und musterte seine Kameraden. Nun, da das Ende nahte, funktionierte die Zusammenarbeit zwischen militärisch geschultem Schiffspersonal sowie den Forschern und Wissenschaftlern reibungslos.
    Sie fanden zueinander, besprachen sich und machten sich über jene Wege kundig, die hoffentlich durch von 37 noch nicht erobertes Gebiet führten. Sie würden Umwege gehen oder direkte Vorstöße wagen. Sie würden Schleichwege finden oder unter lautem Getöse agieren. Wagemut, Improvisationskunst und glühender Hass auf einen unbegreiflichen Gegner waren die letzten Trümpfe, die sie auszuspielen vermochten.
    »Aillyr bleibt hier und hält die Stellung«, bestimmte Tivelani.
    »Aber ...«
    »Keine Widerrede! Du wirst dich weiterhin mit den Rechnern beschäftigen. Vielleicht gelingt es dir, 37 zu erreichen. Einen Dialog mit ihm zu beginnen. Seine Ziele in Erfahrung zu bringen.«
    »Das ist doch lächerlich!«, protestierte der Gataser. »Ich möchte mitkommen und ...«
    »Wenn ich jemandem zutraue, diese Aufgabe zu erfüllen, dann einem Koko-Interpreter«, unterbrach ihn Mohanram Tivelani.
    Dies waren schöne Worte ohne Wert. Jedermann wusste, dass Aillyr nichts tun konnte. 37 meldete sich nur dann zu Wort, wenn ihm danach war. Die positronischen Gehirne der GEMMA FRISIUS wurden beeinflusst und auf eine Weise manipuliert, die kein Besatzungsmitglied des Schiffs verstand.
    »Also schön«, piepste der Gataser. »Ich bleibe hier. Allerdings unter Protest. Ich werde ein Schreiben aufsetzen und an den Wissenschaftlichen Beirat des Galaktikums weiterleiten, sobald diese Affäre hier ein Ende gefunden hat.«
    »Das steht dir selbstverständlich frei, Aillyr.« Mohanram Tivelani verbeugte sich knapp und mit übertriebenem militärischen Gehabe vor dem Blue.
    Sie alle wussten, dass dieses Geplänkel keinerlei Bedeutung hatte. Es sollte ihnen bloß ein wenig die Furcht vor dem Unausweichlichen nehmen.
    Tivelani winkte Towa Ormaject und David, ihm zu folgen. Sie würden eines von neun Teams bilden, die sich auf einen Weg ohne Wiederkehr machten. Sie verabschiedeten sich voneinander.
    Achtsieben schüttelte eifrig Davids Hand, die tefrodische Geschützoffizierin Persephone Ogg umarmte ihn. Aillyr nickte würdevoll, sein blauer Pelz sträubte sich ein wenig.
    Es ist ja nicht mein erster Ausflug, dachte David, plötzlich von Sarkasmus gepackt. Ich bin zwei Mal hierher zurückgekehrt. Warum sollte es mir nicht auch ein drittes Mal gelingen?
     
    *
     
    Die GEMMA FRISIUS veränderte sich. Sie wurde zu etwas, das kaum noch eine Ähnlichkeit mit dem Schiff hatte, das sie über Monate und Jahre hinweg als Heimat betrachtet hatten. Gänge verschwanden oder waren vom Pseudoharz eingegossen. Zwischendecks fehlten. Seitenwände beulten sich aus. Der kleine Erholungspark war von Bestandteilen technischer Aggregate übersät, die ihm das Aussehen des Ausstellungsstücks eines durchgeknallten Post-Fashionpunk-Künstlers gab.
    Hier und da wuchs weiteres Pseudoharz heran. Es überzog den Boden in dünnen Schichten, bildete allmählich dicke und unregelmäßige Krusten. Waren es chemische Reaktionen, die sich im Inneren abspielten und diesen unheimlichen Lichtschimmer erzeugten? Mikroorganismen, die mit der Masse transportiert wurden?
    David kannte keine Antwort. Nur allzu gerne hätte er Zeit und Muße gehabt, um ausführliche Bestandsanalysen durchzuführen. Gewiss gab es Möglichkeiten, dem

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