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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sagte dann respektlos: »Das hört sich nach der Tat eines Feiglings an. Ich glaube dir.«
    Du mieser Schweinehund!, wollte David schreien. Noch vor wenigen Stunden hast du in deinem Stuhl gesessen und wusstest nicht, was du tun solltest! Du hast gezittert, warst völlig überfordert. Ich musste die Entscheidungen für dich treffen. Und nun urteilst du über mich, obwohl du seitdem keinen einzigen Schritt aus der Zentrale getan hast?
    Er ließ es bleiben. Es hatte keinen Sinn, nun einen Streit vom Zaum zu brechen. Vor allem ahnte er, dass er derart den letzten Rest von Respekt verlieren würde, den man ihm noch entgegenbrachte.
    Er erzählte von den Harzsträngen, denen er überall im Schiff begegnet war und die seine beiden toten Kameraden eingehüllt hatten. Von seiner Widerstandskraft, der mit Desintegratoren und auch mit Thermostrahlern nur schwer beizukommen war.
    »Wissen wir alles«, winkte Kommandant Tivelani ab. »Wir hatten bereits Begegnungen mit dem Pseudoharz.«
    Er deutete auf graue Hautreste und schlaff daliegendes Gewebe, das in eine Ecke der Zentrale geschafft worden war. »Es wollte sich auch hier breitmachen. Wir konnten es allerdings wieder vertreiben.« Er schwenkte seine Hand in Richtung Tote und Verletzte.
    »Meinst du, dass es intelligent ist?«, unterbrach ihn Towa Ormaject. »Sind dies die ... die Handlungsarme eines Wesens namens 37?«
    »Nein, glaube ich nicht«, sagte David. Dankbar nahm er eine selbsterhitzende Essschüssel in Empfang, die ihm die Ortungschefin reichte. »Das Pseudoharz ist womöglich eine Art biologische Waffe, die speziell für einen derartigen Einsatz gezüchtet wurde.« Seltsam, wie leicht es ihm nun fiel, darüber zu sprechen. Nun, da er wieder unter Freunden und Bekannten war und einen lecker duftenden Nudeleintopf vor sich stehen hatte. »Vielleicht handelt es sich um einen instinktgesteuerten Erfüllungsgehilfen des blütenartigen Raumschiffs, das in der Nähe der GEMMA FRISIUS treibt.«
    »Vermutungen. Mutmaßungen. Wir tappen nach wie vor im Dunkeln«, sagte Tivelani bitter.
    »Immerhin wissen wir, dass wir 37 nicht beikommen können.«
    Was für eine deprimierende Erkenntnis! Es tat weh, diese Worte auszusprechen. Sie hatten etwas Endgültiges. Die Besatzung der GEMMA FRISIUS hatte viel versucht und war stets gescheitert. Was auch immer der Feind mit ihnen vorhatte – sie würden ihn nicht daran hindern können. Sie mussten aufgeben.
    David verzehrte den Nudeleintopf mit selten gekanntem Appetit. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, jemals wieder Nahrung zu sich nehmen zu dürfen.
    Ich lebe noch. 37 hat mich verschont. Er braucht mich. Er wird mir nichts tun. Es kann nicht schlimmer werden, als es ohnehin schon ist ...
    Das Licht der Zentrale sprang mit einem Mal an und erlosch gleich darauf wieder. Instrumente zeigten ihre Einsatzbereitschaft, mehrere Holobildschirme übertrugen Aufnahmen aus dem Inneren des Schiffs wie auch aus dem Umfeld des Ordoghan-Nebels.
    »Was, bei Monos, hat das zu bedeuten?« Mohanram Tivelani überwand seine Überraschung schneller als die anderen Anwesenden. Er tat einige weite Sätze hin zu seinem Arbeitsplatz und aktivierte mehrere Displays, orientierte sich, während David dastand, die Gabel in der einen Hand und die erhitzte Schüssel in der anderen.
    Was war geschehen? War es Besatzungsmitgliedern, zu denen sie bislang keinen Kontakt hatten, gelungen, 37 zurückzudrängen oder ihn gar auszuschalten?
    »Die GEMMA FRISIUS nimmt Fahrt auf«, sagte Tivelani. Er biss auf seine Unterlippe. Ein dünner Blutfaden zog sich über sein Kinn, doch der Kommandant kümmerte sich nicht darum. »Wir gehen eben in den Linearflug. Überlichtfaktor zwei Komma zwei Millionen, also maximale Geschwindigkeit.«
    Ein Blutstropfen fiel auf das Pult vor ihm. »37 steuert das Schiff in Richtung ... Solsystem.«
     
    *
     
    David blickte in grimmige, zu allem entschlossene Gesichter. Etwas hatte sich geändert. Bislang hatten die Besatzungsmitglieder der GEMMA FRISIUS einem unheimlichen Gegner gegenübergestanden, der sie ohne Gnade verfolgte und umbrachte, ohne seine Absichten erkennen zu geben.
    Doch nun ahnten sie das wahre Ausmaß der Bedrohung. 37 wollte in die Heimat der Terraner vordringen. Es war kaum anzunehmen, dass er der Erde einen Freundschaftsbesuch abstatten wollte, und nach allem, was sie bislang festgestellt hatten, verfügte er über Möglichkeiten, die jene der LFT weit übertrafen.
    Es wurde nicht mehr viel geredet. Die Pläne, die sie

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