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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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achtzig Jahren gelang es, mit den Bewohnern von Baldurs Planet in Kontakt zu treten. Weil sie es wollten. Weil sie die notwendigen Gerätschaften erschufen, um einen Gedankenaustausch zu bewerkstelligen.«
    »Woher kam dieser unvermutete Sinneswandel?«
    »Wir wissen es nicht. Sie haben es uns niemals gesagt.«
    »Wen meinst du mit: uns?«
    »Grob gesagt: dem Rest des Universums. Alles, was wir über diese Wesen wissen, ist, dass wir für sie gar nicht existierten, würden sie nicht diese maschinellen Krücken entwickeln.«
    »Gibt es wenigstens Theorien darüber, warum Achtsieben und seine Leute sich so eigenartig verhalten? Und haben sie denn keinen Namen für ihr Volk?«
    »Nein. Gemäß ihrer Vorstellungen ist dies nicht notwendig. Weil sie die Einzigen sind. Weil sie uns im Normalfall bloß als bedeutungslose Schatten wahrnehmen.«
    »Das heißt?«
    »Nach allem, was wir bis jetzt in Erfahrung gebracht haben, sind diese Geschöpfe so etwas wie Autisten. Sie nehmen wahr, was sie wahrnehmen wollen und was für sie wichtig ist. Sie folgen Stereotypen, neben denen kaum andere Reize Platz finden. Und sie leisten in manchen Wissens-Teilgebieten Überragendes.«
    »Diese schwarze Flocke ... was ist das?«
    »Ein technisches Gimmick«, antwortet der Rechner. »Achtsieben trug es unter seinem Federkleid, als Applikation auf der Haut. Dieses eine spezielle Gerät trug dazu bei, dass er andere Wesen wahrnehmen konnte.«
    Ich zähle mindestens zwanzig weitere Flocken auf dem Boden. Sie erfüllten wohl ähnlich geartete Aufgaben.
    »Sie sind offenkundig nach seinem Tod abgefallen«, meldet sich Sichu Dorksteiger zu Wort.
    »Glaube ich nicht«, widerspreche ich. »Ich vermute vielmehr, dass er sie sich vom Leib gerissen hat. Er zog sich in seinen Autismus zurück und hat womöglich sein Ende gar nicht mehr mitbekommen.« Ich deute rings um mich. »Weil dies alles mit einem Mal nicht mehr existierte. Weil er wieder ... zu Hause war.«
    Ich weise Curi Fecen an, seinen Weg fortzusetzen. Ein Medo-Roboter wird sich mit der Leiche beschäftigen.
    Wir müssen tiefer ins Innere der GEMMA FRISIUS vordringen. Ich ahne, dass dies nicht der einzige Tote ist, dem wir auf unserem Weg begegnen werden.
     
    *
     
    Tore, Schotten, Schränke, verkapselte und offene Maschinenaggregate. Spinde. Lagerstätten, Freizeitinseln, Wartungsbereiche ... nirgendwo ist ein Stein auf dem anderen geblieben. Und allerorten zeigen sich Brocken, Stränge und Klumpen der sonderbaren Masse, die rasch einen Namen erhält.
    Irgendjemand prägt den Begriff »Schmelzharz«. Ein Materialforscher, den ich eilig von der JULES VERNE nachgeordert habe, erweitert nach einer ersten, hastig durchgeführten Analyse auf »metallplastilines Schmelzharz«.
    Es hat eine hohe Dichte, ist aber nur knapp schnittfest. Es kann mit Thermostrahler und Desintegrator zerstört werden – und es neigt selbst jetzt, da es tot wirkt, zur Selbstreparatur kleiner Schäden.
    Tragende Inhaltsstoffe des Schmelzharzes sind neben submolekular umgewandelten Plastikstoffen Metalle verschiedenster Art, die mehrheitlich zu flexibilisierten Molekülgruppen umstrukturiert wurden. Bis zu einem gewissen Grad kann sich die Masse umgruppieren und formen. Auch wurden eingelagerte Hyperkristalle nachgewiesen. Solche von unbekannter Konsistenz und in derart geringen Mengen, dass sie kaum näher bestimmt werden können.
    Rasch landen meine Gedanken wieder bei meiner eigentlichen Aufgabe. Mein Interesse muss dem Schiff gelten. Der Suche nach möglichen Überlebenden und der Ursachenforschung. Das Schmelzharz ist bloß ein Zeichen, ein Indiz oder ein Hinweis auf jene Geschehnisse, die sich an Bord der GEMMA FRISIUS abgespielt haben müssen.
    Wir mühen uns einen Kabinentrakt entlang, der kaum mehr als solcher erkennbar ist. Da sind Wände aufgeplatzt, dort fehlt ein Stück der Decke. Einzelne Räumlichkeiten sind völlig verwüstet, während andere klinisch sauber sind und einzeln dastehende Blöcke von Schmelzharz beherbergen.
    Sichu und ich bewegen uns unmittelbar hinter Curi Fecen, trotz dessen Sicherheitsbedenken. Wir bleiben stumm und sammeln Eindrücke. Wir lassen die Bilder auf uns wirken.
    Die Expeditionsteilnehmer verteilen sich. Ich bestimme Schwerpunkte unserer Arbeit. Von besonderem Interesse ist das Gebiet der oberen Polkappe. Dort scheint die Konzentration des Schmelzharzes am größten zu sein, und dort hoffe ich, wichtige Erkenntnisse über die Ziele jenes unbekannten Gegners zu gewinnen, dem wir

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