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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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gehen«, murmelte die Spiegelin, »oder auch nicht, wenn es uns zu gefährlich wird. Immerhin wissen wir, wo wir viele Coccularen finden.«
    »Oder uns vor ihnen verstecken«, sagte er und gähnte. Er griff nach dem Thermomantel und legte den Reizfluter griffbereit neben seinen Oberschenkel. »Das wird sich morgen entscheiden. Wir sollten wirklich versuchen zu schlafen.«
    Die nächsten Minuten blieben ruhig. Kein weiteres Geräusch außer dem der abkühlenden Felsen und des Sandes störte die beiden Wanderer.
    Routh war zu erschöpft, um sich gerade jetzt an Puc zu wenden. Er gähnte, hörte die ruhigen Atemzüge der Spiegelin und schlief ebenfalls ein. Es weckte sie auch kein erschreckender Zwischenfall.
    Als sie nacheinander aufwachten, hatte die Sonne ihre rötliche Morgenfärbung schon verloren.
     
    *
     
    Spiegelin 1113 und Routh konnten ungesehen die Straße überqueren; einen Pfad aus zusammengebackenem Sand, auf dem sich die Eindrücke der Karrenfelgen deutlich abzeichneten. Während des frugalen Frühstücks entschieden sie sich nach kurzer Diskussion, in einem weiten Bogen auf die linke der beiden Siedlungen zuzugehen, deren Lichtschein sie in der Nacht am Horizont entdeckt hatten.
    Routh spürte vom linken Handgelenk bis zum Ellbogen einen stechenden Schmerz. Als er stöhnend, mit viel Kraftaufwand, seine Hand herumgedreht hatte, sah er auf der Haut, innen am Unterarm, vier rote Punkte. Sie sahen aus wie entzündete Insektenstiche. Als er erschrocken das Implantmemo rief, geschah nichts.
    Er strich verwirrt und zutiefst verunsichert die fettigen Haarsträhnen aus seinem Gesicht und dachte daran, dass sein »besseres Zehntel«, wie Anicee den Ara-Prototyp aus dem Patarkon-System nannte, unzuverlässig arbeitete. Trotzdem verließ er den Lagerplatz und schlug die Richtung auf die noch unsichtbare Siedlung ein.
    »Kein entlegenes Ohr, kein Richtmikrofon«, flüsterte er und spürte, wie seine Lippen und der Rachen schlagartig austrockneten. »Kein großer Bruder. Biopositronik? Warum bist du ausgefallen, Puc? Wegen der Entzündung? Und keine Mikrosonde, die uns die Stadt dort hinter den Hügeln zeigen kann. Was ist los, Puc?«
    Keine Antwort, keine Reaktion. Er gestand sich ein, auch keine wie auch immer geartete Erklärung erwartet zu haben. Er verrieb Speichel auf den Einstichen und hoffte, sein Körper würde ohne Medikamente mit der Infektion fertigwerden.
    Je näher sie der Stadt kamen, desto mehr veränderte sich das Aussehen der Wüste. Pilzholzschösslinge mit lindgrünen Zweigen im oberen Drittel des halbkugeligen Kopfes wuchsen in unordentlichen Reihen. Auf einigen lang gezogenen Streifen Wüste, die von niedrigen Mauern eingegrenzt waren, breitete sich nasses Gras aus, das aus prallen, dicken Halmen bestand. Ein ebenso breiter, aber weniger oft benutzter Weg schloss sich an die Felder an.
    Routh wandte sich an die Spiegelin, suchte die Umgebung ab und sagte: »Bewirtschaftete und gewässerte Felder. Von der Stadt ist nichts zu sehen, aber sie muss ganz in der Nähe sein.«
    »Sie ist nicht weit. Ich kann die Coccularen riechen.«
    Routh nickte und ging weiter. Seit drei Stunden oder etwas länger marschierten die beiden durch die verschiedenen Erscheinungsformen der Onuudoy-Wüste. Von der Spiegelin hatte Routh einige richtige Einzelheiten erfahren, die das Leben der Coccularen bestimmten. Der tiefste Punkt der Wohntrichter reichte bis ins Grundwasser oder in eine der vielen Zisternen, die während des »Trinkvorganges« gefüllt wurden. Die Zisternen und deren Umgebung galten als gesellschaftlicher Mittelpunkt einer Stadt.
    Zur Ernährung trugen kleine Tiere bei, die unterhalb der Wüstenoberfläche lebten und sich von Wurzelenden und Kleinstlebewesen ernährten. Sie wurden »Innere Herden« genannt. Aber auch die Foy-Riesenspinnen wurden gejagt – mit wechselndem Erfolg, weil sie als Delikatessen galten. Die Foy ihrerseits schienen die Mimikry der Spiegel durchschauen zu können; sie jagten die Spiegel ebenso, wie die Coccularen dies taten.
    Routh entging keineswegs die Bedeutung dieser kulturellen und gesellschaftlichen Besonderheiten. Selbst auf diesem relativ kleinen und an archaischer Öde nicht zu übertreffenden Stück fliegenden Landes herrschten die Gesetzmäßigkeiten der Natur.
    Der Starke frisst den Schwachen, jeder frisst jeden, der Große verfolgt den Kleineren, und das Leben aller ist hart und entbehrungsreich.
    Sein Blick fiel auf die Spiegelin, deren Aussehen inzwischen nichts

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