PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
abprallten. Alle Stielaugen waren auf ihn gerichtet.
Ein Stein traf seine Hand. Routh schrie auf; der Griff löste sich und prellte ihm den Reizfluter aus den Fingern. Gleichzeitig sprangen zwei stelzbeinige Krebswesen aus den Karren und stürzten sich auf ihn. Ein dritter rannte mit weiten Schritten zu der Stelle, an der die Waffe zwischen den Steinen des Bodengerölls lag. Er hob sie hoch, probierte, drei- oder viermal, sie richtig zu packen und richtete sie auf Taomae 1113.
Im Lärm hörte Routh, der sich im Griff der Coccularen wand und loszureißen versuchte, das Knacken, mit dem sich der Schuss löste. Die Spiegelin sackte zusammen und zuckte; Routh hörte undeutlich ihr leises Wimmern. Der Cocculare wirbelte herum, zielte auf Routh und schoss ihm eine Nadel in die Brust.
Routh spürte einen scharfen, kurzen Schmerz und dann ein Kribbeln, das sich von der Brust schlagartig über den gesamten Körper ausbreitete. Er erschrak, versuchte sich zu fassen und richtig zu reagieren. Als er sah, wie zwei Coccularen die bewegungslose Spiegelin aufhoben und zu einem Karren schleiften, reagierte er ohne jede Überlegung.
Die Reizfluter-Nadel hat auf deinen Organismus nur geringe Wirkung. Mach das Beste daraus! Als Opfer voller Schmerzen und Halluzinationen hast du einige klar zu definierende Chancen. Nutze sie. Und später kannst du richtig reagieren. Denk an Anicee ...
Die Verbindung mit Puc wurde unterbrochen. Von Puc oder durch einen Fehler im System?
Routh riss die Arme in die Höhe und tat so, als würden alle Muskeln und Sehnen ihm nicht mehr gehorchen. Er sackte auf der Stelle zusammen und stellte sich halb tot. Zuckend lag er auf dem Boden und hörte, wie sich einige Coccularen unterhielten. Von den Reden und Rufen und den Fetzen der Übersetzung verstand er nur wenig.
»Jetzt hast du deine Rache, Pahklad. Zuerst hat er dich zu Boden geschickt, und jetzt hast du ihn mit seiner eigenen Waffe erwischt. Ihn und die Spiegelin. Wohin mit ihnen?«
»In die Stadt. Nach Copürn-Khlat dort drüben – und zwar in den Bewahrtrichter. Was wir dann mit ihnen tun, werden wir entscheiden müssen.«
»Einverstanden. Helft mir!«
Pahklad und seine Mitstreiter unterhielten sich über andere Dinge, aber Routh verstand nur Bruchstücke. Er mimte nach wie vor den reizüberfluteten, von Schmerzen gepeinigten Gefangenen.
Die ersten Gespanne wendeten, wurden auf die Straße hinausgezogen und rumpelten davon. Die Spiegelin und Routh wurden auf einen Karren geworfen, der sich in Bewegung setzte und in Richtung der Mauer gelenkt wurde.
Minuten später erkannte Routh durch die Zwischenräume des Flechtwerks, dass die Mauer kreisförmig war, von einigen Toren durchbrochen, und der obere Rand einen großen Trichter bildete.
Der Trichter war eine Coccularen-Siedlung und nannte sich Copürn-Khlat. Nach ungefähr einer Stunde befanden sich Routh und Taomae 1113 zwischen den hölzernen Gittern des Bewahrtrichters.
7.
Eine einzigartige Nacht
Shamsur Routh versuchte ungefähr eine Stunde lang, Puc aufzurufen – vergeblich. Er saß auf dem Boden, auf einer ausreichend dicken Schicht aus Spänen und griesartigem Material, das wohl von bearbeiteten Holzpilzen bestand. Spiegelin 1113 Taomae lag drei Meter von ihm entfernt und schlief.
Routh blickte schweigend aus dem Käfig auf die schräge Fläche des Trichters, und wider Willen fand er sowohl die Bezeichnung »Bewahrtrichter« zutreffend als auch die Funktionsweise seines Gefängnisses einfach, aber hoch wirkungsvoll. Der Käfig stand im tiefsten Punkt eines völlig runden Sandtrichters, dessen Wandung so steil war, dass jedes Wesen, das nach oben klettern wollte, immer wieder im nachrutschenden Sand nach unten glitt. Routh erinnerte sich, in einer naturwissenschaftlichen Dokumentation einmal ein Tier namens »Ameisenlöwe« gesehen zu haben, das so wie er am Boden eines Trichters hockte und mit Geschossen aus Sandkörnern nachhalf zu verhindern, dass eine Ameise aus der Falle entkam, damit sie zu seiner Beute wurde.
Ein langer Steg, eine Art Leiter, führte vom oberen Rand bis zum Eingang des Käfigs. Als Taomae und er, die man nach unten trieb, in den Käfig stolperten, wurde der Steg nach oben gekippt. Sein Ende schwebte hoch oben, genau über Rouths Kopf.
Seit ihrer Gefangennahme waren eineinhalb Tage im Bewahrtrichter verstrichen. Die Coccularen schienen ihre Gefangenen für ungefährlich zu halten, denn sowohl die Thermomäntel als auch Rouths Wasserkanister samt den
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