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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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bleiben zweifellos unveränderlich. Sie sind grazile Geschöpfe, die von den Coccularen verfolgt werden, denn es ist ehrenvoll, ein solches Wesen zu stellen. Nach kurzer Zeit wirst du das richtige Gesicht einer Vae-Vaj genau betrachten können.
    Routh verarbeitete schweigend die Hinweise und Erklärungen Pucs und berichtete seiner ungewöhnlichen Partnerin, woher er kam und dass er seine Tochter mithilfe Vae-Bazents in Anboleis, der Stadt ohne Geheimnisse, zu finden hoffte.
    Ungefähr eine Stunde später, auf dem Kamm einer niedrigen Düne, war die Umwandlung der Vae-Vaj sehr viel weiter fortgeschritten. Von Puc hatte Routh erfahren, dass man den achten Oktober schrieb. Terrazeit, dachte er. Oder NGZ. Galt sie auch in der Anomalie? Bis zum Sonnenuntergang blieben noch rund sechs Stunden.
    Er blieb stehen, fingerte nach dem Trinkschlauch und betrachtete die Spiegelin 1113 Taomae. Mittlerweile wusste er, dass die Coccularen die Vae-Vaj, die sie »Fratzenleben« nannten, für Dämonen der Wüste hielten und sie deshalb jagten. Immerhin verzehrten sie diese Beute nicht; für sie waren die Foy eine seltene Delikatesse. Foy? Routh wusste nicht, wie diese Beute aussah und sich verhielt.
    »Du siehst tatsächlich inzwischen fast wie eine Terranerin aus, wie eine Frau meines Volkes«, sagte er bewundernd. »Tust du das nur, um mir zu gefallen?«
    Spiegelin 1113 Taomae hob die Schultern. Noch vor kurzer Zeit hatte Routh über das halb humanoide Aussehen ihres Libellenkopfes gestaunt, über den breiten, lippenlosen Mund und die beiden tiefen Grubenaugen, in denen eine dunkle, schimmernde Flüssigkeit schwamm. Um die Augen wogten Dutzende haarfeiner Fühler, die bei jeder Bewegung der Haut hin und her wogten, als würden sie von einer Strömung bewegt. Jetzt besaß der Kopf menschliche Augen und dunkles, leicht gekräuseltes Haar, das auf frauliche Schultern unter dem Thermomantel fiel.
    »Bald werde ich mein Transformationsoptimum erreicht haben«, erklärte die Spiegelin. Auch ihre Stimme hatte sich verändert. Mit einem deutlichen Ton des Stolzes, den sogar Routh zu erkennen glaubte, fuhr sie fort: »Die Mimikryfähigkeit ist unserem Volk angeboren. Manchmal lässt sie mit den Jahren nach und schwindet völlig. Aber man kann sie, so wie ich, im Lauf des Lebens verbessern. Ich bin eine der Besten, musst du wissen, Shamsur Routh.«
    »Ich sehe, höre zu und bin verblüfft!«, bekannte er ehrlich. »Mir scheint, dass ihr Einzelgänger seid. Habe ich recht?«
    In einer Geste, die nahezu menschenähnlich war, zuckte die Spiegelin die Achseln.
    »Wir leben nicht in Siedlungen wie die Coccularen, aber wir lieben jede Form der Geselligkeit. Wir leiden darunter, dass sich die Coccularen jederzeit versammeln können, in ihren Städten oder andernorts, aber schon seit jeher jagen sie uns. Wenn es einigen von uns gelingt, die Transformationsfähigkeit dauernd auszunutzen, schließen wir uns unseren Verfolgern an. Du hast das Ende einer solchen Zweckgemeinschaft erleben können.«
    »Ich denke gerade darüber nach, welche Gefahren und Seltsamkeiten mir in dieser Wüste noch begegnen.« Routh sah sich um, spürte plötzlich wieder die Hitze und beobachtete den Horizont. Nichts regte sich, nirgendwo konnte er Staubwolken sehen oder irgendwelche Auffälligkeiten. Aber das konnte sich in kurzer Zeit ändern. Während er Ausschau hielt, bedachte er die Konsequenzen aus Spiegelins Schilderungen. Die Vae-Vaj waren in diesem mysteriösen Stück Land eine verfolgte Minderheit, so viel war ihm klar. Gleichzeitig konnte er sich lebhaft vorstellen, dass die Coccularen einander misstrauisch beobachteten, denn vielleicht war ein Vae-Vaj, voll und perfekt transformiert, zwischen ihnen und genoss ihre Geselligkeit. »Wir sollten nicht zu lange hier stehen bleiben. Wenn uns die Coccularen sehen ...«
    »Dann jagen sie uns. Dich und mich«, sagte die Spiegelin.
    Routh nickte und verließ mit vorsichtigen Schritten den Kamm der Düne.
    Eine Hexenjagd , dachte er, aber es wird uns gelingen, uns versteckt zu halten. In wenigen Stunden fängt die Nacht an. Dann sehen auch die Jäger nichts mehr.

6.
    Flucht zum Regularium
     
    Eigentlich waren alle seine Versuche aussichtslos. Die fliegende Landschaft würde sicher nur einige Tage brauchen, um die Distanz zu überwinden. Ob er innerhalb dieser Zeit das Regularium fand, war mehr als zweifelhaft. Wo lag die Tabuzone? Oder waren es mehrere? Er könnte die Coccularen fragen, aber sie waren seine Gegner, seine

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