PR 2639 – Die grüne Sonne
die Farbe zum blutroten Aufblitzen.
»Ramoz braucht mich«, sagte sie.
»Ich glaube nicht ...« Rhodan trat auf seine Lebensgefährtin zu und umfasste mit beiden Händen ihre Oberarme. »Ramoz ist in der Medoabteilung bestens versorgt. Wir sollten zu den anderen zurückkehren.«
»Du meinst, das wäre wichtiger?«, fragte Diamond, ohne den Blick vom Holoschirm abzuwenden.
»Genau das«, bestätigte Rhodan.
»Tut mir leid, ich bin anderer Ansicht.«
»Du bist dir sicher?«
Mondra Diamond nickte knapp. Eindringlich schaute sie Rhodan an. »Ja«, sagte sie betont. »Ich bin mir sicher, dass Ramoz von besonderer Bedeutung ist. Chanda ist seine Heimat ...«
»Chandas Froschkönig!« Gucky kicherte.
»Was weißt du schon davon?« Abwehrend streckte Mondra dem Ilt die rechte Hand entgegen und spreizte die Finger dabei.
»Ich kenne viele altterranische Märchen!«, begehrte Gucky auf. »Man muss so einen Frosch küssen, um den Zauber zu brechen ...«
»... oder ihn an die Wand werfen!«, unterbrach Rhodan schroff und wandte sich an den Mantar-Heiler. »Pic, dein Team und du, ihr kümmert euch um Ramoz. Nachdem er das Bewusstsein zurückerlangt hat, sollte es möglich sein, an sein Wissen heranzukommen. Ich erwarte, dass alles Vertretbare unternommen wird, um Informationen über seine Herkunft und seine Absichten ...«
»Nein, Perry!«, widersprach Mondra heftig. »Ich wehre mich dagegen, dass Ramoz von seelenlosen Apparaturen gequält wird. Er braucht eine Bezugsperson ...«
»... und die hat er sich selbst ausgesucht. Darauf willst du hinaus?«
Mondra Diamond schürzte die Lippen, dann nickte sie.
»Ich fühle mich verpflichtet, Ramoz beizustehen. Wenn es das ist, was du hören willst: Ja, ich gehe zu ihm ...«
»Zu gefährlich!« Rhodan hielt sie am Arm zurück, aber Mondra griff nach seiner Hand und schob sie zur Seite.
»Ich gehe allein und unbewaffnet! Niemand sonst. Ich bin immer mit Ramoz klargekommen, das werde ich auch weiterhin. Wenn er zu jemandem Vertrauen hat, dann zu mir. – Pic, gib bitte die Anweisung, eine Strukturlücke zu schalten!«
Der Ara schaute Rhodan an. Dieser nickte kaum merklich.
Zehn Sekunden später betrat Mondra Diamond das Krankenzimmer.
*
Perry Rhodan wusste genau, wann er seine Lebensgefährtin von ihrer Überzeugung abbringen konnte und wann nicht.
Ramoz hatte es ihr angetan, seit das seltsame, schwarz und silbern gestromte Geschöpf ihr vor beinahe sieben Jahren über den Weg gelaufen war. Erst recht galt das nach seiner unerwarteten Verwandlung.
Mondra hatte von Anfang an gespürt, dass sich mehr hinter dem kleinen Luchsartigen verbarg – zumindest redete sie sich das ein.
Und zuvor, der Klonelefant? Waren ihre Empfindungen für Norman ähnlich gewesen? Es war unnötig, über mögliche Beweggründe mit einem Kosmopsychologen zu reden. Bereits den Gedanken daran empfand Perry nicht nur als banal, sondern nachgerade als Vertrauensbruch. Schon vor Jahrzehnten war ihm der Verdacht gekommen, dass Mondra versuchte, den Verlust ihres gemeinsamen Sohnes Delorian zu kompensieren. Dabei hatte Mondra ihm nie zu verstehen gegeben, dass sie ein zweites Kind wollte. Fürchtete sie, wieder enttäuscht zu werden? Zu hoffen und zu bangen und letztlich hilflos miterleben zu müssen, wie sich ihr Leben einmal mehr drastisch veränderte?
Rund hundertachtzig Jahre lag Delorians ungewöhnliche Geburt zurück: Delorian – jenes Kind, das er nie kennen gelernt und das Mondra genommen worden war; jenes Kind, das unter ES' unbemerkter Aufsicht gezeugt worden und dann benötigt worden war, um in einer gigantischen Zeitschleife seinerseits zur Zeugung von ES beizutragen; jenes Kind, das zum Chronisten von ES geworden und das längst ein erwachsener Mann geworden war; ein Mann, der das Thanatos-Programm initiiert und zu Rhodan erstmals vom Multiversum-Okular und dem Anzug der Universen gesprochen hatte ...
Rhodan kniff die Brauen zusammen. Solche Überlegungen halfen ihm nicht weiter. Was Delorian anging ... nun, das würde sich weisen. Anscheinend hatte er seiner Funktion als Chronist abgeschworen, aber inwieweit er ES oder TALIN diente, wusste Rhodan nicht zu sagen. Er konnte lediglich hoffen, dass sie alle auf ein und derselben Seite standen ...
Im Augenblick musste sein Augenmerk allerdings Ramoz gelten. Was war Ramoz wirklich? Und was bedeutete er für Mondra?
Das Holo zeigte, wie Ramoz innehielt. Ruckartig richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. Er war schlank,
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