PR 2640 – Splitter der Superintelligenz
durchsuchte ihn und bat ihn, den SERUN abzulegen.
Alaska gehorchte; zweifellos hätte man diesen Wunsch notfalls mit Gewalt durchgesetzt. Einem Gefangenen einen Schutz- und Kampfanzug unbekannter Bauweise zu lassen, wäre Narretei.
Im Unterschied zu Swift blieben ihm so Kleider, als er die ihm zugedachte Gefängniszelle betrat.
Erleichtert stellte er fest, dass niemand versuchte, ihm die Gesichtsmaske abzunehmen, wie es bei seiner ersten Gefangennahme der Fall gewesen war. Die Konsequenzen durch das strahlende Cappinfragment auf seinem Gesicht wären unabsehbar – jeder, der es unverhüllt ansah, verlor augenblicklich den Verstand.
Ein Horrorszenario an Bord eines Raumschiffes, das unweigerlich damit endete, dass man ihn aus der Ferne mit Energiefeldern isolierte und tötete, um die Gefahrenquelle zu bannen. Zuvor jedoch würde er viele Intelligenzen mit in den Untergang reißen ...
Die Tür schloss sich hinter ihm, ein Verschluss knackte mehrfach, als sie sich positronisch verriegelte, und ein grün eingefärbter Energievorhang flimmerte auf.
Ohne spezielle Hilfsmittel schien eine Flucht aus der Zelle unmöglich zu sein. Momentan dachte Alaska ohnehin nicht darüber nach – wohin hätte er auch fliehen sollen, mitten an Bord der gegnerischen Großen Escalianischen Kampfsäule und ohne ein befreundetes Schiff in der Nähe? Wenn überhaupt, bot nur das Eingreifen des Zwergandroiden Eroin Blitzer eine Chance, dieser Situation zu entkommen. Was Blitzer bereits erreicht hatte, wusste allerdings nur er selbst.
Der Kleine verfügte immer noch über erstaunliche Hilfsmittel dank der geretteten Kosmokratentechnologie aus der verschollenen LEUCHTKRAFT. Schon einige Male hatte er damit Erstaunliches vollbracht.
Es hieß also abzuwarten.
In der Gefängniszelle stand eine Pritsche, deren Oberseite mit einer Art leicht verschlissenem Leder bezogen war. Saedelaere setzte sich darauf; es schien durchaus bequem zu sein. Außerdem war die spärliche Möblierung auch sonst auf die Bedürfnisse eines Humanoiden zugeschnitten – ein einfacher Stuhl, ein Tisch, beides aus nichtmagnetischem Metall, beides im Boden verankert.
Beiläufig fragte sich Saedelaere, ob es auch spezifische Zellen für Kandran gab oder ob Rizinze Baro sich in diesen Augenblicken in einem baugleichen Raum wiederfand. Womöglich war auch jeder der Korridore für die Lebensumstände eines bestimmten Volkes konzipiert worden – einschließlich variabler Umweltbedingungen für Nicht-Sauerstoffatmer.
Für Saedelaere begann das Warten. Alles war leichter, weil man die Zelle durchaus menschenwürdig ausgestattet hatte; ein dreckiges, licht- und wärmeloses Loch hätte ihn allerdings auch nicht überrascht.
Er legte sich auf der Pritsche zurück. Es gab sogar eine kissenartige Erhöhung für den Kopf. In seiner eigenen Kabine in der LEUCHTKRAFT hatte er kaum bequemer gelegen. Nur fröstelte ihn ein wenig, und Decken standen nicht zur Verfügung.
Zum ersten Mal seit der Flucht aus der Anomalie blieb ihm Zeit zum Nachdenken, und diese Möglichkeit wollte er nutzen. Das Kom-Modul seiner Maske half nicht, um mit seinen Gefährten Kontakt aufzunehmen. Zum einen wurden sie zweifellos überwacht, zum anderen waren, wie er durch einen kurzen Test feststellte, sämtliche Frequenzen blockiert, womöglich mithilfe eines in den Wänden rundum geschlossenen Energiefeldes.
Seine Gedanken kreisten um die Geschehnisse in der Anomalie. Wie war eine Space-Jet der BASIS in dieses kosmische Phänomen geraten? Wieso hatte die negative Superintelligenz QIN SHI die Entität SIL dort eingekerkert? Um die Anomalie zu stabilisieren? Und was hatte die Frau Samburi Yura mit alldem zu tun?
Fragen gab es viele, nur Antworten fand er nicht. Es war zum Verzweifeln. Endlich hatte er eine erste heiße Spur zu QIN SHI und womöglich zu Samburi Yura gefunden, aber er konnte sie nicht verfolgen. Es war nicht einmal Zeit geblieben, die aus dem Bordrechner der Space-Jet B-SJ-031 überspielten Daten überhaupt zu sichten, geschweige denn auszuwerten.
Alaska schloss die Augen, versuchte seine Situation so nüchtern wie möglich zu analysieren. Dass man ihm trotz der herablassenden Art Craton Yukks einen grundlegenden Respekt entgegenbrachte und er in einer menschenwürdigen Zelle saß, erleichterte ihn. Er hoffte deshalb allgemein auf eine bessere Behandlung als während seiner ersten Gefangenschaft.
Sorgen bereitete ihm vor allem der Gedanke an Carmydea Yukk. Sie war für das Reich der
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