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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sprangen auf, wollten der Herzogin zu Hilfe eilen. Sie kamen nicht weit. Wachposten stellten sich ihnen in den Weg, richteten ihre Waffen auf sie.
    Rhizinza Yukk setzte sich mit sichtlicher Mühe auf. Nichts mehr erinnerte an ihre stolze, perfekte Haltung, an die Aura der Macht, die die Herzogin stets umgeben hatte. Ihr überwältigendes Charisma war purem Elend gewichen.
    »Wo bin ich?« Weil sich noch immer zu viel Flüssigkeit in ihrem Mund befand, klang ein blubberndes Geräusch mit. »Wer seid ihr?«
    »Du bist eine Verräterin«, herrschte Craton, ihr eigenes Enkelkind, sie an. Auf ihre Fragen ging er nicht ein. »Du hast mit dem Feind kollaboriert, Rhizinza Yukk.«
    »Aber ... ich ...«
    »Verräter haben hier zu schweigen!« Der Kommandant der DRUSALAI wandte sich von ihr ab, starrte Carmydea ins Gesicht und wiederholte seine grausamen Worte ein weiteres Mal: »Sieh sie dir an, die Zeichen der Zeit, Schwester.«
    Die Herzogin versuchte aufzustehen, brach dabei jedoch in die Knie. Nun erst schien ihr aufzufallen, dass sie keine Maske trug. Sie tastete mit zitternden Fingern über ihr Gesicht.
    »Führt sie ab!«, befahl Craton den Wächtern. »Aber achtet darauf, dass sie überlebt! Jemand will noch mit ihr sprechen, bevor sie ihr gerechtes Urteil als Verräterin erhält. Und gebt ihr um TANEDRARS Willen eine einfache Maske, auch wenn sie es eigentlich nicht verdient hat.«
    Zwei Wächter packten die Herzogin, deren Rang in der Gegenwart nicht mehr anerkannt wurde, und zerrten sie mit sich. Aus eigener Kraft gehen konnte sie nicht, obwohl sie es versuchte; so schleiften ihre Füße und Unterschenkel über dem Boden.
    »Das Dinner ist beendet«, stellte der Kommandant klar.
    Wachen gingen zu jedem der Gefangenen, während Swift und sein Mediker den Raum unbehelligt verließen. Zusätzlich betraten einige der bereits bekannten Kampfroboter den Raum und hüllten Alraska, Carmydea, Gardeleutnant Pridon und Rizinze Baro jeweils in ein Fesselfeld.
    Craton stellte sich ein letztes Mal direkt vor seine Zwillingsschwester. »Werft sie in die Zelle neben ihrer Großmutter!«
    »Unserer Großmutter«, schrie Carmydea ihm entgegen.
    Er scherte sich nicht darum. »Verhört sie. Sie steht unter keinem besonderen Schutz. Wir müssen alles über die Gruppierung der Jyrescaboro herausfinden.«
    Damit wandte er ihr den Rücken zu und blieb vor dem krötenartigen Piloten stehen. »Meine Leute werden auch in Erfahrung bringen, was du über die Anomalien weißt. Wir haben dich gewähren lassen, solange du bloß deine kleinen, schmutzigen Geschäfte betrieben hast, aber nachdem du nun mit Fremden zusammengearbeitet hast, mit Feinden der Harmonie, verdienst du keine Freundlichkeit unsererseits mehr. Du wirst uns alles berichten ... glaub mir, alles!«
    Der Kandran antwortete nichts, was Eroin Blitzer vernünftig schien; was hätte er auch sagen sollen?
    Es trat immer deutlicher zutage, dass Craton Yukk dieses sogenannte Kapitänsdinner nur abgehalten hatte, um die Fronten zu klären. Der Lirbal war völlig im Denken der Harmonie gefangen und sträubte sich gegen jede noch so kleine Änderung.
    Schon die Vorstellung, dass seine Zwillingsschwester recht haben könnte mit ihrer Vermutung, dass TANEDRAR und der Kanzler sich mit dem Problem der Unharmonischen anders als in der Sprache der Gewalt und Strafe auseinandersetzten, musste ihm ein Gräuel sein.
    Aber wie sonst sollte man die Hinweise auf das bevorstehende Gespräch des Kanzlers mit Alraska verstehen? Oder Cratons beiläufigen Satz, dass noch jemand mit Rhizinza Yukk sprechen wollte?
    Zuletzt stellte sich der Kommandant vor Alraska. »Du stehst leider unter dem Schutz hoher Mächte ... höchster Mächte! Wir lassen dich am Leben. Sei froh, dass der Kanzler dich sehen will.« Eine kurze Pause, dann ergänzte er: »Einen Fremden.«
    Für einen Augenblick glaubte Eroin, hinter Craton Yukks Fassade blicken und dessen Fassungslosigkeit wahrnehmen zu können. Dieses ungeheuerliche Zusammentreffen, womöglich gar eine Kooperation seiner höchsten Vorgesetzten mit dem Feind, passte absolut nicht in sein vom Gesetz der Harmonie geprägtes Weltbild.
     
    *
     
    Sie führten Alraska ab, und bald saß er in seiner Zelle.
    Eroin glitt zu ihm und nahm flüsternd Kontakt zu ihm auf.
    »Können wir fliehen?«, fragte Alraska.
    »Wohin?«, antwortete der Zwergandroide. »Und wie?« Die beiden Gegenfragen genügten, um den Gedanken an Flucht zunächst abzuhaken. »Was hast du vorhin gemeint, als

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