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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Widerstandsbewegung bestand also nicht darin, TANEDRAR oder der Harmonie zu schaden – doch genau darauf lief es letztendlich hinaus, denn die Superintelligenz und ihre Helfer gingen rabiat gegen die Jyrescaboro vor.
    Carmydea wiederum erhoffte sich nun, angesichts der Tatsache, dass der Kanzler des Reiches in greifbare Nähe rückte, eine Möglichkeit, direkt zu TANEDRAR zu sprechen. Ebenso hatte sie versucht, die Superintelligenz zu einer Reaktion zu bewegen, indem sie die Geschichte ihrer verschollenen Großmutter bestätigte und so dem System der Harmonie einen Schlag versetzte.
    Die Sterblichen und ihre großen Pläne, die oft in Hochmut und Hybris gipfeln, dachte Eroin Blitzer – und stockte, als ihm etwas auffiel. Und oft genug gelingt es ihnen doch, die Pläne in die Tat umzusetzen.
    Craton Yukk setzte sich derweil wieder auf seinen Platz.
    Seine gepeinigte Zwillingsschwester hingegen quälte sich auf die Füße und wankte wenig würdevoll die beiden Schritte bis zu ihrem eigenen Stuhl. Noch immer schwieg sie nicht. Der Zwergandroide fragte sich, ob sie dumm, stur oder bewundernswert stark war.
    »Du bist verblendet durch diese Harmonie«, sagte sie mit zitternden Lippen, wodurch sie einige Silben nur undeutlich artikulieren konnte – es klang wie Hammo'ie. »So erkennst du nicht einmal, welchem Irrglauben du aufsitzt, Craton! Genau das muss endlich überwunden werden, weil sonst über kurz oder lang das Reich der Harmonie wirklich in Gefahr gerät, und das nicht durch die Jyresca!«
    »Schweig, Schwester«, erwiderte er kalt. »Eine dritte Entladung des Schockers könnte dir ernsthaften Schaden zufügen.«
    »Und? Stört dich das etwa? Warum? Meinetwegen? Oder wegen deiner Vorgesetzten, denen du mich heil ausliefern musst?« Sie hustete und krampfte sich zusammen. Wahrscheinlich waren ihre Muskeln in Mitleidenschaft gezogen worden.
    »Will der Kanzler mich mitnehmen und dem König als Beute präsentieren? Craton, wie kannst du das zulassen? Aber wieso wundere ich mich überhaupt darüber? Schließlich verachtest du sogar unsere Großmutter, die ihr Leben lang der Harmonie ebenso diente wie du, ehe sie das Schicksal für eine gewisse Zeit aus dem Verkehr zog. Welchen Vorwand nutzt du bei ihr? Sie ist harmonisch, das weißt du! Dennoch schützt du sie nicht.«
    »Rhizinza Yukk ist eine Verräterin«, sagte Craton kalt. Nicht die geringste Sympathie oder Wärme für seine Blutsverwandte klang darin mit, wie Blitzer es oft bei biologischen Wesen erlebt hatte. Auch das Volk der Lirbal schien normalerweise großen Wert auf das Konstrukt der Familie zu legen; die bisherigen Beobachtungen legten das nahe.
    »Und du, Schwester«, fuhr der Kommandant fort, »versuchst mit aller Gewalt, diese Verräterin zu rehabilitieren. Sie ist eine Feindin des Reiches, und das trotz ihres Escaran! Das macht sie nur umso gefährlicher. Da du mir viele Fragen stellst, auf die du die Antwort zu kennen glaubst, will ich es genauso tun. Bist du wirklich so blind, das nicht zu sehen? Oder deckst du sie nur, weil ihr gemeinsam gegen die Harmonie vorgeht?«
    »Du verstehst nichts!«
    »Aber du, ja? Ausgerechnet die kleine Carmydea Yukk, die an TANEDRAR zweifelt und behauptet, dass der Superintelligenz Fehler unterlaufen.«
    Sie nickte. Ihre Hände umklammerten die Kante der Tischplatte, die Finger zitterten. »In diesem Fall ist es so! TANEDRAR muss endlich erkennen, was sie mit der Harmonie-Verblendung anrichtet!«
    Eroin Blitzer glaubte nicht, dass es sich um ein reines Psycho-Spiel von Carmydea handelte, mit dem sie ihren Bruder unter Druck setzen wollte. Sie war offenbar tatsächlich außer sich vor Wut und Verzweiflung, weil Craton an seiner rigiden Harmonie-Gläubigkeit festhielt.
    Die Situation war eindeutig festgefahren – Carmydea würde niemals von ihrem Standpunkt abrücken, und ihr Bruder wiederum konnte gar nicht anders, als sie als Feindin zu betrachten; eine Feindin des Reiches der Harmonie und damit auch seiner selbst.
    Die Logik gebot deshalb, das ohnehin fruchtlose Gespräch abzubrechen, doch die Zwillinge schienen nicht daran zu denken. Sie waren in ihren aufgewühlten Gefühlen gefangen.
    Der Zwergandroide verstand genau, was sich vor seinen Augen abspielte. Craton genoss die Macht über seine Schwester; Carmydea fand endlich ein Vehikel für ihren Zorn und ihre Enttäuschung, indem sie ihre Gefühle ihrem verhassten Bruder entgegenschleudern konnte.
    Der Zwergandroide ging zu Alraska, der scheinbar teilnahmslos auf

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